Erst zwei Tage im Amt und schon servierte der ÖFB-Boss Leo Windtner Teamchef Brückner ab. Drum griff er hart durch.
ÖSTERREICH: Wie hat Karel Brückner auf die Trennung reagiert, Herr
Präsident?
Leo Windtner: Ich habe das Gefühl, dass Herr
Brückner jetzt erleichtert ist. Er hat ja mitbekommen, wie bei uns die
Stimmung ist. Brückner hat sicher geahnt, was kommt. Er hat mir gesagt, dass
es auch das Ende seiner Trainer-Karriere ist.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie den Trainerwechsel nicht schon am Samstag
vollzogen – Sie wussten ja, dass Sie mit Brückner nicht mehr weiterarbeiten,
oder?
Windtner: Es ist mir wichtig gewesen, noch einmal mit ihm zu
reden. Das hat er auch verdient. Ich selbst wollte auch eine Bestätigung,
dass ich richtig reagiere. Es hat von Karel Brückner keine positiven Signale
gegeben. Die hätten aber unbedingt kommen müssen. Ich hatte den Eindruck,
dass er sehr müde ist. Die Ergebnisse des Teams sprechen auch eine deutliche
Sprache. Da muss man nichts erklären. Es passt einfach nicht. Das war ganz
offensichtlich.
ÖSTERREICH: Brückner soll auch große gesundheitliche Probleme haben?
Windtner:
Das möchte ich nicht breit treten. Er ist ein großartiger Fachmann und ein
feiner Mensch.
ÖSTERREICH: Trotzdem hat er die Spieler nicht erreicht...
Windtner:
Das ist richtig. Es hat sich überhaupt keine Vertrauensbasis zwischen der
Nationalmannschaft und dem Trainer entwickelt. Das hat man auch an der
Körpersprache der Spieler deutlich gemerkt. Ich hätte niemals gedacht, wie
verunsichert alle sind. Das Rumänien-Match ist die letzte Chance. Und jetzt
greifen wir eben zum letzten Strohhalm, den wir noch haben.
ÖSTERREICH: Aber wer ist der letzte Strohhalm?
Windtner: Im
Moment kann ich das nicht beantworten. Ich gebe mir zehn Tage Zeit, um den
richtigen Mann zu finden.
ÖSTERREICH: Was muss dieser Mann mitbringen?
Windtner: Er
muss bei den Spielern Selbstvertrauen und Stolz wecken. Nur dann können wir
Begeisterung bei den Fans erzeugen und noch ein Wunder schaffen. Wenn ich
nicht daran glaube, dass noch was möglich ist, wer dann? Ich muss die
Richtung vorgeben – und ich treffe die Entscheidung.
ÖSTERREICH: Wären Sie auch bereit, Ablöse für den Teamchef zu bezahlen?
Windtner:
Eher nein. Obwohl es nicht am Geld scheitern darf.
ÖSTERREICH: Kriegt Franco Foda die Freigabe von Sturm?
Windtner:
Es gab bisher noch kein Gespräch mit ihm.
ÖSTERREICH: Kommt das noch?
Windtner: Ich werde jetzt viele
Gespräche führen.
ÖSTERREICH: Auch mit Didi Constantini?
Windtner: Ich brauche
einen Feuerwehrmann – und er ist einer.
ÖSTERREICH: Wollen Sie einen Österreicher oder einen Ausländer?
Windtner:
Ich möchte die beste Lösung!
Interview: Christian Russegger/ÖSTERREICH