Red Bull will international mit Leipzig ganz vorne mitmischen.
Frage: Ist aus einer ursprünglich rationalen Entscheidung für den Fußball
bei Ihnen zwischenzeitlich eine gefühlsmäßige emotionale Einstellung,
ähnlich wie beim Eishockey, geworden?
Mateschitz: "Jeder Weg
zum Erfolg ist auch ein emotionaler, man muss sich 100 Prozent mit dem Ziel
und dem Inhalt identifizieren. So ist es für uns auch im Fußball, wobei ich
zugegebener Maßen unterschätzt habe, welche Ausmaße eine
emotionale Einstellung zum Fußballsport erreichen kann".
Frage: Sie haben einmal gesagt, nicht das Erreichen des Ziels ist spannend,
sondern der Weg und da gehören auch Schnapsideen dazu. Wie viel
Schnapsidee war dabei, als Sie die am Boden liegende Salzburger Austria
übernommen haben?
Mateschitz: "Es kamen einige Faktoren
zusammen: Der Zeitpunkt zwischen der Weltmeisterschaft in Deutschland und
der Europameisterschaft bei uns war - wenn man je einsteigen will - der idealste.
Der Wunsch, die Salzburger Austria vor dem Konkurs zu bewahren. Und eine
alte Idee von uns, Salzburg zur Sporthauptstadt Österreichs zu machen, wobei
neben Eishockey natürlich auch Fußball dazugehört".
Frage: Fünf Jahre läuft jetzt das Projekt Fußball. Wie zufrieden sind Sie
mit der Entwicklung?
Mateschitz: "Sehr zufrieden. Wir haben in
New York vor einigen Wochen unser neues 25.000-Zuseher-Stadion eröffnet,
spielen vor vollem Haus und führen die Tabelle an. RB Leipzig steigt fix auf
und spielt nächstes Jahr in der 4. Liga. In Österreich sind wir in den fünf
Jahren nur Meister und Vizemeister geworden. Die Akademie in Ghana läuft
perfekt und macht viel Freude. Die Akademie in Brasilien detto, und man muss
dabei natürlich bedenken: International braucht man ganz einfach mehr
Jahre zur erfolgreichen Aufbauarbeit".
Frage: Wurden Ihrer Meinung nach auch Fehler gemacht?
Mateschitz:
"Keine wesentlichen. Das Gesamtkonzept Fußball läuft nach
Plan".
Frage: Die Installierung von Dietmar Beiersdorfer für fünf Jahre. Die Vertragsverlängerung
mit Huub Stevens bis 2012. Alles klare Zeichen für Kontinuität, die es
bisher so nicht gab. Warum?
Mateschitz: "Kontinuität ist nur mit
den richtigen Leuten möglich und sinnvoll. Mit Dietmar Beiersdorfer und
Huub Stevens glauben wir, diese jetzt gefunden zu haben".
Frage: Die bisherigen Erfolge in Salzburg waren eher bescheiden,
zumal Sie in einem Interview gemeint haben, wir engagieren uns sicher nicht,
um "nur" österreichischer Meister zu werden.
Mateschitz:
"Auch die internationalen Erfolge waren im Rahmen des Möglichen
gut. Umso mehr, als wir einmal nur an einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung
an der Champions League gescheitert sind".
Frage: Mittelfristig, meinten Sie, wollen Sie Red Bull Salzburg unter die
Top 15 in Europa positionieren. Wie lange wird man noch dafür brauchen?
Mateschitz:
"Solange nicht die gesamte Österreichische Bundesliga auf einem
signifikant höheren Niveau spielt, wird dieses Ziel nicht realisierbar
sein. Es müssten also mehrere Clubs ähnliche Strategien entwickeln
und in den Fußball investieren. Ich glaube auch, dass es die Investoren
dafür gäbe, hätte man sie nicht durch die hinreichend bekannten
"Fälle" davongejagt. Es gilt neben der sportlichen Leistung und
dem Niveau des Fußballs, auch sein Image wieder zu Recht zu rücken".
Frage: Ist eine regelmäßige Teilnahme in der Champions League eher
mit einem deutschen als mit einem österreichischen Club realistisch?
Mateschitz:
"Sicherlich mit einem deutschen Club, da diese Liga, wie jeder
weiß, ihren Mannschaften mehr abverlangt".
Frage: In den letzten Jahren wurde immer wieder kritisiert, dass für den
internationalen Erfolg zu wenig investiert wurde. Wird das für die neue
Saison, mit der Chance auf die Champions League anders sein?
Mateschitz:
"Nein, das wird nicht der Fall sein, die Problematik ist klar: Für
unsere Bundesliga wäre dies sowohl sportlich als auch finanziell, eine
nicht sinnvolle und nicht vertretbare Maßnahme. Hier bezeichnen
"kompetente" Sportjournalisten unsere Fußballer schon jetzt
als "Millionärsteam". Trotzdem können sie innerhalb der Champions
League kaum die erforderliche Qualität und Wettbewerbsfähigkeit
erreichen. Wie ja ohnehin bekannt ist, ist unsere Strategie, in fünf bis
sieben Jahren mit dem stärksten Team mit Leipzig in der Deutschen
Bundesliga zu spielen und in Österreich mit einem quasi U-21 Team mit
einem möglichst hohen Anteil an Spielern aus unseren Akademien, was
aber nicht heißen soll, dass diese Mannschaft nicht im Stande sein
soll, auch um den Meistertitel mitzuspielen und auch durchaus an
internationalen Spielen in der Europa League teilzunehmen. Dies wäre erst in
Frage zu stellen, wenn die österreichische Bundesliga zu den stärksten Ligen
in Europa aufschließen könnte".
Frage: Wird es neben Salzburg, New York und Leipzig noch weitere Standorte
geben?
Mateschitz: "Nein, diesbezüglich gibt es derzeit keine
weiteren Pläne".
Frage: Wird Red Bull für das Projekt New York prominente Fußballer verpflichten,
um im hart umkämpften Sportmarkt in den USA erfolgreich bestehen zu
können?
Mateschitz: "In New York werden derartige Schritte
sehr wohl sportlich wie auch medial notwendig und sinnvoll sein".
Frage: Raul gilt als einer der Kandidaten. Für Sie als großer
Real-Fan müsste das der super Coup schlechthin sein?
Mateschitz: "Was
mögliche Verpflichtungen betrifft, führen wir derzeit einige
Gespräche, Raul ist jedoch nicht darunter".
Frage: Red Bull Racing gilt als WM-Favorit in der Formel 1. Die Eishockey-Spieler
gewinnen das Salute Turnier und den Confederation-Cup und die Fußballer sind
am guten Weg. Wie bewerten Sie diese Erfolge und wo sehen sie Ihre
Prioritäten?
Mateschitz: "Es ist sehr wichtig und tut
natürlich allen dafür Verantwortlichen gut, wenn unsere Bemühungen
und Anstrengungen auch die entsprechenden sportlichen Erfolge nach sich
ziehen, soll heißen - wir freuen uns enorm".