Kleine Überraschung im Teamkader für das Spiel gegen Schweden: Sturms Mario Kienzl könnte im ersten Länderspiel des Jahres debütieren.
Bei der Kadernominierung für das erste Länderspiel des österreichischen Fußball-Nationalteams im Jahr 2009 sind große Überraschungen erwartungsgemäß ausgeblieben. Mit Sturm-Graz-Spieler Mario Kienzl scheint nur ein Neuling im 21-Mann-Aufgebot für das freundschaftliche Treffen mit Schweden am 11. Februar in Graz auf, die übrigen Akteure erhalten die Chance, sich für die enttäuschenden Leistungen im Herbst zu rehabilitieren.
Augenmerk auf Defensive
Dringenden Steigerungsbedarf ortet
Teamchef Karel Brückner vor allem im Defensivverhalten. "Wir wollen uns auf
spielerischer und taktischer Seite verbessern, vor allem im Abwehrverhalten.
Da waren die letzten zwei Spiele (Anm.: 1:3 gegen Serbien, 2:4 gegen die
Türkei) sehr schwach", sagte der Tscheche, und sein Assistent Jan Kocian
präzisierte: "Wir waren nicht nur mit der Abwehr, sondern mit der gesamten
Defensive unzufrieden."
Den relativ ungünstigen Termin im Februar, zu dem viele Kicker noch mitten in der Vorbereitung stecken, nahm der Slowake achselzuckend zu Kenntnis. "Dieser Tag wurde von der FIFA eben festgelegt. Wir könnten das Spiel auch absagen oder gegen einen schwächeren Gegner spielen, aber warum sollten wir das tun?"
Generalprobe für WM-Quali
Immerhin gehe es darum, eine
erfolgreiche Generalprobe für die WM-Qualifikationspartie am 1. April in
Klagenfurt gegen Rumänien hinzulegen. In diesem Spiel benötigt die
ÖFB-Auswahl unbedingt einen Sieg, ansonsten wäre die letzte Chance auf eine
WM-Teilnahme endgültig verspielt. "Aber wir haben noch immer Hoffnung und es
ist unsere Pflicht, so zu denken, dass wir es schaffen können", betonte
Brückner.
Korkmaz fehlt weiter
Verletzungsbedingt muss der Teamchef mit dem
rekonvaleszenten Ümit Korkmaz nur auf einen ÖFB-Fixpunkt verzichten, der
wiedergenesene Martin Harnik wurde trotz seines rund halbstündigen Einsatzes
für Werder Bremen am Sonntag gegen Arminia Bielefeld noch nicht
berücksichtigt. "Nur bei Hoffer (Anm.: Adduktorenprobleme) gibt es noch ein
Fragezeichen, sonst sind alle fit, und wir hoffen, dass das bis zum Spiel so
bleibt", sagte Brückner in Anspielung auf die Absagen-Serie vor dem
Türkei-Match im vergangenen November.
Kritik an Stankovic-Transfer
In dieser Partie gab Marko Stankovic
sein Debüt, diesmal fehlt der Steirer aufgrund von Muskelproblemen. Eine
Rückkehr ins Nationalteam dürfte für den ehemaligen U21-Kapitän nicht
einfach werden, denn sein Wechsel von Sturm Graz in die Serie B zu Triestina
wurde von Brückner nicht goutiert. "Das war keine gute Idee."
Rückendeckung erhielt dagegen Marc Janko für seine Entscheidung, zumindest noch bis Sommer in Salzburg zu bleiben. "Es ist besser für ihn. Wenn ein Spieler in eine fremde Umwelt geht, ist das nicht so einfach. Er hat noch Zeit."
Sorgen bei Ivanschitz und Stranzl
Mit Sorgenfalten beobachtet der
69-Jährige die Entwicklung rund um seine Führungsspieler Andreas Ivanschitz
und Martin Stranzl, die zuletzt in ihren Clubs Panathinaikos Athen und
Spartak Moskau aufs Abstellgleis gerieten. "Es ist ein Problem, dass sie
nicht spielen, aber für uns sind das die Top-Spieler dieser Mannschaft und
ich glaube, dass sie sich noch durchsetzen werden", sagte der frühere
tschechische Nationalcoach und bezeichnete Stranzl als "Abwehrdirigent" und
"Spieler Nummer eins in unserer Viererkette".
Herzog macht sich in diesem Zusammenhang weniger Sorgen um Stranzl ("Er wird sicher bald wieder spielen") als um Ivanschitz. "Es ist schwierig für ihn, weil der Trainer nicht auf ihn setzt. Aber manchmal muss ich eben im Training auch die Ellbogen ausfahren und dafür sorgen, dass es kracht." Auch für den Rekord-Internationalen kommt ein Fallenlassen der beiden Burgenländer zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht infrage. "Für sie ist es wichtig zu sehen, dass wir auf sie bauen. Doch wie lange das geht, wird man sehen."
Schweden "keine Übermannschaft"
Für den Test gegen
Schweden hofft Herzog auf ein positives Resultat. "Das erste Spiel ist zwar
schwierig, weil man noch nicht weiß, wo man steht, trotzdem haben wir
Legionäre, die fast durchgespielt haben. Schweden ist ein starkes Team, aber
keine Übermannschaft. Wir wollen mit einem guten Ergebnis starten."
Debüt für Kienzl
Zu einem erfolgreichen Jahresauftakt
könnte möglicherweise Mario Kienzl einen Beitrag leisten. "Er hat im Herbst
gute Leistungen gebracht und spielt bei Sturm im zentralen Mittelfeld eine
gute Rolle, deswegen hat er sich die Chance verdient", sagte Herzog über den
25-Jährigen. Nach längerer Zeit wieder im mit 13 Legionären gespickten Kader
scheint Franz Schiemer (Kocian: "Ein Perspektivspieler") auf,
überraschenderweise wäre es auch fast zum ÖFB-Comeback von LASK-Akteur Klaus
Salmutter gekommen. "Er wäre nominiert worden, ist aber im Moment verletzt",
meinte Brückner.
Die Befindlichkeiten seiner Spieler interessieren den Trainer weit mehr als die Designierung von Leo Windtner als ÖFB-Präsident. "Ich wünsche dem neuen Präsidenten alles Gute und viel Erfolg", lautete der knapp Kommentar des Tschechen. Auch Herzog war bemüht, das Sportliche in den Vordergrund zu rücken. "Er ist sicher ein guter Kandidat, aber das Wichtigste ist, was auf dem Platz passiert. Wir müssen uns auf unsere Aufgaben konzentrieren."
Der komplette Kader
Tor: Michael Gspurning (Xanthi/1
Länderspiel/4 Gegentore), Jürgen Macho (AEK Athen/17/15), Alexander
Manninger (Juventus Turin/32/42)
Abwehr: György Garics (Bergamo/20/1 Tor), Ronald Gercaliu (Salzburg/14/0), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/13/1), Emanuel Pogatetz (Middlesbrough/35/2), Sebastian Prödl (Bremen/18/2), Paul Scharner (Wigan/21/0), Franz Schiemer (Austria Wien/4/0), Martin Stranzl (Spartak Moskau/54/3)
Mittelfeld: Christian Fuchs (VfL Bochum/24/0), Andreas Hölzl (Sturm Graz/2/2), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos Athen/48/7), Mario Kienzl (Sturm Graz/0/0), Christoph Leitgeb (Salzburg/24/0), Jürgen Säumel (Torino/18/0)
Angriff: Marko Arnautovic (Twente Enschede/3/0), Erwin Hoffer (Rapid Wien/9/0), Marc Janko (Salzburg/7/3), Rubin Okotie (Austria Wien/1/0)