1999 verspielten die Bayern sicheren CL-Titel in den letzten 100 Sekunden gegen Manchester United.
Auf der großen Uhr im "Camp Nou"-Stadion waren die 90 Spielminuten abgelaufen. Vor der Ersatzbank standen Torschütze Mario Basler und Co. mit den Sieger-T-Shirts und Gewinner-Kappen parat - aber dann fehlten dem FC Bayern beim Champions-League-Finale gegen Manchester United in Barcelona 100 Sekunden zum Triumph.
Zu früh gefreut
"Mir kam ja schon unser Betreuer Charly mit
dem riesigen Champagnerkübel entgegen. Auf einmal dreh ich mich, da gab's
den Eckball und kurz darauf das Gebrüll der Engländer. Wie gesagt, die Mütze
war drauf, der Champagner kam es war angerichtet", erinnerte sich Basler
ungern an die bittere Fußball-Nacht.
Auch zehn Jahre nach dem 26. Mai 1999 schmerzen die Bilder von der 1:2-Niederlage immer noch. "Ich habe mir die Bilder nie auf Video angesehen bis jetzt. Und es wirkt noch immer unfassbar auf mich", gestand Stefan Effenberg.
Rückblick mit Grausen
Gemeinsam mit dem damaligen Trainer
Ottmar Hitzfeld schauten sich Effenberg und Basler auf Initiative der
"Bild"-Zeitung die Bilder von damals doch noch einmal an. Wie sie sich vor
90.000 Zuschauern in Barcelona und einem Millionenpublikum an den
TV-Schirmen in aller Welt schon auf dem Königsklassen-Thron wähnten, bis die
eingewechselten Teddy Sheringham (91.) und Ole Gunnar Solksjaer (93.) in der
Nachspielzeit sie aus allen Träumen rissen.
"Scheiße"
"Das 1:1 war ein Stich ins Herz. Ich
habe nur gedacht: Scheiße, jetzt musst du auch noch in die Verlängerung.
Noch mal eine halbe Stunde, United ist psychologisch auch noch im Vorteil
durch den Ausgleich. Das ging mir durch den Kopf und dann gab's ja schon
wieder Eckball", schilderte Hitzfeld die bitteren Momente gegen den
aktuellen Champions-League-Finalisten.
"Die ganze Grausamkeit hat uns getroffen", hauchte "Kaiser" Franz Beckenbauer damals beim Bankett förmlich ins Saal-Mikrofon und führte fort: "Die Mannschaft hat hervorragend gespielt."
Kahn verkroch sich
Goalie Oliver Kahn reagierte am extremsten.
Der ehrgeizige Kapitän blieb dem Bankett fern, verweigerte jeden Kommentar
und verkroch sich auf dem Hotelzimmer. Andere gingen anders mit dem Frust
um: Basler tanzte bis zum Morgengrauen. "Ich hätte niemals aufs Zimmer gehen
können, da hätte ich wahrscheinlich den Fernseher aus dem Fenster geworfen.
Wir haben erst gegessen, dann angefangen zu trinken. Irgendjemand hat
angefangen zu tanzen, dann wurden es immer mehr, die Musik lauter, die
Getränke schmeckten auch immer besser. Ja, und dann haben wir richtig die
Sau raus gelassen. Es waren viele Spieler dabei", erinnerte sich Basler.
Effenberg schwor sich noch in der Nacht, den Pott ein anderes Mal zu holen. Das klappte dann zwei Jahre später beim Sieg im Elfmeterschießen gegen Valencia in Mailand. "Damit haben wir das Drama abgearbeitet", betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der heuer beim 0:4 in der Champions League gegen den FC Barcelona wieder eine schwarze Nacht im "Camp Nou" erlebte.