Viertelfinal-Kantersieg
5:2! Frankreich beendet das isländische Wunder
03.07.2016
Gastgeber lässt gegen Island nichts anbrennen und steht im Halbfinale.
Das französische Nationalteam scheint rechtzeitig für die entscheidende Phase der EM im eigenen Land in Schwung gekommen zu sein. Die Franzosen beendeten am Sonntag im Viertelfinale mit einer Machtdemonstration das isländische Fußball-Märchen. Das 5:2 (4:0) war der höchste Sieg im bisherigen Turnierverlauf. Im Halbfinale wartet am Donnerstag Weltmeister Deutschland auf den Gastgeber.
+++ Ist Frankreich nun EM-Favorit? +++
Frankreich machte im Stade de France in St. Denis bei Paris bereits vor der Pause alles klar. Die Tore für die "Bleus" erzielten Olivier Giroud (12., 59.), Paul Pogba (20.), Dimitri Payet (43.) und Antoine Griezmann (45.). Den Isländern gelangen vor 76.833 Zuschauern durch Kolbeinn Sigthorsson (56.) und Birkir Bjarnason (84.) noch zwei Ehrentreffer. Bei Großereignissen im eigenen Land sind die Franzosen mittlerweile 17 Spiele ungeschlagen.
Umstellungen bei den Franzosen
Frankreichs Teamchef Didier Deschamps musste sein Team wegen der Sperren von Mittelfeld-Abräumer N'Golo Kante und Innenverteidiger Adil Rami an zwei Positionen umbauen. Anstelle von Rami kam der 22-jährige Samuel Umtiti, der nach der EM von Olympique Lyon zum FC Barcelona wechselt, zu seinem Länderspiel-Debüt. Statt Kante spielte Moussa Sissoko. Er beackerte den rechten Flügel, Pogba rückte mit Blaise Matuidi ins Defensivzentrum.
Deschamps verabschiedete sich von seinem 4-3-3-System und griff wie schon in der zweiten Hälfte des Achtelfinales gegen Irland (2:1) erfolgreich auf ein 4-2-3-1 mit Giroud als Solospitze zurück. Die Isländer boten zwar als erstes Team der Geschichte auch im fünften Spiel einer EM die gleiche Startformation auf, wurden nach einem ambitionierten Start und ersten Halbchancen von Gylfi Sigurdsson (2.) und Birkir Bjarnason (10.) aber kalt erwischt.
Giroud und Griezmann brillieren
Einen Idealpass von Matuidi verwertete Giroud zwischen die Beine von Islands Torhüter Hannes Halldorsson. Pogba sorgte bereits nach 18 Minuten per Kopf für die Vorentscheidung. Der Juventus-Turin-Star setzte sich nach einem Griezmann-Corner gegen Jon Dadi Bödvarsson durch. Die Isländer wurden vor der Pause nur noch durch einen ihrer gefürchteten Einwürfe gefährlich, den Bödvarsson nicht im Tor unterbrachte (25.).
Die Franzosen hatten das Spiel im Griff - und belohnten sich vor der Pause noch zweimal. Erst erzielte Payet nach Zuspiel von Griezmann mit links seinen dritten Turniertreffer, zwei Minuten später Griezmann selbst seinen vierten. Giroud hatte einen langen Ball von Pogba geschickt weitergeleitet, Griezmann war enteilt und schupfte den Ball gekonnt über Halldorsson ins Tor. Teamkollege Payet küsste dem Offensivstar von Atletico Madrid daraufhin sogar den Fuß. Mit vier Toren und zwei Assists führt Griezmann die EM-Schützenliste an.
Island kämpft tapfer weiter
Die Isländer, die nach Österreich in der Gruppenphase im Achtelfinale sensationell England aus dem Turnier geworfen hatten, zeigten Moral. Sigthorsson verwertete eine Flanke von Kapitän Sigurdsson ins kurze Eck. Drei Minuten später stellte Giroud nach einem langen Freistoß von Payet aber per Kopf den alten Abstand wieder her. Unmittelbar nach seinem dritten Turniertor nahm Deschamps den Arsenal-Stürmer vom Platz.
Island wurde noch mehrmals gefährlich. Einen Kopfball des eingewechselten Sverrir Ingason parierte Keeper Hugo Lloris bravourös (63.). Zwei Minuten später wurde ein Handspiel von Frankreich-Verteidiger Patrice Evra im eigenen Strafraum nicht geahndet. Als Lohn für die Bemühungen gab es für den EM-Debütanten einen weiteren Treffer. Birkir Bjarnason war nach Flanke von Ari Skulason per Kopf erfolgreich.
Zwölf Spiele, keine Niederlage
Frankreich musste dennoch erstmals bei diesem Turnier nicht bis in die Schlussphase um einen Erfolg zittern. Das Deschamps-Team ist nach acht Partien in diesem Jahr weiter ungeschlagen. Gegen Island haben die Franzosen in zwölf Aufeinandertreffen noch nie verloren.
Die bisher letzte Niederlage bei einem Turnier im eigenen Land hatte es im Spiel um Platz drei der EM 1960 gegen die Tschechoslowakei (0:2) gesetzt. Seither wurden die Franzosen zu Hause 1984 Europameister und 1998 Weltmeister. Ihre Erfolgsserie wollen sie am Donnerstag in Marseille gegen Deutschland fortsetzen.