"Fühle mich Club verpflichtet"

Dragovic hält Kiew (vorerst) die Treue

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ÖFB-Teamverteidiger denkt derzeit trotz Ukraine-Krise nicht an Flucht aus Kiew.

Österreichs Fußball-Teamverteidiger Aleksandar Dragovic versucht sich trotz des Konfliktes im Osten der Ukraine auf den Ligastart mit Dynamo Kiew zu konzentrieren. Dieser soll am Wochenende planmäßig erfolgen. Einige Teams können ihre Heimspiele aber nicht in den eigenen Stadien austragen. Meister und Champions-League-Teilnehmer Schachtar Donezk etwa weicht für eine Saison nach Lwiw (Lemberg) aus.

"Bin Spotler, kein Politiker"
"In Kiew ist wie in Lemberg von der Krise nichts zu merken", erklärte Dragovic am Mittwoch in einer Presseaussendung. "Man muss und kann die Dinge nicht schönreden, aber ich bin Profisportler und kein Politiker." Der 23-jährige Wiener war im Sommer 2013 für kolportierte neun Millionen Euro vom FC Basel nach Kiew gewechselt und soll dort über einen Vertrag bis 2018 verfügen.

"Verein tut alles für die Spieler"
"Fakt ist, dass ich Dynamo Kiew gegenüber verpflichtet bin und der Verein alles für seine Spieler tut. Ich versuche, mich auf meinen Job als Fußballer zu konzentrieren und den Rest so weit wie möglich auszublenden", sagte Dragovic. "Das ist kein Idealzustand, aber ich habe einen laufenden Vertrag und solange die Sicherheit gewährleistet ist und wir einen Spielbetrieb haben, werde ich alles für Dynamo geben."

Liga startet
In der ersten Ligarunde geht es am Samstag zu Hause gegen Worskla Poltawa. Im Supercup mussten sich die Hauptstädter am Dienstag in Lwiw Meister Schachtar mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. "Die Stimmung auf den Rängen war unglaublich", meinte Dragovic nach der Partie vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena Lwiw.

Schachtar siedelt um
Das EM-Stadion von 2012 wird vorerst auch zum Heimstadion für Schachtar. Der Millionenclub zieht aus der umkämpften Industriemetropole Donezk in den Westen. "Wir werden in Kiew trainieren und leben, die Arena Lwiw wird unser Heimstadion", erklärte Trainer Mircea Lucescu. Laut dem Rumänen werde man aber sobald wie möglich nach Donezk zurückkehren.

Lwiw liegt mehr als 1.000 Kilometer westlich. Dort ist man gegenüber Donezk und den pro-russischen Strömungen in der Region Donbass kritisch eingestellt. "Wenn wir ehrlich sind, dann war die Unterstützung hier natürlich nicht 50:50", sagte Schachtar-Geschäftsführer Sergei Palkin nach dem Supercup. "Aber ich denke, dass wir das in Zukunft regeln können, besonders in Lwiw. Wir werden nicht nur unsere nationalen Spiele, sondern auch unsere Champions-League-Spiele hier austragen."

Chaos in Donezk
In der Heimat von Schachtar reagiert nämlich weiterhin das Chaos. Donezk ist eine von zwei Großstädten in der Ost-Ukraine, die derzeit noch von pro-russischen Separatisten kontrolliert werden. Etwa 60 Kilometer entfernt war vergangene Woche ein malaysisches Verkehrsflugzeug abgestürzt. Es war allen Anschein nach von einer Rakete getroffen worden. Alle 298 Menschen an Bord wurden getötet.

Im Angesicht dessen haben sich sechs südamerikanische Schachtar-Profis, fünf aus Brasilien und einer aus Argentinien, bisher geweigert, in die Ukraine zurückzukehren. Darunter seien aber nur zwei Stammspieler, relativierte Dragovic. Palkin will die Legionäre dennoch zur Rückkehr bewegen. "Wir sind in der Phase, sie zu überzeugen, dass die Ukraine sicher genug ist, um hier zu spielen und zu leben." Dragovic ergänzte: "Alle hoffen, dass sich die Situation in der Ost-Ukraine beruhigt."

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