Klare Worte
Appell gegen rechts: Gregoritsch wird nach Pleite politisch
03.07.2024"Ich glaube, dass wir uns ganz weit entfernen sollten von rechtem Gedankengut"
Das EM-Achtelfinalspiel gegen die Türkei hätte zum größten Erfolg des österreichischen Männer-Nationalteams seit Jahrzehnten werden können, am Ende wurde es zur vielleicht schmerzvollsten Niederlage seit Dekaden. Mit dem 1:2 am Dienstag in Leipzig endete die Hoffnung auf einen Sensationslauf. "Das ist von der Fußball-Tragik her nicht zu überbieten", klagte ÖFB-Torschütze Michael Gregoritsch. Sein Treffer bedeute für ihn "null Trost".
Es sei "fürchterlich", sich auf diese Weise aus dem Turnier zu verabschieden. "Wir sind extrem traurig, extrem enttäuscht. Wir haben alles auf dem Platz gelassen und alles dafür getan, das Spiel noch zu drehen. Es ist die schlimmste Art, so auszuscheiden, wenn man so viele Chancen hat", erklärte Gregoritsch.
Der Steirer benötigt wohl einige Zeit zur Verarbeitung dieses Tiefschlags. "Von der Fußballnacht her war das mit die schwerste, die ich erlebt habe. Es wird extrem schwer, sich davon zu erholen."
"Von rechtem Gedankengut entfernen"
Und doch habe das Turnier auch positive Folgeerscheinungen, betonte Gregoritsch. "Alle Menschen können stolz aufeinander sein. Es hat, glaube ich, in Österreich kaum Ausschreitungen oder negative Vorfälle gegeben. Man hat gesehen, es können alle für eine Sache stehen, die gut ist. Ich glaube, dass wir uns ganz weit entfernen sollten von rechtem Gedankengut und wissen sollten, wie wichtig das ist, dass wir alle gleich sind, wir alle für unser Land da sind und für eine Sache brennen können, die so einen positiven Einfluss auf unser Land hat."
Nicht weit entfernt von rechtem Gedankengut zeigte sich der türkische Doppeltorschütze Merih Demiral. Er feierte seinen zweiten Treffer mit dem in Österreich verbotenen Wolfsgruß, einem Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe", die als nationalistisch und faschistisch gelten.
"Tut unglaublich weh"
Keinen Grund zum Jubeln hatten die Österreicher. "Wenn man als bessere Mannschaft ausscheidet, tut das unglaublich weh", erklärte Philipp Lienhart. "Wir haben alles probiert, der Ball ist leider nicht reingegangen." Der Innenverteidiger ärgerte sich über die Gegentreffer: "Wenn man zwei Standard-Tore bekommt, ist das doppelt bitter."
Laut Florian Grillitsch fehlte der ÖFB-Auswahl "ein bisschen das Glück. Bei K.o.-Spielen gewinnt auch einmal die vermeintlich schlechtere Mannschaft." Das Ausscheiden sei "schwer zu akzeptieren", meinte der Hoffenheim-Profi. Teamchef Ralf Rangnick verzichtete nach dem Schlusspfiff auf eine ausführliche Ansprache, berichtete Grillitsch. "Es wäre auch nicht der richtige Moment gewesen, alles zu analysieren."