"Austria muss immer doppelt so gut sein und gegen zwölf gewinnen"
Nenad Bjelica hat seinem Ärger wieder freien Lauf gelassen. Nach dem 2:2 seiner Austria gegen die Admira am Samstagabend stand dieses Mal nicht die eigene Mannschaft, sondern die Schiedsrichter im Mittelpunkt seiner Kritik. "Austria muss immer doppelt so gut sein und gegen zwölf gewinnen. Das geht nicht immer. Das kostet uns Punkte", schäumte der Austria-Coach.
Auslöser von Bjelicas Verstimmung war Referee Dieter Muckenhammer. Der 32-jährige Oberösterreicher hatte Austrias Thomas Murg in der 59. Minute mit einer überharten Roten Karte vom Platz gestellt. Selbst die Admiraner waren danach von dieser Entscheidung überrascht. "Gelb hätte gereicht", meinte Admira-Trainer Walter Knaller.
Interessiert hatte Knaller zuvor den Worten seines Gegenüber gelauscht. Dieser redete sich ob der Referee-Entscheidung in Rage und beklagte dabei sogar einen fehlenden Meister-Bonus. "Dass so etwas einem Meister im eigenen Stadion passiert gegen einen sogenannten Kleinen, auch wenn die Admira wie ein Großer gespielt hat, ist respektlos", erklärte Bjelica.
In den bisherigen 19 Runden registrierte der Kroate "sieben, acht Entscheidungen gegen die Austria. Das kostet uns natürlich Punkte, das ist nicht zu diskutieren. Warum machen sich die Schiedsrichter so stark gegen uns?", meinte Bjelica. Er fühle sich wie ein Aufsteiger, der sich den Respekt der Unparteiischen erst erarbeiten muss.
"Wenn du bei Wolfsberg Trainer bist, ist das normal. Dann bauchst du ein wenig Zeit, bis sie kapieren, dass du in der Bundesliga bist", erklärte der ehemalige WAC-Trainer, der in Anbetracht der Geschehnisse auf jede andere Analyse verzichtete. "Unsere Situation ist schwer genug. Und dann kommt noch ein Herr, der Autorität zeigen will. Wie großartig und stark er ist gegen den Meister. Aber er hat nur irgendwas gezeigt."
Zumindest gab Bjelica die Tatsache recht, dass die Partie nach dem Ausschluss klar zugunsten der Gäste kippte. 20:9 Schüsse Richtung Tor und ein klares Plus an Ballbesitz (59:41) wiesen die Südstädter als aktiveres Team aus. Bei der Austria fanden im ganzen Spiel auch nur zwei von drei Pässen das Ziel.
Dass sich der Meister in nummerischer Unterlegenheit bis auf einen Distanzschuss von James Holland an die Stange überhaupt keine Möglichkeiten mehr erarbeiten konnte, verwunderte trotzdem. Konterattacken blieben fast gänzlich aus. In der zweiten Spielhälfte kam, wie in den vergangenen Spielen oft gesehen, der physische Einbruch.
"Wir hatten 30 Spiele seit Saisonbeginn, jetzt das fünfte in 16 Tagen. Das sieht man, dass wir uns schwertun", verteidigte Bjelica seine Mannschaft. "Über Kampf kann man nicht immer Spiele gewinnen. Man muss auch spielerisch überzeugen. Das war heute nicht der Fall."
Schicker weiter in Torlaune
Die Admira freute sich über den Prestigepunkt beim Titelverteidiger nur bedingt. So ärgerte sich Rene Schicker, dass er selbst im Finish noch die Chance auf sein drittes Tor an diesem Abend ausließ. "Aber im Endeffekt darf man nicht übertreiben", meinte der nun neunfache Saisontorschütze.
In der Vorsaison war Schicker im Frühjahr noch nach Hartberg verliehen worden, nachdem er unter Dietmar Kühbauer keine Rolle mehr spielte. Nun trifft der 29-jährige Steirer am laufenden Band, in den jüngsten sechs Runden insgesamt siebenmal. "Ich weiß, was ich drauf habe. Jetzt bekomme ich auch die Bälle und stehe goldrichtig", meinte Schicker über sein Erfolgsrezept.
Auf die Admira wartet am kommenden Samstag nun das vielleicht wichtigste Spiel der letzten Wochen. Zu Hause geht es gegen Wacker Innsbruck. Die Tiroler liegen aktuell nur noch fünf Zähler vor dem Tabellenletzten, weil sie gegen Sturm Graz eine 0:1-Heimniederlage kassierten. "Ich weiß nicht, wovor die Mannschaft Angst hatte. Das war heute gar nichts. Es hat der Mut gefehlt, Fußball zu spielen", schimpfte Trainer Roland Kirchler.
Auf Seite 2: Grödig siegt auch mit Platzwart
Der SV Grödig lässt sich in der Fußball-Bundesliga weder vom Wettskandal noch von Personalsorgen stoppen. Der Aufsteiger kletterte am Samstag durch ein 3:0 gegen Ried zumindest vorerst auf Rang zwei, obwohl neben den suspendierten Dominique Taboga und Thomas Zündel gleich sieben weitere Spieler nicht zur Verfügung standen und deshalb sogar der Platzwart einsprang.
Thomas Pfeilstöcker spielt als Kapitän für die Grödiger Amateure und ist beim Verein für die Organisation der Heimspiele zuständig. Nun wurde der Innenverteidiger im Alter von 35 Jahren gegen Ried in der 90. Minute eingewechselt und kam so zu seinem Oberhaus-Debüt. "In den paar Minuten habe ich keinen Fehler gemacht. Ich habe aber auch nicht so oft den Ball berührt", scherzte Pfeilstöcker.
Der Abwehrspieler absolvierte für Leoben, Kapfenberg und Grödig insgesamt 175 Partien in der Erste Liga, ehe er vor zwei Jahren seine Profi-Karriere beendete. Nun klappte es doch noch mit dem ersten Oberhaus-Einsatz. "Im Leben braucht man eine gewisse Hartnäckigkeit, bis sich die Träume erfüllen. Dafür ist es dann umso schöner."
Seit gemeinsamen Spieler-Zeiten beim Kapfenberger SV ist Pfeilstöcker mit Grödig-Trainer Adi Hütter befreundet. "Dass er mich eingewechselt hat, war ein schönes Zeichen", sagte Pfeilstöcker. Ein Einsatz des Oldies von Beginn an stand nicht zur Debatte. "Wir sind ein Ausbildungsverein, deswegen hat der Trainer dem 17-jährigen Oberst die Chance gegeben, der die Sache großartig gemacht hat", erklärte Pfeilstöcker.
Der gelungene Auftritt des Teenagers machte auch den 35-Jährigen stolz, schließlich kümmert sich Pfeilstöcker als "Leithammel" bei den Amateuren um den Grödiger Nachwuchs. "Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung der jungen Spieler."
Auch ansonsten gibt es für den Steirer genug zu tun: Unter der Woche arbeitet Pfeilstöcker täglich ab 9.00 Uhr in der Untersbergarena, dazu kommen vier bis fünf Trainings und ein Spiel pro Woche mit den Amateuren. Wenige Stunden vor der Ried-Partie musste noch die Schneeräumung des Platzes organisiert werden, Pfeilstöcker selbst griff allerdings nicht zur Schaufel. "Wenn ich im Profi-Kader bin, bin ich von der Arbeit befreit."
Mit der zusätzlichen Freizeit dürfte es schon am Samstag wieder vorbei sein, denn die Grödiger Ausfallsliste wird wegen der Rückkehr von drei Gesperrten vor dem Auswärtsspiel gegen Sturm Graz um einiges kürzer. "Doch wenn der Trainer mich braucht, bin ich bereit", betonte Pfeilstöcker und schwärmte in höchsten Tönen von Hütter. "Er bringt jeden dazu, über die Leistungsgrenze zu gehen. Er ist der fähigste Trainer in Österreich", sagte der Steirer, der auf der Uni Innsbruck einen Kurs zum Thema Sportpsychologie und Mentalcoaching im Leistungssport absolviert hat und sich in diesem Bereich selbstständig machen will.