Seit Montag Mittag ist es fix: Karl Daxbacher wird neuer Austria-Coach.
Das Spekulieren hat ein Ende, die Wiener Austria in der nächsten Saison einen neuen Trainer. Sein Name: Karl Daxbacher. Der 55-Jährige gab am Montagvormittag in Linz bekannt, dass er sich gegen seinen bisherigen Arbeitgeber LASK und für die Favoritner entschieden hat. Daxbacher erhielt einen Ein-Jahres-Vertrag mit einer Option. Sollte er sich mit der Austria 2009 fürs internationale Fußball-Geschäft qualifizieren, verlängert sich sein Kontrakt automatisch um ein weiteres Jahr. Allerdings legt sich der LASK quer.
LASK legt sich quer
Daxbacher hat am 7. März seinen auslaufenden
Vertrag mit dem LASK mündlich unbefristet verlängert. Ende März allerdings
gab es schon den ersten Kontakt mit der Austria. "Er hat den Vertrag
per Handschlag verlängert. Diesen kann man per 30. Juni mit sechsmonatiger
Kündigungszeit kündigen. Eine Freigabe wird es nicht geben",
erklärte LASK-Präsident Peter-Michael Reichel.
Stinksauer
Reichel ist auf die Austria jedenfalls nicht gut zu
sprechen, weil "hier offenbar Kaperei betrieben wird. Wir sind
eigentlich stinksauer." Sollte es allerdings ein Angebot geben, zu dem
der LASK "sportlich und wirtschaftlich nicht Nein sagen" könne,
könne man sich die Sache anschauen. Das habe er der Austria schon vor
einiger Zeit mitgeteilt. Daxbacher selbst sei man unverändert "gut
gesinnt", wenngleich Reichel auch "sehr traurig ist, was Daxbacher
betrifft. Er ist eigentlich nicht der Mann, der Vereinbarungen bricht."
Daxbacher: "Will zur Austria"
Der umworbene Trainer
hat sich am Montag klar für die Wiener ausgesprochen. "Ich will
Austria-Trainer werden. Ich war 14 Jahre bei der Austria, es ist eine Ehre,
Austria-Trainer zu sein", erklärte Daxbacher. Beim LASK habe er die
Chance erhalten, sich als Trainer zu profilieren. "Ich glaube, ich habe
es mit Erfolg zurückgezahlt", sagte er. Er habe auf die
schriftliche Ausfertigung des Vertrages bisher erfolglos gewartet, gesteht
aber auch: "Ich habe eine Abmachung gebrochen, das kann ich nicht
leugnen."
Wunschkandidat
Die Austria jedenfalls freut sich auf ihren neuen
Coach. "Karl Daxbacher war schon länger unser erklärter Wunschkandidat.
Seine Philosophie von Fußball sowie sein Fingerspitzengefühl für junge
Spieler passen ideal in unser Anforderungsprofil", erklärte Austrias
General Manager Thomas Parits. Der Trainer hatte von 2002 bis 2006 bereits
die Austria-Amateure betreut, sie 2005 aus der Ostliga in die Red Zac-Liga
und dort zum inoffiziellen Titel eines Herbstmeisters geführt. Doch ein Jahr
später musste er seine Sachen packen.
Der damalige violette Sportdirektor Peter Stöger hatte seinen Vertrag nicht verlängert. Der Betreuer war weg und er nahm den Erfolg mit nach Linz, wo er die Athletiker 2007 in die T-Mobile Bundesliga führte und dort bis zur letzten Runde in der ersten Tabellenhälfte hielt. Am Montag entschied er sich auf einer von ihm selbst einberufenen Pressekonferenz, wieder den Weg in die Bundeshauptstadt anzutreten, wo er seine größten Erfolge als Spieler gefeiert hat.
Violette Ikone
Mit den Veilchen wurde er zwischen 1971 und 1985
siebenmal Meister, viermal Cupsieger, erreichte 1978 das Pariser
Europacup-Endspiel der Cupsieger 1978 (0:4 gegen RSC Anderlecht), bestritt
502 Pflichtspiele für die Austria und erzielte dabei 54 Tore. Der
Ex-Mittelfeldspieler und sechsfache Teamspieler war jetzt im Frühjahr, in
dem ein Nachfolger für Leasing-Coach Didi Constantini gesucht wurde, in der
engeren Wahl des neuen Austria-Trainers unter den letzten drei Kandidaten.
Zur Verpflichtung von Daxbacher meinte Manager Markus Kraetschmer: "Es freut uns, dass er sich für uns entschieden hat. Wenn jemand sagt, dass für ihn damit ein Traum in Erfüllung gehe und er sich als echter Austrianer fühle, dann sind das sehr schöne Voraussetzungen für eine gemeinsame und gute Zusammenarbeit."
Der Vorwurf vonseiten des LASK, die Austria habe den Trainer abgeworben, obwohl dieser den Athletikern ein mündliche Zusage zum Bleiben gegeben habe, weisen die Wiener zurück. "Wir haben Daxbacher erst unser Offert vorgelegt, nachdem er uns gesagt hat, dass für ihn ein Engagement in der kommenden Saison in Wien möglich sei", erklärte Kraetschmer. Der "Heimkehrer" wird ab sofort in die Kadererstellung involviert sein und Parits könnte schon bald in Gesprächen mit Spielern oder dessen Beratern Nägel mit Köpfen machen.
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Austrias General Manager Thomas Parits, der gemeinsam mit Daxbacher zwei Jahre für die Violetten gespielt (1977 bis 1979) hat und später auch eine Saison in Wien sein Trainer (1984/85) war, setzt in den Constantini-Nachfolger hohe Erwartungen. "Ich bin überzeugt, dass wir in eine erfolgreich Zukunft mit Daxbacher gehen."
Daxbacher perfekte Wahl
Er habe bei seinen Trainer-Stationen
immer große Erfolge gefeiert, verstehe es perfekt, eine Mannschaft taktisch
und psychische auf einen Gegner einzustellen und könne mit jungen Spielern
hervorragend umgehen und sie weiterentwickeln, meinte der Burgenländer über
den Niederösterreicher.
Austria "nicht schlechter"
Die Vorstellung von Parits
für die kommende Saison ist klar. "Wir wollen weiterhin unseren Nachwuchs an
die Kampfmannschaft heranführen und den Weg mit vielen Österreichern
weitergehen. Das Gerippe soll aus erfahrenen und sehr guten Legionäre
bestehen, mit denen wir immer um den Titel mitspielen können. Diesen
Kriterien entspricht die Arbeit von Daxbacher zu 100 Prozent."
Radomski, Gercaliu weg
Er habe daher nicht lange um einen neuen
Austria-Trainer suchen müssen. Vor den nun mit Daxbacher abgestimmten
Verhandlungen mit Spielern versprach Parits: "Wir werden sicherlich nichts
an Qualität gegenüber jetzt einbüßen. Einige werden uns verlassen, wir
werden aber sehr gute Spieler, mit denen wir schon länger in Kontakt sind,
dafür neu dazu bekommen." Fix ist bisher, das der Pole Arek Radomski weg
will und Leihgabe Ronald Gercaliu zu Red Bull Salzburg zurück muss.
Alter Bekannter
Einer, der sich über den "Heimkehrer" in die
Austria-Familie freut, ist Co-Trainer Josef Michorl, der unter Daxbacher
schon während seiner Amateur-Zeit zusammengearbeitet hat. "Karl ist ein
Austrianer mit Leib und Seele, seine fachliche Kompetenz steht ohnehin außer
Zweifel. Er hat von allem, was er macht, genau Vorstellungen und zieht diese
auch durch. Wenn man immer ehrlich ist zu ihm, kann man alles haben", so der
Assistent.