Bundesliga

Bullen stark - Grödig weinte Sensation nach

11.08.2013

Neo-Cheftrainer Oliver Lederer überzeugt: Admira bleibt oben.

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Welch feinen Fußball Salzburgs Kicker spielen können, war jüngst in den Partien gegen Fenerbahce Istanbul zu sehen. Weil den Hausherren im Salzburger Derby gegen Grödig aber 45 Minuten lang die "geistige Frische" fehlte, wie Trainer Roger Schmidt befand, sah man zum ersten Mal in der noch jungen Saison auch das hässliche Gesicht der "Bullen". Schmidt durfte nach dem 0:1 zur Pause am Ende aber doch noch ein 4:1 bejubeln und durchaus zufrieden sein. Denn: "Eine gute Mannschaft zeichnet auch aus, dass sie in der Lage ist, das zu ändern."

"Meine Mannschaft hat das Derby auch nicht so angenommen, wie man es muss", rügte Schmidt seine Truppe. "Wir waren zu lethargisch. Wir haben zu viele Pausen genommen, einfache Fehler gemacht. So eine Hälfte haben wir diese Saison noch nicht gespielt", konstatierte der 46-Jährige, dessen Team nun bereits saisonübergreifend in der Bundesliga seit 23 Spielen (14 Siege, 9 Remis) ungeschlagen ist - Bestwert seit Einführung der Dreipunkte-Regel 1995/96.

"Bullen" erst pfui, dann hui
Den Bundesliga-Rekord hält aber noch immer die Austria mit 26 Partien (22 Siege, 4 Remis) en suite. 1984/85 blieben die "Veilchen" unter Trainer Thomas Parits bis Saisonende in 25 Matches (21 Siege und vier Remis) en suite ungeschlagen. In der Folgesaison gewann dann sein Nachfolger Hermann Stessl mit der Austria das Auftaktspiel.

Die Wende sei bitter nötig gewesen, schließlich "war meine Mannschaft auch den Fans etwas schuldig", gab Schmidt nach seinem 25. Sieg im 40. Bundesliga-Match (dazu 12 Remis und 3 Niederlagen) zu Protokoll und verwies auch auf die zahlreichen Fans, die nach Wals-Siezenheim gekommen waren. Beachtliche 16.223 schauten Soriano und Co. auf die Beine und quittierten die matte Vorstellung zur Pause prompt mit Pfiffen.

In der Kabine sollen aber keine lauten Worte gefallen sein. "Nein, man muss in so einer Situation vernünftig mit den Spielern umgehen", erklärte Schmidt. Die Standpauke hielt - zumindest "Sky" gegenüber - Sportdirektor Ralf Rangnick: "Wir spielen ganz schlecht. So kann man in einem Derby nicht spielen", hatte der Deutsche da gemeint.

Die Akteure wussten aber anscheinend ohnehin, wo der Hebel anzusetzen war. "In der ersten Hälfte haben wir unsere Lauf- und Zweikampfstärke vermissen lassen, waren ganz einfach zu weit vom Mann weg", sagte der defensive Mittelfeldmann Stefan Ilsanker, sein Kollege Kevin Kampl hatte eine Erklärung parat. "Wir hatten nach dem intensiven Spiel von Istanbul unsere Anlaufschwierigkeiten, die ganz normal sind", sagte der Slowene, der diesmal erst spät zu seiner Normalform fand.

Hinteregger: "Erste Hälfte war die schlechteste in dieser Saison"
Die Grödiger Führung durch Dieter Elsneg in der 38. Minute war zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient. "Die erste Hälfte war die schlechteste in dieser Saison. Grödig vollbrachte da mörderische Laufarbeit", meinte Innenverteidiger Martin Hinteregger, der beim Gegentreffer zu weit vom Mann entfernt war, mit dem Ausgleich in der 51. Minute aber die Trendwende einleitete.

"Wir haben in der zweiten Hälfte gezeigt, was wir drauf haben, und dass wir trotz des Spiels gegen Fenerbahce keine physischen Probleme hatten", meinte Kampl, der in der Länderspielpause "den Tank auffüllen" will. Der 22-jährige weilt in dieser Zeit beim slowenischen Team, das im Test auf Finnland trifft.

Hütter: "Waren mehr als konkurrenzfähig"
Grödig-Trainer Adi Hütter durfte trotz der ersten Saisonniederlage zurecht stolz sein. "Wir waren mehr als konkurrenzfähig", betonte der Vorarlberger, dem auch Schmidt Rosen streute: "Alle Mannschaften werden es schwer haben, gegen Grödig Punkte zu holen."

Hütter brachte in der Schlussphase mit Trdina noch einen zweiten Stürmer - obwohl man nach Zündels Gelb-Roter Karte (76.) nur noch zu zehnt war: "Ich habe auf den Lucky Punch und das 2:2 gehofft." Der Ausgleich blieb aber aus, vielmehr erhöhten Jonatan Soriano und der bisher zum Reservistendasein verdammte Valon Berisha im Finish noch auf 4:1 - womit der Sieg vielleicht einen Tick zu hoch ausfiel.

"Mit einem Mann weniger hatte Salzburg in den letzten 20 Minuten leichtes Spiel", ärgerte sich Elsneg, der in der 53. Minute im Konter die Riesenchance auf die neuerliche Führung vergeben hatte. "Ich hätte das 2:1 machen müssen. Wir hätten heute mehr verdient gehabt, denn wir haben sie in Schwierigkeiten gebracht", sagte der Steirer. Ähnlich sah es Defensivmann Dominique Taboga. "Schade um diese Chance zum 2:1. Denn wir haben heute gesehen, was möglich gewesen wäre."

 

Auf Seite 2: Neo-Cheftrainer Oliver Lederer überzeugt: Admira bleibt oben

Auch nach der vierten Runde der Fußball-Bundesliga ziert die Admira weiter das Tabellenende. 24 Stunden nach der Beurlaubung von Trainer Toni Polster gelang am Samstagabend mit dem 1:1 (0:1) im Heimspiel gegen den ebenfalls in der Krise steckenden Vorletzten Sturm Graz aber immerhin der erste Punkt. "Es war wichtig, dass wir endlich angeschrieben haben. Nach diesem Match bin ich noch mehr überzeugt, dass wir die Qualität haben, die Liga zu halten", betonte Oliver Lederer nach seinem geglückten Debüt als Admira-Chefcoach .

Dabei hatte das Keller-Derby für sein Team alles andere denn wunschgemäß begonnen, hatte doch Florian Kainz die Gäste bereits in Minute fünf in Führung geschossen. "Durch einen schweren individuellen Fehler sind wir früh in Rückstand geraten. Wir sind aber dann zurückgekommen und haben bis zum Ausgleich sehr gut Fußball gespielt. Darauf bin ich sehr stolz. Das ist eine Leistung, auf die wir aufbauen können", meinte der sichtlich zufriedene Neo-Trainer in seiner Match-Analyse und sprach von einem "verdienten Punkt" sowie "gerechten Remis gegen eine starke Sturm-Mannschaft".

Gleichwohl wusste der 35-Jährige, dass mehr drinnen gewesen wäre. "Woran wir arbeiten müssen, ist die Chancenverwertung. Wenn wir nur die Hälfte unserer Möglichkeiten verwerten, dann stehen wir anders da", weiß Lederer, wo er den Hebel ansetzen muss. Ein Vorteil ist dabei sicher, dass der ehemalige Bundesliga-Profi bis zu seiner Bestellung als Co-Trainer von Polster bis Mitte Juni die Admira-Amateure betreut hat. "Wir haben sehr viele gute junge Spieler. Es wird meine Aufgabe sein, diese im Laufe der Zeit zu integrieren", erklärte Lederer.

Kapitän Windbichler zur Polster-Ablöse: "Trainerwechsel war nicht notwendig"
Admira-Kapitän Richard Windbichler konnte indes die Polster-Ablöse nach nur vier Pflichtspielen bzw. 54 Tagen nicht nachvollziehen. "Der Trainerwechsel war nicht notwendig", gab er nach dem Remis gegen Sturm zu Protokoll. "Wir haben heute bewiesen, dass wir nicht so schlecht sind, wie wir gemacht werden", sagte der Ex-U21-Teamspieler mit Blick auf die vorangegangenen Liga-Spiele.

Beim 0:2 im Auftaktspiel auswärts gegen Meister Austria habe man lange Zeit gut mitgehalten, erst im Finish die beiden Gegentreffer kassiert. Die anschließende 1:2-Heimniederlage gegen Innsbruck sei unglücklich zustande gekommen, und zuletzt beim 1:7-Debakel bei Aufsteiger Grödig habe man mit den beiden frühen Ausschlüssen der Innenverteidiger Pech gehabt, sei einfach alles schief gelaufen.

Laut Alexander Friedl, dem General Manager der Admira, habe man die Polster-Ablöse "auch auf Empfehlung der Gruppe, die den Verein möglicherweise nach der Ära Trenkwalder übernehmen möchte", beschlossen. Wer diese Gruppe ist, wollte Friedl nicht verraten, sie sei aber auch für die Verpflichtung von Polster verantwortlich gewesen.

"Haben Qualität, die Liga zu halten"
Sprecher dieser Gruppe ist Karl Cermak, Geschäftsführer der in Wiener Neudorf ansässigen Spedition Trailfracht, die seit längerem als Admira-Sponsor fungiert. "Die Sondierungsgespräche laufen. Ziel dieser Gruppe ist es, den Verein in Zukunft zu übernehmen", bestätigte Cermak am Sonntagvormittag im Gespräch mit der APA.

Gleichzeitig betonte er, dass es ihm "furchtbar leid um den Toni" tue. "Ich habe mit ihm gelitten, sein Abgang war auch für mich eine bittere Niederlage, ein Eingeständnis, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber man darf nicht stur an etwas festhalten, sonst ist man ein Trottel. Und jeder Punkt kann am Ende im Kampf um den Klassenerhalt entscheidend sein."

Polster sei "ein unglückliches Opfer, aber es zählt nur die Admira in diesem Fall. Wir haben eine moralische Verpflichtung dem Verein gegenüber, wenn Leute antreten, diesen Club in die Zukunft zu führen. Und vor allem haben wir auch eine Verantwortung gegenüber unserer Akademie. Unser Ziele sind der Klassenerhalt und die Rettung der Akademie. Es zählt nur der Verein und das Leben des Vereins", bekräftigte der ehemalige Regionalliga-Kicker, der auch ein Jahr in der zweithöchsten heimischen Spielklasse aktiv war.

Polster sei zwar fest davon überzeugt gewesen, dass er das Ruder herumreißen und den Klassenerhalt mit seinem erfolgreichen Spielsystem schaffen könne. "Aber wir haben nicht das Spielermaterial dafür gehabt", stellte Cermak klar. "Wir müssen das System spielen, für das wir die Mannschaft haben. Das System richtet sich nach der jeweiligen Situation, also Gegner und Spieler, die ich zur Verfügung habe. Wir müssen die Ressourcen, die wir haben, ausschöpfen. Und die Mannschaft muss zu 1.000 Prozent davon überzeugt sein."

Die Entscheidung zur Polster-Ablöse sei auch allen Beteiligten alles andere als leicht gefallen. Nach dem 1:7 in Grödig habe es bereits am Montag und Dienstag lange Besprechungen und Analysen gegeben, immer mit Polster, der dann nach der dritten am Freitag beurlaubt wurde. "Die Situation war nicht einfach, aber nach einem 1:7 versucht man zu retten, was zu retten ist", erläuterte Cermak. "Das Gefühl hat gesagt, probieren wir zu helfen, indem wir etwas ändern. Denn die Negativstimmung war vorprogrammiert, wenn man so geprügelt wird und so viele Ausfälle hat. Gott sei Dank ist es aufgegangen."

Das Remis gegen Sturm war ein "erster Schritt aus der Verunsicherung heraus. Uns haben acht Leute gefehlt, darunter die gesamte Abwehr samt Tormann. Keiner hätte uns vor diesem Spiel einen Punkt zugetraut. Und wir sind 1.000 Tode gestorben nach fünf Minuten". Die Mannschaft habe dann aber die alten Tugenden gezeigt, "sich den Arsch aufgerissen" und am Ende etwas erreicht, auf das man aufbauen könne.

Viel Arbeit wartet nicht nur auf Lederer und Co., sondern auch auf Sturm-Trainer Darko Milanic. "Wir müssen über 90 Minuten so spielen wie nach dem Ausgleich", forderte der 45-jährige Slowene und kam zu einem ähnlichen Schluss wie der neue Admira-Trainer: "Ich habe eine Mannschaft, die noch sehr viel lernen muss."

 

 

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