Identitären-Slogan "Defend Europe" war kurz vor Spielende zu lesen - Fußball-Bund "sehr betroffen"
Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) hat sich von einem offensichtlich rechtsextremen Transparent, das in der Schlussphase des EM-Spiels am Freitag in Berlin gegen Polen (3:1) präsentiert wurde, distanziert. "Defend Europe" war auf dem Banner zu lesen. Der Slogan ist der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) zuzuordnen, die damit laut deutschem Verfassungsschutz für eine sofortige Schließung aller Grenzen eintritt und Migration pauschal zur Bedrohung stilisiert.
Beim Spiel zwischen Polen und Österreich im Berliner Olympiastadion wurde im österreichischen Block ein „Defend Europe“-Banner gezeigt. Unter dem Slogan vereint sich Europas extreme Rechte gegen den „Großen Austausch“ und für eine radikale Änderung der Migrationspolitik. #polaut pic.twitter.com/FJuJMa21ub
— Ruben Gerczikow (@RubenGerczi) June 21, 2024
"Der ÖFB ist sehr betroffen, dass so ein Transparent trotz strenger Kontrollen ins Stadion gelangt ist. Nationalteam und Verband stehen ganz klar für Toleranz, Vielfalt und Integration in allen Bereichen unserer Gesellschaft", hieß es am Samstag in der Früh in einer Verbands-Stellungnahme. Der Banner sei nicht der organisierten Fanszene des Nationalteams zuzuordnen.
Aktion nach 2 Minuten beendet
Fanbeauftragte des ÖFB hätten demnach sofort eingegriffen und die Aktion, die kurz vor Spielende rund zwei Minuten gedauert habe, auch dokumentiert. "Nun wird an der Klärung der Identität der handelnden Personen gearbeitet. Hetzerische Botschaften wie diese haben im Fansektor des Nationalteams keinen Platz", betonte der Fußball-Bund. "Der ÖFB positioniert sich seit Jahren ganz klar gegen Extremismus und leistet viel Präventionsarbeit, denn dies steht in krassem Widerspruch zu allen Werten, die der ÖFB und der Fußball verkörpern."
Ralf Rangnick
Auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hatte sich vor wenigen Monaten klar positioniert. "In Deutschland und in Österreich gibt es politische Strömungen und Entwicklungen, die mir große Sorgen bereiten. Vor allem aufgrund der Geschichte der beiden Länder", erklärte der Deutsche im März in einem Interview mit der Zeitung "Der Standard". "Wenn uns die Historie beider Länder etwas gelehrt hat, dann ist es die Gefahr, die von Rechtsextremismus und Faschismus ausgeht. Man redet derzeit offen von Remigration und Deportation, manche finden das auch noch gut, für mich sind diese Begriffe schrecklich." Alle extremen Positionen seien schlecht.