Von Coach Pacult bis zu Jungstürmer Nuhiu - sie sorgten für EL-Sensation.
Held 1: Trainer Peter Pacult
Er hielt an Goalie Raimund Hedl fest, obwohl ihn alle wegen Helge Payer kritisierten. Er blieb cool, als Rapid sein Sturm-Doppelpack Hoffer-Maierhofer verscherbelte.
Donnerstag, Schlusspfiff im Villa Park, ein Bild für Götter: Pacult hüpft wie Rumpelstilzchen über den Rasen, umarmt seine Spieler, applaudiert den mitgereisten Rapid-Fans. So ausgelassen haben wir den gebürtigen Floridsdorfer noch nie erlebt. Dann stürmt er in die Katakomben des Stadions – und bestellt Heineken-Bier für seine Spieler. Pacult: „Pro Spieler ist ein Bier erlaubt, für den Trainer werden zwei nicht ausreichen.“
Europa spricht über Rapid
Beim Interview nach dem Triumph
suchte Pacult nach Worten, war völlig aufgekratzt: „Dass man zweimal gegen
so einen Gegner weiterkommt, ist für mich unglaublich. Das ist einer der
schönsten Tage im Fußball-Leben.“ Dann schwärmte er vom feinen Spiel seiner
Truppe. Auf die Frage, was er gesagt hätte, wenn ihm das einer vor dem Spiel
prophezeit hätte, meinte er nur: „Ich hätte ihn nach Gugging einliefern
lassen.“
Pacult ist es zu verdanken, dass man über Rapid in Europa spricht. Dabei hat man es ihm beim Rekordmeister seit seinem Amtsantritt im Jahr 2006 nicht immer leicht gemacht.
Beim Jelavic-Transfer behielt er kühlen Kopf
Als Rapid
sechs Stunden vor dem Hinspiel gegen Aston Villa den Transfer von Nikica
Jelavic zu Glasgow Rangers bekannt gab, blieb Pacult ruhig. Er, der
Konflikte mit Reportern nicht scheut, ließ sich zu keiner unüberlegten
Aussage hinreißen. Im Gegenteil: Er tüftelte viel lieber an seiner
Erfolgstaktik gegen Aston Villa. Seit gestern Abend steht fest: Pacult hat
sich endgültig in die Herzen der eingefleischten
Rapid-Anhänger gespielt!
Held 2: Elferkiller Raimund Hedl
Raimund Hedl ist ein zurückhaltender Zeitgenosse. Zumeist spielt er sachlich und unspektakulär. Doch gestern wurde er zum Rapid-Helden. In der 72. Minute parierte er den Elfmeter von Villa-Star Stilian Petrov spektakulär – und half mit seiner Großtat, den erneuten Aufstieg in die Gruppenphase klarzumachen.
Payer nur Zuschauer
Der Held des Vorjahres, Helge Payer, saß
derweil auf der Bank. 2009 hatte Payer einen Strafstoß von Villas Ashley
Young entschärft. Nun aber ist Hedl die Nummer eins. Trainer Pacult hatte
wegen dieser Entscheidung viel Kritik einstecken müssen, gestern bedankte
sich Hedl mit einer Glanzleistung. Und der Trainer herzte ihn nach dem
Spiel.
„Wir haben nie aufgegeben, sind dafür auch belohnt worden“, so der Hexer von Birmingham. „In der Pause haben wir uns Mut zugesprochen und sind daher bärenstark zurückgekommen.“
Gratulieren Sie hier den Birmingham-Helden.
Elferkiller
Hedl zum gehaltenen Elfer: „Ich wusste nicht, wie
Petrov schießt, dachte eher an Carew. Aber der war nicht am Platz.“ Der
Rapid-Held weiter: „Diesmal war es für uns viel schwieriger als im Vorjahr.
Denn Aston Villa war gewarnt und hat uns sicher nicht unterschätzt.“
Ein Wunschlos hat er nicht, Hedl sagt nur: „Alles was jetzt kommt, ist ein Riesenerlebnis. Ich bin überglücklich.“ Und stolz, bei Rapid im Tor zu stehen. Hedl: „Rapid ist ein besonderer Verein, der besondere Ergebnisse und Erlebnisse liefert.“ Und er bedankte sich natürlich bei den 1.300 Fans, die Rapid unterstützt haben. „Die waren großartig, die hatten sich schon vor dem Spiel für die Europa League qualifiziert.“
Nächste Seite: Sonnleitner, Kavlak und Nuhiu
Held 3: Sonnleitner erobert Birmingham
Mario Sonnleitner brachte für Rapid die Wende! Der Innenverteidiger stieg in der 78. Minute nach einem Eckball von Steffen Hofmann am höchsten und kam zum Ball! Aston-Villa-Goalie Guzan hatte zwar noch seine Finger dran, doch der Ball ging über die Linie. Sonnleitner konnte es nicht fassen, ließ sich auf den Boden fallen und auf ihm jubelte die ganze Rapid-Mannschaft. Nach dem 1:2 in der 76. Minute war es die perfekte Antwort – und für Sonnleitner das zweite wichtige Tor in Folge. Schon in der Bundesliga brachte er Rapid gegen Mattersburg auf die Siegerstraße.
Held 4: Kavlak tanzte Briten schwindlig
Die 52. Minute: Veli Kavlak erkämpft sich auf der rechten Seite den Ball und dann tanzt er los. Sein Gegenspieler verliert die Übersicht, Kavlak spielt ihn mit einem Superhaken schwindelig und ist vorbei. Seine Massflanke landet genau auf dem Kopf von Nuhiu – 1:1! Dieser Treffer gab den Rapidler neuen Mut. Mit seiner Traumvorlage und dem anschließenden Tor bekam Rapid die zweite Luft. Ausgerechnet der junge Veli. Nach seiner Verletzungspause (Knie) kämpfte er sich zurück in die Startformation, Trainer Pacult schenkte ihm wieder das Vertrauen und Kavlak zahlte es ihm zurück. So ist Kavlak auch für die Nationalmannschaft nicht zu übersehen.
Held 5: Nuhiu schockte Aston Villa
Atdhe... who? Die Engländer zuckten mit den Achseln, als der Name Nuhiu auf der Anzeigetafel aufschien. Atdhe Nuhiu, Neuzugang von der SV Ried, machte gestern erst sein drittes Spiel von Anfang an für Rapid. Und er traf nach 52 Minuten zum 1:1. Der Villa Park staunte.
Für viele kam die Aufstellung des 1,96 Meter langen gebürtigen Kosovo-Albaners überraschend. Doch sein Trainer Peter Pacult hatte einen Plan mit „Nutschi“, wie ihn die Mitspieler rufen. Und siehe da: Nach Veli Kavlaks Traum-Vorarbeit über rechts schädelte Nuhiu ein zum 1:1.