Zerbricht da eine Trainer-Karriere? Georg Zellhofer war dem Druck zuletzt nicht mehr gewachsen. Das wahre Drama um ihn.
Für seine engsten Freunde war Zellhofers Ankündigung, die Austria mit Meisterschaftsende zu verlassen, keine Überraschung mehr. Die hatten sich zuletzt große Sorgen um ihn gemacht, hatten bemerkt, dass er in Wien mit jedem Tag unglücklicher wurde. Zellhofer ist ein Familienmensch, und er war oft einsam. Seine Frau Hilde blieb im Haus in Marchtrenk zurück, weil der gemeinsame Sohn Alexander ein Linzer Elite-Gymnasium besucht. Und der sollte nicht aus seiner gewohnten Umgebung gerissen werden. Nur Tochter Alina ging mit nach Wien. Sie ist eine angehende Journalistin, studiert und arbeitet nebenbei beim ÖFB mit. Zellhofer fuhr oft heim nach Oberösterreich, vielleicht zu oft. Von seiner Wohnung in Wien-Hietzing braucht er mit dem Auto nur 90 Minuten bis Marchtrenk.
Schwer angeschlagen
Die jüngsten Niederlagen mit der Austria
haben ihm schwer zu schaffen gemacht. Zellhofer gestand: „Ich kann kaum
schlafen, habe Nachtschweiß.“ Und er hört auf die Alarmsignale
seines Körpers: Im Vorjahr hatte Zellhofer arge gesundheitliche Probleme. Da
musste er sogar sein Herz durchchecken lassen, einen Haufen Medikamente
nehmen. All jene, die ihn wirklich kennen, wissen: Zellhofer setzt der
Stress besonders zu.
Auszeit
Das war bereits in Pasching so, bei „seinem“ Verein, den
Zellhofer von der Landesliga bis in den Europacup führte: Nach dem
ersten Jahr in der Bundesliga nahm er sich eine Auszeit. Heinz Hochhauser
sprang für ihn ein. Offiziell hieß es: Zellhofer muss sich nach einer
komplizierten Operation am Knie erholen. Der erste Eingriff war
schiefgelaufen – Zellhofer konnte das Knie nach Kreuzband-OP nicht mehr
durchstrecken. Das war allerdings nur die halbe Wahrheit: Der Erfolgstrainer
wirkte auch ausgebrannt, musste seine „Batterien“ aufladen.
Nach Pasching folgte das Abenteuer Rapid. Da hatte ihm Josef Hickersberger die Latte mit dem Meistertitel hoch gelegt. Zu hoch! Zellhofer klagte oft über die Trainingsbedingungen in Hütteldorf: „Schlechter als in Pasching ...“
Frust
Jetzt brach wieder der Frust bei ihm durch. Zellhofer
vermisst bei der Austria die Rückendeckung und das Vertrauen – deshalb tritt
er die Flucht nach vorne an, geht von selbst. An Angeboten wird es nicht
mangeln, weil er ein Top-Trainer ist. In Wien hat Zellhofer sein Glück aber
nicht gefunden!
Von Christian Russegger/ÖSTERREICH