Trotz Ausschluss-Drohung
Russische Hooligans prügeln weiter
15.06.2016
EM wird als Bühne missbraucht: Sorgen russiche Fans für Ausschluss?
Es waren Szenen, die nichts im Stadion verloren haben. Szenen, die man eigentlich nirgendwo sehen will: Am Samstag stürmten unmittelbar nach dem Abpfiff des 1:1 in Marseille russische Hooligans den England-Block. Zuvor war es in der Stadt bereits zu schlimmen Ausschreitungen gekommen, bei denen es mindestens 35 Verletzte gegeben hatte.
+++ Hammer-Urteil: Russland droht EM-Aus +++
Die Angriffe auf der Tribüne und in der Stadt waren nach Ermittlungen französischer Behörden von etwa 150 gut organisierten Russen ausgegangen. Am Montag bekam der russische Verband die saftige Quittung serviert: Ausschluss auf Bewährung und eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro. Sollte es im Stadion wieder krachen, darf die Mannschaft nach Hause fliegen.
Neue Krawalle in Lille
"Sie werden deportiert, weil sie nicht gekommen sind, um Fußball zu sehen. Es wird Zeit, dass Ruhe einkehrt", reagierte Russlands Sportminister Witali Mutko. Der Kreml ruft die Anhänger zu friedlichem Verhalten auf. Und was tun die? Sie prügeln einfach weiter munter drauf los.
In Lille griffen am Montag maskierte russische Hooligans eine Gruppe Engländer und Waliser an. Vor einer Bar flogen Stühle und Flaschen - als die Polizei eintraf, hatte sich die Lage bereits entspannt. Das Problem: Russland trifft am Mittwoch in Lille auf die Slowakei, England am Donnerstag in Lens auf Wales; die beiden Städte sind nur 35 Kilometer entfernt.
Die Angst vor neuerlichen Ausschreitungen ist groß. Zumal die Androhung der UEFA lediglich für die Arenen gilt. Frankreich versucht diese Gewalt-Exzesse mit massiven Sicherheitsvorkehrungen in den Griff zu kriegen.
Kommt es zum Ausschluss?
1.200 Polizisten und Gendarmen sollen für Ruhe sorgen, dazu kommt die selbe Zahl an privaten Sicherheitsleuten, betonte ein Sprecher der Präfektur des Departements Pas-de-Calais am Dienstag. "Unsere Strategie ist es, in der ganzen Stadt Lille eine extrem hohe Zahl an Polizisten aufzubieten", so Michel Lalande. Zudem werden die Bars in Lille am Mittwoch und Donnerstag jeweils um Mitternacht schließen.
Zu der Partie am Donnerstag (15.00 Uhr im LIVE-TICKER) erwarten die Behörden bis zu 50.000 britische Fans in Lens. Das sind einige tausend Fans mehr, als ins dortige Stadion passen (rund 35.000). Die Begegnung galt vor der EM als Risikospiel.
Nach den jüngsten Auseinandersetzungen hat sich die Situation jedoch dramatisch verschärft. Insbesondere die Russen scheinen nämlich selbst vor dem Super-GAU, einem EURO-Ausschluss ihres Teams, nicht zurückzuschrecken.
"Fans werden ständig provoziert"
Sportminister Mutko betonte gegenüber der Agentur Tass jedoch auch: "Unsere Fans werden ständig provoziert." Oft würden die Russen zu Unrecht bezichtigt. Daher kann er für nichts garantieren. "Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sich die Randale nicht wiederholen werden."
Russlands größte Sportzeitung "Sport-Express" forderte mittwochs, das Land müsse die Gewalt dringend in den Griff bekommen. "Die Anhänger fliegender Fäuste werden sich bis zur WM 2018 nicht in Luft auflösen", warnte das Blatt. Die nächste Endrunde findet in Russland statt.