Polizei-Armee gegen Hools - So rüstet Szene zum Krieg.
Es wird gespenstisch: Das Derby zwischen Austria und Rapid wird zum Hochsicherheitsspiel. Seit dieser Woche ist die Gewalt zwischen den radikalen Fans der beiden Mannschaften völlig eskaliert: Donnerstagabend wird der Austria-Amateur-Spieler Valentin Grubeck von Rapid-Hools verprügelt (siehe Interview re.) Keine 24 Stunden später sollen 60 Rapid-Hools erneut versucht haben, das Austria-Stadion zu stürmen. Rapid in einer Presseaussendung dazu: Das ist eine Falschmeldung. Fakt ist, dass die dort anwesenden Personen nicht der Fan-Szene des SK Rapid, sondern jener des Gastgebers zuzuordnen sind.
- Polizei rüstet auf. Derweil stockt die Polizei auf: Heute werden knapp 1.000 Beamte das Derby bewachen. Dazu kommen 600 private Ordner. Sowohl die Mannschaft von Austria als auch von Rapid werden unter Polizeischutz in die Generali Arena geleitet. Unfassbar!
- Hools wollen Randale. Während die Offiziellen beruhigen, planen die rechten Hools Randale. Ein BKA-Beamter: „Wir fürchten die Rache der rechten ,Unsterblich‘-Fans“, einer Gruppe radikaler Austrianer, die vom Verein ausgeschlossen wurde. Auf der anderen Seite die radikalen Rapidler.
- Platzsturm oder Prügel. Die Polizei fürchtet vor allem einen Platzsturm – oder Schlägereien rund ums Stadion. Der BKA-Beamte: „So aufgeheizt war die Stimmung noch nie.“
So vernetzt ist die Szene in Europa
Die Austro-Hooligan-Szene arbeitet längst international. Erst vor wenigen Wochen waren Mitglieder des Austria-Fanklubs „Unsterblich“ nach Köln gereist. Ein BKA-Beamter: „Aber nicht um zu prügeln, sondern um sich international zu vernetzen.“ Bereits 2009 hatten „Unsterblich“-Hools gemeinsam mit „Irriducibili“-Fans von Lazio Rom einen Platzsturm gemacht. Ein Fahnder: „Hools versuchen gemeinsam mit Nazis, eine internationale Allianz zu bilden.“ Eine neue Dimension der Gewalt droht.
Mikl-Leitner: So greift Ministerin jetzt hart durch
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ist schockiert über die Prügel-Attacke von Rapid-Fans. Sie greift jetzt mit einer Gesetzesnovelle durch: Künftig soll es den Vereinen leichter gemacht werden, Stadionverbote zu verhängen. Die Polizei stellt mehr Daten – auch Bildmaterial – von Fußball-Rowdys zur Verfügung.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu dem Übergriff der Rapid-Fans auf Austrias Grubeck?
Johanna Mikl-Leitner: Der Vorfall ist unentschuldbar. Die Täter werden ja wohl nicht glauben, das hätte etwas mit Fußball zu tun. Das ist nicht nur brutal, das wäre auch dumm.
ÖSTERREICH: Was passiert jetzt mit den gewaltbereiten Rapid-Anhängern?
Mikl-Leitner: Man muss ganz klar trennen zwischen einem kleinen Teil von Chaoten und dem großen Teil der echten friedlichen Fußballfans. Unsere Aufgabe ist es, die Verdächtigen auszuforschen und ein Verfahren einzuleiten. Die Aufgabe des ÖFB, der Bundesliga und der Vereine ist es, Maßnahmen zu ergreifen, dass diese Leute gar nicht mehr ins Stadion kommen, sprich: Stadionverbote.
ÖSTERREICH: Heute ist Derby. Kann ein sicheres Match garantiert werden?
Mikl-Leitner: Ich kann garantieren, dass die Polizei ihr Bestmögliches geben wird, um für Fußballfans und Familien ein sicheres Fußballspiel zu gewährleisten.
ÖSTERREICH: Gewalt passiert auch vor dem Stadion. Was kann man dagegen tun?
Mikl-Leitner: Es wird ein Sicherheitsbereich um das Stadion eingerichtet. In diesem Bereich hat die Polizei Befugnisse, wie z. B. Wegweisungen von gewaltbereiten Personen.
ÖSTERREICH: Was bringt die Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes?
Mikl-Leitner: Mit der Novelle soll dem ÖFB und der Bundesliga die Verhängung von Stadionverboten erleichtert werden. Bisher wurden von der Polizei Name, Anschrift, Grund des Einschreitens und Ausgang des Strafverfahrens übermittelt. Geplant ist, nach begründeter Anfrage auch Bildmaterial zur Verfügung zu stellen.
K. Liener
Opfer Valentin Grubeck im Interview
ÖSTERREICH: Valentin, wie geht’s dir?
Valentin Grubeck (19): Es geht. Der Schock ist fast schlimmer als die Schmerzen. Ich habe schwere Prellungen am Rücken, der Brust und am rechten Knie. Aber Gott sei Dank keine schlimmeren Verletzungen. Ich hatte noch Glück im Unglück.
ÖSTERREICH: Wann wirst du wieder spielen können?
Grubeck: Ich hoffe so bald wie möglich.
ÖSTERREICH: Hast du jetzt einen Hass auf alle Rapid-Fans?
Grubeck: Nein. Rapid ist bekannt für Superstimmung im Stadion. Man darf jetzt nicht verallgemeinern. Das hat mit Fans nichts zu tun, was da passiert ist. Diesen Leuten ist der Fußball und Rapid scheißegal.
ÖSTERREICH: Was bedeutet dieser Vorfall für den Fußball?
Grubeck: Wegen dieser Idioten wird der gesamte Fußball leiden müssen. Jetzt werden wieder alle „Scheiß Fußball“ sagen. Ich finde es echt krank. Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass so etwas passieren kann. Eigentlich hätten sich alle auf dieses Derby freuen sollen. Und jetzt ist wieder nur dieser Vorfall Thema.
(gup)