Liga-Chef drängt auf Wiederaufnahme von Training
Bundesliga-Start zu Pfingsten?
07.05.2020Die ganz großen Entscheidungen blieben am Donnerstag im Rahmen der Außerordentlichen Hauptversammlung der Fußball-Bundesliga aus.
Wien. Im Laufe der kommenden Woche sollte Klarheit darüber herrschen, ob beziehungsweise wann die österreichische Fußball-Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer berichtete nach der Außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag von positiven Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium und hofft auf Grünes Licht in den nächsten Tagen.
Ein ebenfalls am Donnerstag abgehaltenes Meeting zwischen Bundesliga, Gesundheitsministerium (unter der Leitung von Minister Rudolf Anschober) und Sportministerium bezeichnete Ebenbauer als "sehr konstruktive Sitzung". Ab Freitag werde in einer Arbeitsgruppe weiterverhandelt. "Wir müssen noch massiv arbeiten, um eine Lösung zu finden."
Ziel sei es, Ende kommender Woche mit dem Mannschaftstraining zu beginnen. In diesem Fall wäre ein Neustart Ende Mai mit dem Cupfinale Red Bull Salzburg gegen Austria Lustenau möglich. "Nach dem Gespräch heute bin ich sehr zuversichtlich", meinte Ebenbauer.
Knackpunkt ist weiterhin die Frage, ob bei einem positiven Corona-Test die gesamte Mannschaft und eventuell auch der Gegner für zwei Wochen in Quarantäne müssten. Sollte das Gesundheitsministerium auf dieser Forderung bestehen, "wäre ein Meisterschaftsbetrieb nicht möglich", betonte Ebenbauer. Es habe in dieser Angelegenheit aber Bewegung gegeben.
Man befinde sich "in einem guten Austausch, allerdings müssen noch Details ausgearbeitet werden". Ebenbauer wies darauf hin, dass in der Schweiz und wohl auch in Deutschland bei einem Neustart nur die infizierten Spieler oder Betreuer isoliert werden würden. Das österreichische Hygiene-Konzept sei mit jenem der Deutschen und Schweizer "sehr eng abgestimmt".
Zur Aussage von Anschober, er sehe die Situation in Österreich "ein bisschen entspannter vom Zeitdruck her", sagte Ebenbauer: "Die Zeit ist aus meiner Sicht nicht sehr entspannt. Wir brauchen bis spätestens Mitte nächster Woche eine Lösung."
Sollte es die Erlaubnis zum Mannschaftstraining geben, ist laut Ebenbauer zunächst ein Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen wie in Deutschland denkbar. Ebenfalls möglich wäre bei einer Aufnahme des Spielbetriebs die Option, dass jeder Verein pro Spiel fünf Wechsel vornehmen kann. "Ich persönlich sehe es als gute Alternative an, doch es sollte nicht zu Spielverfälschungen etwa durch Zeitschinden kommen", erklärte Ebenbauer. Mit den Clubs sei dieses Thema aber noch nicht besprochen worden.
Im Falle eines Abbruchs würde der Europacup-Platz des Cupsiegers an die Bundesliga gehen, erzählte der Liga-Vorstand mit Verweis auf eine UEFA-Mitteilung. Diese Vorgehensweise wird auch in einem vom ÖFB eingeholten Rechtsgutachten empfohlen.
Ebenbauer gab auch schon einen Ausblick auf die kommende Spielzeit. "Es wurde ein spätestmöglicher Beginn ins Auge gefasst. Ich gehe davon aus, dass es nicht vor September sein wird." Die Vereine wollen zuwarten, um möglichst viele Spiele vor Publikum bestreiten zu können.
In diesem Zusammenhang macht die Nachricht wenig Mut, dass in den Niederlanden nur Geisterspiele möglich sind, solange es keinen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt. "Wenn diese Information auch bei uns rausgehen würde, müssten sich die Clubs Gedanken machen, weil das ein massives finanzielles Problem darstellen würde", betonte Ebenbauer.
Schon jetzt befinden sich die Clubs in großer wirtschaftlicher Bedrängnis, weshalb die Lizenzkriterien deutlich aufgeweicht wurden. So wurden die finanziellen Kriterien für die Spielgenehmigung analog zu den Vorgaben der UEFA auf europäischer Ebene ausgesetzt. Das heißt, die finanzielle Leistungsfähigkeit wird für die Erteilung der Lizenzen für die kommende Saison nicht bewertet, die weiteren rechtlichen, sportlichen und infrastrukturellen Kriterien bleiben unverändert.
Darüber hinaus wurden die zeitlichen Abläufe und Fristen des Verfahrens erstreckt. Das erstinstanzliche Urteil wird bis 15. Mai erwartet. Außerdem kann ein Club bei einem Sanierungsverfahren auch in der darauffolgenden Saison in seiner aktuellen Spielklasse verbleiben und muss nicht automatisch absteigen. Bisher wurde in dieser Situation ein Verein am Saisonende unabhängig von der Punktezahl ans Tabellenende gereiht und musste absteigen.
Dafür treten bei einem Sanierungsverfahren andere Sanktionen in Kraft, nämlich ein Sechs-Punkte-Abzug für die folgende Saison, keine entgeltlichen Transfers für die Kampfmannschaft in den zwei folgenden Transferfenstern (ablösefreie Spieler können verpflichtet werden), eine Obergrenze für Personalkosten in den folgenden zwei Saisonen, keine Europacup-Teilnahme in der folgenden Saison und kein Aufstieg von der 2. Liga in die Bundesliga. Jeder Verstoß gegen eine dieser Auflagen kann mit einem weiteren Abzug von jeweils bis zu drei Punkten in der laufenden Saison sanktioniert werden.
Was die finanzielle Lage der Vereine betrifft, gab Ebenbauer neuerlich seiner Hoffnung Ausdruck, dass demnächst Unterstützung seitens des Sportministerium eintreffe. "Darauf warten wir schon lange."
Keine Neuigkeiten gab es zum Thema 2. Liga, die noch nicht abgesagt ist, deren Clubs mit Ausnahme von Cupfinalist Austria Lustenau aber nicht einmal in Kleingruppen trainieren dürfen. Eine Entscheidung über einen möglichen Abbruch oder eine Fortsetzung könnte am Dienstag im Rahmen der Clubkonferenz fallen.
Fix ist schon jetzt, dass der Bundesliga-Aufsichtsrat nicht erweitert wird. Diesbezüglich gab es auch keinen Antrag. Bei der Clubkonferenz in der Vorwoche war der Versuch, Vertreter von Rapid und Austria ins höchste Liga-Gremium zu hieven, nur knapp gescheitert.
Noch im Laufen sind Gespräche mit TV-Rechteinhaber Sky, um Liga-Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen. "Wir versuchen, möglichst vielen Fans die Möglichkeit zu bieten, Spiele im Free-TV zu sehen", sagte Ebenbauer.
Prinzipiell wirkte der Wiener optimistischer als vor einer Woche, was eine mögliche Fortsetzung der Saison betrifft. Auch für die weitere Zukunft sah der Liga-Vorstand nicht schwarz. "Wir werden glaube ich die Krise gut meistern, auch wenn es vielleicht noch länger dauert, bis wir in den Normalbetrieb kommen."