Für einen Tag rund 100 englische Journalisten eingeflogen, Rooney fit.
Die 2.500-Seelen-Gemeinde Irdning hat schon einiges erlebt, darunter wahre Hysterien um die Trainingslager von Real Madrid. Das mediale Getöse um das Teamcamp der englischen Fußball-Nationalmannschaft sucht aber seinesgleichen. Mehr als 100 Journalisten von der Insel waren am Mittwoch in die Steiermark eingeflogen worden - um einen einzigen Tag von den Vorbereitungen des Teams auf die WM in Südafrika zu berichten.
Kondition schinden
Der Titelkandidat hat die Abgeschiedenheit
gesucht und gefunden. Bis Ende Mai arbeiten Wayne Rooney und Co. in Ennstal
vor allem an ihrer physischen Kondition. Der Preis für die Ruhe sind mediale
Restriktionen, die der englische Verband FA den Journalisten auferlegt hat.
Nur nach einem strengen Zeitplan dürfen die am Mittwoch in Irdning
durchgeführten Pressegespräche mit Spielern und Teamchef Fabio Capello
publiziert werden.
Presse spielt mit
Peter Crouch? "Erst von Freitag auf Samstag",
sagt eine der zahlreichen Medienbetreuerinnen. Damit die englische Presse
jeden Tag etwas zu schreiben hat - und das Team in der Steiermark nicht
unnötig belästigt. "Embargo" nennt die FA dieses Vorgehen. "Das ist nichts
Unübliches. Wir sind mittlerweile an so etwas gewöhnt", erklärte der
mitgereiste Reporter einer britischen Boulevardzeitung. "Es ist besser so,
als gar nichts zu bekommen."
Ruhe und Entspannung
Die Spieler wissen die Ruhe im
Fünfsterne-Hotel Schloss Pichlarn zu schätzen. 170 Euro pro Nacht kosten
dort die billigsten Zimmer. Knapp 50 hat die FA für ihren Tross für zwei
Wochen gebucht. Der hauseigene Golfplatz bietet Platz zur Entspannung. "Wir
sind sehr gut abgeschirmt. Es ist wichtig, dass man in der Vorbereitung weg
vom Schuss und fokussiert ist", meinte England-Kapitän Rio Ferdinand.
"Insofern sind es hier perfekte Bedingungen für uns."
Gute Erfahrungen in Irdning
Capello hatte schon mit Real und AS
Roma in Irdning residiert - und später jeweils den Titel geholt. Für
Österreich als Trainingscamp für die WM spricht zudem die Höhenlage. Mehrere
Spielorte in Südafrika liegen über 1.000 m Seehöhe. Die Engländer simulieren
die Höhenluft zusätzlich mit Geräten. Und auch das Wetter bietet einen
Vorgeschmack. Im südafrikanischen Winter dürfen ebenfalls Temperaturen im
einstelligen Bereich erwartet werden.
Rooney als Autogramm-Star
Bei sechs Grad Celsius hatten sich am
Mittwoch in der Früh nur wenige Schaulustige vor der ATV-Arena in Irdning
versammelt, war das Training doch nur für Medien geöffnet. Als dann der
nicht sonderlich luxuriöse Bus des "Mürztaler Reisebüros" vorfuhr, war es
Wayne Rooney vorbehalten, ihn als Letzter zu verlassen. Der Stürmerstar nahm
sich dafür von allen Kaderspielern die meiste Zeit für die Fans.
Bereitwillig wurden T-Shirts und Sticker-Alben signiert.
Rooney fit
Mehr als 20 Kamerateams verfolgten die Einheit,
insgesamt 138 Journalisten waren akkreditiert. Die sahen eine taktische
Einheit mit Verschieben in der Viererkette, ein kurzes Fünf-gegen-Fünf und
einen fit wirkenden Rooney, der vergnügt gaberlte und seine Bälle sicher
versenkte. Der 24-Jährige von Manchester United war zuletzt von mehreren
kleineren Verletzungen zurückgeworfen worden. Seine Fitness gilt als
Schlüssel für den Turniererfolg.
Chelsea-Stars im Anflug
Erst am Donnerstag oder Freitag treffen
die Chelsea-Spieler John Terry, Frank Lampard, Ashley Cole und
Portsmouth-Keeper David James - allesamt waren am Wochenende im
FA-Cup-Finale im Einsatz - sowie der angeschlagene
Manchester-City-Mittelfeldspieler Gareth Barry in der Steiermark ein. Von
Sonntag bis Dienstag absolvieren die "Three Lions" für ein
Freundschaftsspiel im Wembley-Stadion gegen Mexiko einen Kurztrip zurück
nach London.
Testspiel in Graz gegen Japan
Ihren einzigen Test in Österreich
bestreiten die Engländer am 30. Mai (14.15 Uhr) in Graz gegen Japan. Danach
will Capello auch seinen endgültigen 23-Mann-Kader für die Endrunde
benennen. Derzeit machen sich noch 30 Spieler Hoffnungen auf einen Platz im
Aufgebot. Die Intensität ist daher in jeder Einheit hoch. Die Qualifikation
geht in der Steiermark über die Bühne - dort, wo Capello schon den einen
oder anderen Grundstein für Erfolg gelegt hat.