Rumpel-Kick & Dösi-Kick
DFB-Team erleichtert, Presse unzufrieden
12.09.2012
Schmelzer nach dem Dusel-Sieg: "Hier werden nicht viele gewinnen."
Joachim Löw hat nach Siegen der deutschen Nationalmannschaft schon glücklicher gewirkt. Das 2:1 am Dienstag in Wien gegen Österreich bescherte dem DFB-Team auf dem Papier zwar einen makellosen Start in die WM-Qualifikation, die Kritik dürfte nach dem Zittersieg im Happel-Stadion aber nicht leiser werden - ganz im Gegenteil: Deutsche Zeitungen schrieben von einem "Rumpel-Fußball" und "Dösi-Kick" und werden den Druck auf den Bundestrainer, der nach dem EM-Semifinal-Aus gegen Italien und der Testspiel-Niederlage gegen Argentinien ohnehin schon unter Druck steht, wohl weiterhin erhöhen.
"Hatten in manchen Situationen Glück"
Im Land des dreifachen Welt- und Europameisters wird es nicht gern gesehen, wenn man gegen die Nummer 49 der FIFA-Weltrangliste gehörig ins Straucheln gerät. "Aber die Österreicher haben gegen keine andere Nation mehr zu gewinnen als gegen Deutschland. Gegen uns sind sie immer besonders motiviert", rechtfertigte sich Löw. Allerdings gab der 52-Jährige in Anbetracht des Sitzers von Marko Arnautovic
auch zu, dass die ÖFB-Auswahl unter ihrem Wert geschlagen worden sei. "Wir hatten in manchen Situationen Glück. In der Schlussphase hätte Österreich das 2:2 erzielen müssen."
Verbesserungspotential bei DFB-Elf
Löw machte seiner Mannschaft den Vorwurf, die Partie nach der 2:0-Führung nicht sicher nach Hause gespielt zu haben. "Da hätten wir das Match anders kontrollieren müssen." Auch die zahlreichen - oft durch das österreichische Pressing erzwungenen - Fehler im Spielaufbau ärgerten den früheren Tirol- und Austria-Trainer. "Wir haben nicht so gut von hinten rausgespielt und oft lange Bälle nach vorne geschlagen, was normalerweise nicht unser Spiel ist."
Deutsche Probleme mit Pressing
Dass es trotz der bescheidenen Leistung doch zum achten deutschen Sieg über Österreich in Folge kam, war laut Löw keine reine Glückssache. "In so einem Spiel muss man seine Chancen nützen. Der Unterschied war, dass wir das gemacht haben und ein Stück cleverer waren." Ähnlich sahen es auch seine Spieler. "Können erstmal zufrieden sein, weil wir aus zwei Spielen sechs Punkte geholt haben. Mit dem heutigen Spiel können wir natürlich nicht zufrieden sein, so wie wir agiert haben", meinte Philipp Lahm. "Wir kennen die meisten Spieler aus der Bundesliga, dass sie eine gute Mannschaft haben, wussten wir. Wir haben in den ersten 25 Minuten keine Lösung gefunden gegen das Pressing. Alle Torchancen haben daraus resultiert, dass wir nicht gut rausgespielt haben und Fehler gemacht haben", sagte der DFB-Teamkapitän.
Lob für Koller-Elf
"Hier werden nicht viele Mannschaften drei Punkte holen", meinte Marcel Schmelzer. Torhüter Manuel Neuer und Mittelfeldspieler Sami Khedira sahen nach dem Spiel in der Koller-Elf einen echten Kandidaten für ein WM-Ticket. "Man weiß, dass Österreich sich weiterentwickelt hat. Hier gewinnt nicht jede Mannschaft. Österreich war nicht bei der Europameisterschaft, aber sie sind auf jeden Fall ein Kandidat um zur WM zu fahren", sagte Neuer. Khedira: "Wenn die Österreicher weiter so spielen, werden sie in der Qualifikation ein sehr ernstes Wort mitreden. In Österreich zu bestehen, ist für eine deutsche Mannschaft nicht einfach, deshalb sind die drei Punkte sehr wertvoll."