Von Taktieren hält Julian Nagelsmann nichts. Zumindest, wenn es um den Gruppensieg geht.
Diesen hat der deutsche Bundestrainer bei der Fußball-EM im eigenen Land jedenfalls zum Ziel erklärt, am Sonntag (ab 21 Uhr im Sport24-LIVETICKER) reicht dafür gegen die Schweiz im dritten Gruppenspiel in Frankfurt sogar ein Unentschieden. "Wir wollen Erster werden, wir wollen jedes Spiel gewinnen", sagte Nagelsmann, der "einen Riesenbrocken" im Achtelfinale am liebsten noch vermeiden würde.
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Der Gastgeber peilt den dritten Sieg nach den Erfolgen im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) und gegen Ungarn (2:0) an. Drei deutsche Siege in der Gruppenphase gab es auch beim WM-"Sommermärchen" 2006. Offen ist allerdings, ob Nagelsmann personelle Veränderungen vornehmen wird und drohende Gelbsperren im Achtelfinale einplant. Es spricht wenig dafür, dass der 36-Jährige von seiner Turnier-Strategie mit der klaren Rollenverteilung im Kader in Stammkräfte und Herausforderer abweicht.
Zweimal begann bisher die erste Elf. "Wir wollen schon weiter Rhythmus sammeln", sagte Nagelsmann direkt nach dem Ungarn-Match zu Veränderungen in der Startformation. Er sagte aber auch: "Es wird jetzt keine sieben Wechsel geben, das kann ich ausschließen." Von angeschlagenen Akteuren mit Einsatz-Fragezeichen ist nichts bekannt. Eine Pause braucht eigentlich auch keiner, da nach dem Vorrundenabschluss bis zum Achtelfinale sechs Tage Zeit zur Erholung sind.
Nach Robert Andrich und Jonathan Tah gegen Schottland sahen mit Antonio Rüdiger und Maximilian Mittelstädt gegen Ungarn zwei weitere Defensivkräfte die Gelbe Karte. Eine weitere Verwarnung gegen die Schweizer, und der betroffene Spieler müsste im ersten K.o.-Spiel aussetzen. Einzelne Gelbe Karten werden nach dem Viertelfinale gestrichen. Beim Training am Donnerstag sprach er auf dem Platz lange mit dem noch nicht eingesetzten Dortmunder Innenverteidiger Nico Schlotterbeck. Ein Hinweis? "Am Ende sind wir in der Pflicht, als Trainer zu reagieren", sagte Nagelsmann zum Umgang mit vorbelasteten Spielern.
Manuel Neuer wird gegen die Schweiz mit seinem 18. Spiel alleiniger EM-Rekordtorhüter vor Italiens Gianluigi Buffon. Außerdem holt der Bayern-Goalie auch Bastian Schweinsteiger als deutschen EM-Rekordspieler ein. Lob gab es von Neuer für die Schweizer. "Grundsätzlich müssen wir auf unsere Hausaufgaben schauen. Wir spielen das nächste Spiel gegen den stärksten Gruppengegner", sagte der 38-Jährige.
Die Schweizer können mit vier Punkten auf dem Konto jedenfalls befreit in das Spiel gegen den großen Favoriten gehen. Mit einem Unentschieden ist der zweite Gruppenplatz fix, auch bei einer Niederlage müsste schon einiges passieren, damit es nicht für das Achtelfinale reicht. "Wir sind noch nicht ganz durch, aber nur einen kleinen Schritt davor", sagte Teamchef Murat Yakin über die Tabellenkonstellation in der Gruppe A und versprach: "Wir werden uns definitiv qualifizieren."
Der Coach der Eidgenossen erwartet sich eine offene und interessante Partie. "Wir haben nicht den Druck, dass wir unbedingt gewinnen müssen." Xherdan Shaqiri, der beim 1:1 gegen Schottland ein Traumtor für die Eidgenossen erzielt hatte, freut sich auf den großen Nachbarn. "Da kommt ein anderes Kaliber auf uns zu mit dieser super Offensive und der Euphorie. Aber wir gehen mit Selbstbewusstsein in das Spiel und freuen uns alle darauf. Wir wollen die Deutschen natürlich ärgern, das ist klar."
Mit dabei sein wird auch Verteidiger Fabian Schär, der sich gegen Schottland einen Nasenbeinbruch zuzog und trotzdem zu Ende spielte. Anders als Frankreich-Superstar Kylian Mbappé braucht der 32-jährige Newcastle-Legionär keine Maske, um seine Nase zu schützen. Es sei ohnehin nicht der erste Nasenbeinbruch in Schärs Karriere, sagte ein Mediensprecher der Schweizer Nationalmannschaft.