Kämpferisch in die EM
Isländer wollen "Körper aufs Spiel setzen"
08.06.2016
Der Underdog möchte überraschen und ist bereit, dafür alles zu tun.
Neben fußballerischer Klasse fehlt auch große internationale Erfahrung, doch mit enormer Geschlossenheit wollen die Isländer diese Mängel wettmachen. Vor dem EM-Debüt formulierte Trainer Heimir Hallgrimsson kurzerhand den Achtelfinal-Einzug mutig als Ziel. Teamkapitän Aron Gunnarsson bemerkte entschlossen: "Wir tauchen dort nicht auf, um uns alles anzuschauen und die anderen Stars zu bewundern."
Dabei bekommt es seine Mannschaft gleich zum EM-Auftakt in der Gruppe F am 14. Juni mit Portugal (21 Uhr im LIVE-TICKER) zu tun. Alles andere als eine Niederlage gegen Cristiano Ronaldo und Co. wäre beim Spiel in St. Etienne eine Überraschung. Danach geht es für die Isländer am 18. Juni in Marseille gegen Ungarn, ehe zum Abschluss am 22. Juni im Stade de France die ÖFB-Auswahl ihr Gegner sein wird.
Geschlossen, diszipliniert, limitiert
"Wir sind dort, um ein paar Fußballspiele zu gewinnen", kommentierte Gunnarsson und fügte martialisch an: "Wenn wir dafür unsere Körper aufs Spiel setzen müssen, dann werden wir das tun!" Der Mittelfeldprofi vom britischen Zweitligisten Cardiff City verkörpert mit dieser Einstellung Geist und Mentalität der Mannschaft.
Das isländische Team funktioniert über mannschaftliche Geschlossenheit, taktische Disziplin und immensen körperlichen Einsatz. Fußballerisch stellen die Skandinavier dagegen die vielleicht am stärksten limitierte Mannschaft des ganzen Teilnehmerfeldes. Ausnahme ist Eidur Gudjohnsen (im Bild rechts neben Thierry Henry 2009 beim Barca-Training). Der 37-jährige Routinier hat als einziger Spieler Erfolge auf internationalem Niveau vorzuweisen.
Ein Champions-League-Sieg mit dem FC Barcelona, eine spanische Meisterschaft und zwei Meistertitel mit Chelsea in England stehen in seiner Vita. Doch seinen Zenit hat der Offensivmann längst überschritten. Er weiß sich unterzuordnen, im Zweifel soll er die Mannschaft als Führungsspieler von der Bank aus unterstützen.
Lagerbäck: "Mache mir keine Sorgen"
Mit Hallgrimsson und Lars Lagerbäck haben die Isländer zwei gleichberechtigte Trainer. Das Duo konnte sich in den jüngsten zwölf Länderspielen nur über drei Siege freuen, übermäßiges Selbstvertrauen konnte da nicht getankt werden. "Ich mache mir aber keine Sorgen. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter und wird in Frankreich eine andere Leistung zeigen", ist der nach der EM scheidende Schwede Lagerbäck trotzdem guter Dinge.
Seit seinem Amtsantritt Ende 2011 hat der 67-Jährige den isländischen Fußball deutlich nach vorne gebracht, er hat das Umfeld professionalisiert und verbesserte Strukturen geschaffen. Nach dem Turnier gibt er den Trainerjob komplett an den dann alleinverantwortlichen Hallgrimsson ab. Eine erfolgreiche EM würde die Übergabe sicher erleichtern.