DFB-Elf in Paris
Deutschland will Zeichen setzen
05.02.2013
England gegen Brasilien - Herzog mit USA gefordert.
Deutschlands Fußball-Nationalelf will nach dem durchwachsenen Jahr 2012 ein Zeichen setzen. Das zuletzt angekratzte Image des DFB-Teams soll im Prestigeduell mit Frankreich am Mittwochabend (21.00/live ARD) in Paris aufpoliert werden. Das neue Länderspieljahr begann für Österreichs WM-Qualifikationsgegner aber, wie das alte zu Ende ging. Joachim Löw ist nach einigen Absagen in seinem 90. Länderspiel als Cheftrainer wieder als Experimentier-Meister gefragt.
Neben den von ÖFB-"Spion" Heimo Kump beobachteten Deutschen sind auch weitere Gruppengegner Österreichs im Rennen um Brasilien 2014 im Einsatz. Schweden empfängt mit dem zweifachen Weltmeister Argentinien um Weltfußballer Lionel Messi einen prominenten Gegner, für den ÖFB sitzt in Solna Manfred Kern auf der Tribüne. Irland tritt vor den Augen von Nick Neururer in Dublin gegen Polen an, Kasachstan testet im türkischen Antalya gegen Moldawien. Einzig die am 22. März in Wien gastierenden Färöer sind am Mittwoch nicht im Einsatz.
Absagewelle bei DFB-Team
Deutschland traf wie vor dem 0:0 in den Niederlanden zum Jahresabschluss eine Absagewelle. Gerade einmal zwölf Spieler waren beim ersten Training dabei. Die Dortmunder Mario Götze (Infekt), Marco Reus (Adduktoren) und Marcel Schmelzer (Sprunggelenk) reisten krankheitsbedingt gar nicht erst an und fehlen gegen den Nachbarn ebenso wie Lazio-Legionär Miroslav Klose (Knieverletzung). Die Bayern-Profis Holger Badstuber (Kreuzbandriss) und Bastian Schweinsteiger (Adduktoren) hatten schon zuvor gepasst.
Die sportliche Leitung des Weltranglisten-Zweiten bastelte vor dem Abflug in die französische Hauptstadt intensiv an Notlösungen, bemühte sich jedoch um Normalität. Teammanager Oliver Bierhoff nahm gleich den Rest des Aufgebots in die Pflicht: "Wir haben gezeigt, dass wir einen guten Kader haben. Es können sich andere Spieler präsentieren."
Test gegen Frankreich
Das Duell mit den fußballerisch starken Franzosen ist nur ein Test. Doch Brisanz gibt es nach dem für Löw und die Nationalelf unbefriedigenden vergangenen Jahr genug. Vor zwölf Monaten war der Jahresauftakt gegen Frankreich mit 1:2 verloren gegangen. Dem bitteren Aus im EM-Halbfinale gegen Italien war ein 1:3 gegen Argentinien und später das ernüchternde 4:4 gegen Schweden gefolgt. Erst das 0:0 in Amsterdam glättete etwas die Wogen.
Nun wartet mit den unter dem neuen Cheftrainer Didier Deschamps wiedererstarkten Franzosen gleich wieder eine harte Nuss. "Das ist ja unsere Vorgabe, dass wir versuchen, möglichst starke, attraktive Gegner zu bekommen, gegen die wir gefordert sind", betonte Löw. Der Schwabe war guter Dinge, dass es seinem Team vor erwarteten 75.000 Zuschauern, darunter Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande, gelingt, nach fünf Jahren endlich wieder einen Jahresauftakt zu gewinnen.
Die Auswärtsbilanz Deutschlands in Frankreich ist ungewöhnlich schlecht. In zehn Partien im Nachbarland gelang bisher nur ein Sieg - und der vor 78 Jahren. 1935 gab es ein 3:1 in Paris. Ermöglichen soll ein Erfolgserlebnis auch Rückkehrer Rene Adler, der im Tor seine Chance erhält. Einen Kampf um den Stammplatz gegen Manuel Neuer will der HSV-Keeper aber nicht provozieren - trotz der Kommentare des Münchners Neuer ("Bei einem solchen Spiel wäre ich gerne dabei gewesen.") zur vertauschten Aufgabenverteilung im Stade de France.
Frankreich will Selbstvertrauen tanken
Frankreich will gegen Deutschland auch Selbstvertrauen für ein vielleicht entscheidendes Spiel in der WM-Qualifikation sammeln. Ende März steht vier Tage nach dem Heimspiel gegen Georgien (22. März) vor eigenem Publikum das Duell mit Spanien auf dem Programm. Im Herbst holten die "Bleus" beim Weltmeister ein beachtliches 1:1. Gegen Deutschland wird Deschamps daher kaum Experimente wagen. Er vertraut dem Kader um Bayern-Legionär Franck Ribery, Torhüter Hugo Lloris (Tottenham), Verteidiger Patrice Evra (Manchester United) und Stürmer Karim Benzema (Real Madrid).
Spanien bestreitet indes in Doha einen Test gegen Uruguay. Verletzt mussten Reals Xabi Alonso und Barcelonas Xavi passen, dafür steht dessen Teamkollege Carles Puyol bei seinem Comeback vor einem Jubiläum. Gegen die Südamerikaner könnte der 34-jährige Haudegen sein 100. Länderspiel bestreiten. Auch Erfolgstrainer Vicente del Bosque sprach mit Blick auf die Spiele im März von einem "extrem wichtigen Test". Nicht berücksichtigt wurde Chelsea-Stürmer Fernando Torres, in den Kader schaffte es hingegen Malagas Jungstar Isco (20).
Brasilien gegen England
Eine Premiere erlebt Londons Wembley-Stadion. Rekordweltmeister Brasilien trifft mit dem neuen, alten Cheftrainer Luiz Felipe Scolari auf England. Der ehemalige Weltmeister-Coach von 2002 sorgte mit einer Einberufung von Ronaldinho und Torhüter Julio Cesar sogleich für Aufregung beim nächsten WM-Gastgeber.
Der 64-jährige Scolari soll die hohen Erwartungen mit dem sechsten Titel beim Heim-Turnier 2014 erfüllen, er dürfte der im FIFA-Ranking auf den 18. Rang abgerutschten "Selecao" ein weitaus raueres Spiel antrainieren als sein Vorgänger Mano Menezes. Dieser wollte eine brasilianische Version des spanischen "Tiki-Taka" forcieren.
Herzog startet mit USA in finale WM-Quali-Phase
Für die Fußball-Nationalelf der USA mit Co-Trainer Andreas Herzog wird es in der entscheidenden Phase der Qualifikation für die WM 2014 ernst. Am Mittwoch gastieren die Vereinigten Staaten im ersten Spiel der finalen Sechser-Gruppe des CONCACAF-Verbandes in Honduras. Weitere Gegner sind Mexiko, Costa Rica sowie die Außenseiter Jamaika und Panama. Nur die ersten drei Teams schaffen fix den Sprung nach Brasilien, der Vierte spielt ein Play-off gegen den Sieger der Ozeanien-Qualifikation.
Mit einem 0:0 gegen Kanada verlief der letzte Test für die USA enttäuschend, dabei musste Teamchef Jürgen Klinsmann jedoch auf seine Europa-Legionäre verzichten. In San Pedro Sula ruhen die Hoffnungen der Amerikaner deshalb auf ihren Stützen wie Tim Howard (Everton), Michael Bradley (AS Roma) oder Clint Dempsey (Tottenham). Rapid-Stürmer Terrence Boyd fand im Aufgebot keine Berücksichtigung. "Unsere Botschaft muss sein, dass wir die drei Punkte wollen", stellte Klinsmann klar.