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oe24-Chefredakteur Niki Fellner war auf Sizilien live dabei, als sich Italien zum Europameister kürte.

Als wir uns um kurz vor 20 Uhr in der Trattoria Mana in Noto (Sizilien) hinsetzen, ist die ganze Straße schon komplett voll. Aus jedem Fenster hängt eine italienische Fahne. Kein einziger Platz in den umliegenden Lokalen ist mehr frei. Fast jeder Wirt hat einen Fernseher aufgestellt, viele sogar Leinwände aufgezogen, auf denen das Spiel in Kino-Größe projiziert wird. Überall läuft jetzt Rai UNO. Mehr als 20 Millionen Italiener sitzen an diesem Abend im ganzen Land vor den TV-Geräten, fast 90 Prozent Marktanteil.

Um 20.57 Uhr brandet das erste Mal lauter Applaus in der ganzen Straße auf. Die italienische Hymne. Viele im Lokal stehen auf, singen lauthals mit. Gänsehaut!

Nur fünf Minuten später ist es dann aber mucksmäuschenstill: Shaw trifft in der 2. Minute zum 1:0 für England. Ein Fluchen geht durch die Menge. Rund 15 Minuten sind die Italiener in Schockstarre, kaum einer im Lokal spricht. Keine Bestellungen werden aufgenommen, niemand serviert. Dann dreht sich die Stimmung wieder: Bei jeder italienischen Aktion springen alle in der Straße auf. Immer wieder gibt es Sprechchöre für die Italiener. 

Umso lauter der Erlösungsschrei in der 67. Minute - der war wohl fast bis London zu hören. 1:1 - ganz Italien hofft wieder. Verlängerung und Elferschießen werden zur Zitterpartie, jetzt hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Als Donnarumma den letzten Elfer hält, gibt es endgültig kein Halten mehr. Der Rai-Kommentator im TV ist völlig aus dem Häuschen, brüllt nur noch: „Campioni d‘europa, campioni d‘europa!“ Alle liegen sich in den Armen. Unser Kellner weint: „Das ist der schönste Tag meines Lebens!“ Unsere Rechnung geht aufs Haus. Dann gibt es ein 30-minütiges Feuerwerk, das Hup-Konzert dauert die ganze Nacht lang. Arbeiten wird heute kaum jemand, sogar die Schulen haben frei. Ein Land im kompletten Ausnahmezustand.


  

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