Jetzt Platz 3
Deutsche am Boden, aber nicht am Ende
08.07.2010
Teamchef Löw gibt nach Spanien-Pleite Platz 3 als neues Ziel aus.
Aus der große Traum! Auf dem Sprung zum achten WM-Finale hat die junge Truppe der Mut verlassen. Statt um den vierten Titel gegen den Endspiel-Neuling Niederlande zu kämpfen, muss Deutschland gegen Uruguay um den Trostpreis spielen. "Wir sind enttäuscht und traurig, aber nicht demoralisiert. Wir haben ein gutes Turnier gespielt und werden noch besser werden", sagte DFB-Bundestrainer Joachim Löw mit einem Blick in die Fußball-Zukunft.
Fehler schnell gefunden
Seine Elf, die im Gegensatz zum
begeisternden Achtel- (4:1 England) und Viertelfinale (4:0 Argentinien) am
Mittwochabend in Durban gegen Europameister Spanien (0:1) nie zu ihrem Spiel
und ihrer Linie fand, habe ihre Hemmungen nie abgelegt. "Wir haben nach der
Balleroberung zu viele Bälle zu schnell wieder verloren. Das Umschalt-Tempo
fehlte diesmal. Wir hatten nicht den Mut und die vollständige Überzeugung,
unsere Aktionen zu Ende zu spielen. Warum, weiß ich auch nicht", resümierte
Löw.
Spanien kontrollierte Spiel
Die Spanier hätten den Ball so laufen
lassen, dass man häufig hinterherrenne. "Wir kamen nicht zu den nötigen
Ballgewinnen und haben viel Kraft gebraucht. Alle mussten unglaublich viel
nach hinten arbeiten. Gegen Spanien hat es nicht gereicht, aber ich muss der
Mannschaft ein Kompliment machen, sie hat alles gegeben und getan", sagte
der frühere Innsbruck- und Austria-Trainer, der seine Burschen für das
letzte Spiel am Samstag (20.30 Uhr) in Port Elizabeth moralisch aufrichten
muss, in seiner stets besonnenen und ruhigen Art.
Platz 3 als neues Ziel
Seine Schützlinge hätten keinen Grund, den
Kopf hängen zu lassen. "Ich bin mir sicher, dass wir das Siel mit der
notwendigen Ernsthaftigkeit angehen. Wir arbeiten daran, einen guten
WM-Abschluss zu haben. Ziel ist jetzt, das letzte Spiel zu gewinnen und
Dritter zu werden", kündigte der Schwarzwälder an. Er ist überzeugt, dass
seine Elf spielerisch viel mehr könne, als sie gegen Spanien gezeigt habe.
1970 in Mexiko hat Deutschland das WM-Spiel um Rang drei gegen Uruguay durch
ein Overath-Tor 1:0 gewonnen.
Schwacher Trost
Für Kapitän Philipp Lahm ist das "kleine Finale"
nur ein schwacher Trost. "Es ist sehr bitter, denn man hat nur alle vier
Jahre die Chance, in einem WM-Halbfinale zu stehen", sagte der 26-jährige
Bayern-Verteidiger mit den Tränen in den Augen. Theo Zwanziger erhofft sich
aber trotzdem einen positiven WM-Kehraus. "Wir wollen jetzt nicht schlechter
als 2006 abschneiden", meinte der DFB-Präsident und fügte hinzu: "Die
Spanier sind vier Jahre weiter als wir und da wollen wir auch hinkommen."
Potenzial ist vorhanden
Und Teammanager Oliver Bierhoff betonte:
"In der Mannschaft steckt unheimlich viel Potenzial. Mit ein bisschen
Abstand werden alle mit Stolz auf diese WM zurückblicken." Im vorletzten
WM-Spiel wurden nicht nur Mut und Selbstvertrauen, sondern auch die Ideen
des gesperrten Thomas Müller vermisst.
Müller gegen Urus wieder dabei
Der Bayer ist am Samstag
gegen Uruguay wieder mit von der Partie. Er alleine wird aber wohl keine
Steigerung bringen, zum Siegen bedarf es mehr. Keine Diskussion gab es im
DFB-Lager über den Ausgang des Finales. "Sie sind Favorit. Diese Mannschaft
ist so stark, so kompakt, so ballsicher, so dominant, so eingespielt und hat
in Xavi und Iniesta überragende Spieler in ihren Reihen", erklärte Löw.