Dem Rowdie, der beim sonntägigen Wiener Derby mit einem Böller Rapid-Tormann Koch verletzte, drohen laut Polizei bis zu drei Jahre Haft.
Der laut Polizeisprecher Christian Stella gar nicht so dem typischen Fan-Publikum zuzurechnende Verdächtige wird wegen schwerer Körperverletzung angezeigt.
Gehörtrauma
Koch erlitt durch den Böller, der trotz eines
Sicherheitsnetzes den Weg auf das Spielfeld gefunden hatte, laut
Erstdiagnose ein Gehörtrauma mit Vertäubung sowie einen
Kreislaufzusammenbruch. Der Deutsche kann sich natürlich auch zivilrechtlich
an dem Böllerwerfer einigermaßen schadlos halten.
"Solche Böllerwürfe sind sehr unangenehm. Das kann bis zur vorzeitigen Pensionierung gehen", sagte Stella. Der Austria-Anhang, der sich bei der Staatsoper getroffen hatte, war bereits am frühen Nachmittag sehr aufgeheizt. Schon zu diesem Zeitpunkt flogen Knallkörper. In der U-Bahn nach Hütteldorf kam es Stella zufolge zu kleineren Sachbeschädigungen.
Rauch stoppt U4
In der U4-Station Pilgramgasse wurde der Zug mit
den Fans für etwa zehn Minuten gestoppt. Grund dafür war eine
Rauchentwicklung, "wobei uns die Wiener Linien bisher nicht sagen konnten,
ob dafür ein Kabelbrand, eine weggeworfene Zigarette oder pyrotechnische
Gegenstände die Ursache waren", sagte der Polizeisprecher.
Brenzlig wurde die Situation, als die Austrianer über die Deutschordenstraße zu ihrem Stadion-Sektor zogen. Im Bereich Deutschordenstraße - Keißlergasse hatte die Exekutive vorsorglich eine Pufferzone eingerichtet, um Rapid- und Austria-Anhang voneinander fernzuhalten. Das gelang auch, aber es flogen erneut zahlreiche pyrotechnische Gegenstände und auch Bierflaschen. Getroffen wurde niemand. Allerdings begann ein auf einem Balkon in der Deutschordenstraße zu glosen, nachdem er von einem Böller getroffen worden war. Beamte bereinigten das Problem.
Ruhiges Spiel
Das Spiel begann zunächst ruhig, bis es in der
sechsten Minute zum Böllerwurf gegen Koch kam. Der mutmaßliche Täter wurde
festgenommen. "Das Match selbst war auch wegen des Spielverlaufs ruhig", so
Stella. Einen Zwischenfall gab es noch nach Spielende: Als zwei bis drei
Rapidler Anhänger der Violetten mit Stangen attackieren wollten, ging die
Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) dazwischen. Ein Offizier der
Spezialeinheit wurde an der Hand verletzt.
Dass die Wiener Derbys der jüngeren Zeit wieder besonders heiß geworden sind, wollte Stella nicht bestätigen. "Derbys waren immer heiß. Was wir aber bemerken, ist, dass sogenannte Allerweltsspiele, die früher relativ ruhig waren, immer unangenehmer werden", sagte der Polizeisprecher. Über kurz oder lang werde sich die Polizei mit der Bundesliga und den Vereinen zusammensetzen müssen, "damit Fußballspiele wieder Volksfestcharakter bekommen". Stella regte darüber hinaus an, dass Stadionverbote - analog zu entsprechenden Regelungen im Ausland - öffentlich-rechtlich ausgesprochen werden und damit offiziellen Charakter hätten. "Das ist aber meine persönliche Meinung."