Wenn Spanien und Titelverteidiger Italien am Donnerstag (21.00 Uhr/live ServusTV) in Gelsenkirchen aufeinandertreffen, erwartet Fußball-Europa ein neues Kapitel im Duell zweier Schwergewichte.
Keine Begegnung gab es bei EM-Turnieren häufiger, zum insgesamt achten Mal matchen sich am Donnerstag (ab 21 Uhr, im Sport24-Liveticker) "La Roja" und die "Squadra Azzurra" auf der großen europäischen Bühne. Spanien sinnt dabei auf Revanche, 2021 unterlagen die Iberer dem späteren Titelträger Italien im Halbfinale nach Elfmeterschießen.
Beide Teams starteten mit Sieg in die EURO
Seit der Endrunde 2008 in Österreich und der Schweiz trafen die beiden Teams zudem bei jeder EM aufeinander. 2008 schaltete Spanien die Italiener im Viertelfinale aus und krönte sich in der Folge zum ersten Mal zum Europameister. Vier Jahre später gab es sogar zwei Duelle, darunter auch das Endspiel, welches Spanien klar mit 4:0 gewinnen konnte. 2016 (Achtelfinale) sowie 2021 behielt jeweils Italien die Oberhand.
Bei dieser Endrunde warten beide Mannschaften mit einem adaptierten Spielstil auf, welcher im jeweiligen Auftaktmatch gleich Früchte trug. Italien wandelte gegen Underdog Albanien einen frühen Rückstand in einen 2:1-Erfolg um, Spanien fertigte harmlose Kroaten im Auftaktspiel der "Todesgruppe" B mit 3:0 ab. "La Roja" ist unter dem neuen Trainer Luis de la Fuente zu einem flexibleren Ansatz übergegangen, der scheinbar besser zu der jungen, vielseitigen Mannschaft passt. "Wir sind dabei, die Nationalmannschaft zu einer Mannschaft mit vielen Gesichtern zu machen", sagte der Coach.
Besonderes Duell für Morata
Gegen eine alternde kroatische Mannschaft setzte Spanien auf hohes Pressing in Kombination mit schnellem Umschaltspiel, das die Gegner zu überrumpeln schien. "Die anderen Länder wissen nicht mehr, welche Art von Angriff wir spielen werden. Das könnte Spanien wieder auf das Niveau bringen, das man von uns erwartet", ergänzte De la Fuente. Für den 62-Jährigen gibt es wenig Anlass, seine Startelf für das Topspiel zu verändern. Auch weil die angeschlagenen Rodri und Alvaro Morata, der auf den Flügeln wohl wieder von den Jungstars Nico Williams (21 Jahre) und Lamine Yamal (16) assistiert wird, fit sind.
Für Kapitän Morata dürfte die Begegnung eine spezielle werden. Der Angreifer verbindet mit Italien die Liebe zu seiner Frau Alice, also grundsätzlich "viel Zuneigung" - aber auch Erinnerungen an blanken Hass. Als Joker sorgte er im EM-Halbfinale 2021 in der 80. Minute für den Ausgleich, im Elfmeterschießen versagten ihm dann aber die Nerven. Die Folge: Zahlreiche Hassnachrichten, die seine Frau Alice damals öffentlich machte. Ein Fan-Liebling ist Morata bis heute nicht. Bei Heimspielen der spanischen Nationalelf muss er sich oft Pfiffe anhören.
Spalletti impfte Team "Catenaccio-System" ein
Titelverteidiger Italien fühlt sich nach dem bis auf kleinere Aussetzer starken EM-Start gegen Albanien bereit für die Herausforderung Spanien. "Wir müssen den italienischen Geist, der uns seit Jahren begleitet, auf den Platz bringen", sagte Mittelfeldspieler Davide Frattesi. "Wir müssen wissen, wie man leidet, wie man kämpft, das ist das Wichtigste." Gegen Albanien verbuchte Italien viele Spielanteile, das wird am Donnerstag anders sein, wie auch Frattesi wusste: "Sicherlich werden wir weniger Ballbesitz haben als gegen Albanien."
Trainer Luciano Spalletti impfte dem Nationalteam eine neue, in der Vergangenheit für italienische Teams eher unübliche Spielweise ein. Das "Catenaccio-System", bei dem die Defensive im Vordergrund steht, wurde abgeschafft und durch eine offensivere Herangehensweise ersetzt. Inwiefern dieser Spielstil auch gegen Spanien umgesetzt wird und dabei Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Für das Duell mit "La Roja" stehen Spalletti jedenfalls alle Akteure zur Verfügung.
Der 65-Jährige kündigte vollen Einsatz an. "Wir werden von Giorgio Armani ausgestattet, der ist in der ganzen Welt bekannt", sagte er schmunzelnd. "Wir werden gut angezogen in das Spiel gehen und bereit sein, uns schmutzig zu machen, wenn es notwendig sein wird." Der Respekt vor dem Gegner ist groß. "Spanien hat alles, sowohl was die mannschaftliche Geschlossenheit als auch was die individuellen Qualitäten angeht."
Mögliche Aufstellung:
Spanien - Italien
Gelsenkirchen, 21 Uhr
Schiedsrichter: Slavko Vincic (SVN)
Spanien: 23 Simon - 2 Carvajal, 3 Le Normand, 4 Nacho, 24 Cucurella - 20 Pedri, 16 Rodri, 8 Ruiz - 19 Yamal, 7 Morata, 17 Williams Italien: 1 Donnarumma - 2 Di Lorenzo, 23 Bastoni, 5 Calafiori, 3 Dimarco - 8 Jorginho, 18 Barella - 14 Chiesa, 7 Frattesi, 16 Cristante - 9 Scamacca