"Jogo bonito"
Brasilien startet Projekt WM-Titel
09.08.2010
2014 soll bei Heim-WM Weltmeistertitel her - endlich wieder mit "Jogo bonito".
Neustart nach dem WM-Fiasko: Unter Dunga-Nachfolger Mano Menezes will die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft das "Jogo bonito" von Pele & Co. wieder aufleben lassen. Im ersten Länderspiel nach dem Viertelfinal-Aus bei der Weltmeisterschaft in Südafrika soll die "Selecao" am Dienstagabend gegen die USA aber nicht nur schön spielen. Ein Sieg ist Pflicht.
Ergebnisse und Leistung müssen stimmen
"Ich mache mir keine
Illusionen. Noch sind wir mit Fans und Medien in der Honeymoon-Phase. Aber
eine gute Arbeit spiegelt sich auch und vor allem in Ergebnissen wider",
sagte Menezes vor dem Duell mit den USA im neuen Meadowlands-Stadium von
East Rutherford. Die Medien loben den Nachfolger des stets mürrischen Carlos
Dunga bis dato. Er gibt lächelnd Autogramme, ist bisher sehr oft zu Späßen
mit Fans und Journalisten aufgelegt.
Keine Job-Garantie
Eine Garantie, dass er bei der WM 2014 daheim
in Brasilien noch im Amt sein werde, habe er aber nicht, räumt der Coach
ein. "Dass die nächste WM bei uns stattfindet, bringt Vorteile mit sich,
aber auch einen Riesendruck, darüber bin ich mir im klaren." Der Präsident
des Brasilianischen Fußball-Verbandes CBF, Ricardo Teixeira, hat die Fans
bereits um Geduld gebeten. Aber auch er weiß: vor eigenem Publikum ist der
Rekordweltmeister zur heiß ersehnten "Hexa", zum Gewinn des sechsten
WM-Titels, regelrecht verdammt.
Spieler aus heimischer Liga
Bei der ersten Etappe der Operation
Wiedergutmachung gegen die USA setzt Menezes nur auf vier WM-Fahrer und
probt entgegen der brasilianischen Tradition der vergangenen Jahrzehnte
zunächst einmal mit einem Kader, der vorrangig aus Profis besteht, die in
Brasilien ihr Geld verdienen. So zum Beispiel die "Meninos da Vila", die
jungen Offensiv-Talente des brasilianischen Pokalsiegers FC Santos um Neymar
(18) und Ganso (20). "Das ist eine vielversprechende Generation", betonte
der Teamchef.
Vorbild Spanien
Menezes will Weltmeister Spanien nacheifern und
Ballkontrolle zum obersten Gebot machen. "Die spanische Spielidee überzeugt
ja alle. Und wir Brasilianer gehören zu denen, die diese Idee vom Talent und
Spielanlage her am ehesten kopieren können." Neben Spielkunst werde aber
auch Disziplin gefragt sein, beteuert Menezes. Der Umgang der Spieler mit
Twitter und Facebook bereite ihm besonders große Sorgen, gibt der 48-Jährige
unumwunden zu. Ein Verbot sei aber nicht vorgesehen.
Abschied für US-Teamchef?
Sorgen ganz anderer Art hat
US-Coach Bob Bradley. Das Erreichen des WM-Achtelfinales wurde in ganz
Amerika als Erfolg gewertet und als wichtiger Schritt, Soccer in den USA
populärer zu machen. Dennoch mehren sich Spekulationen, dass Bradley gegen
Brasilien seine Abschiedsvorstellung geben könnte. Sein Vertrag endet im
Dezember. Er selbst wäre einem Engagement in Europa ebenso wenig abgeneigt
wie der US-Fußballverband einer Verpflichtung eines namhaften
internationalen Trainers von Weltniveau.