Das ÖFB-Team zieht laut Computersimulation souverän ins Achtelfinale ein.
Österreich kommt als Gruppensieger ins Achtelfinale. Das zeigt ein Simulationsprogramm, das Ökonom Gerhard Hanappi von der Technischen Universität (TU) Wien, Sohn des legendären gleichnamigen Fußballspielers, entwickelt hat. Laut der Prognose überstehen die Favoriten Frankreich, Deutschland und Spanien die Gruppenphase, nur Italien scheitert. Für die KO-Phase stellt Hanappi noch Berechnungen an.
Gerhard "Hardy" Hanappi arbeitet am Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien und beschäftigt sich üblicherweise mit Computersimulationen komplizierter politischer oder wirtschaftlicher Prozesse. Die dafür verwendeten mathematischen Methoden hat er nun für die Modellierung der Fußball-Europameisterschaft verwendet.
Wissenschafltiche Analyse
Die Wissenschafter haben Daten aller Länderspiele der EM-Teilnehmer seit 2012 analysiert, für jedes Team wurden Angriff, Mittelfeld, Verteidigung und Tormann modelliert. "Jedes einzelne Spiel wird dann am Computer Minute für Minute durchsimuliert - und zwar tausendmal hintereinander", erklärte Hanappi in einer Aussendung der TU. Wie im richtigen Fußball spielt der Zufall ein wichtige Rolle, die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer Torchance auch ein Tor entsteht, hänge auch noch von der jeweiligen Stürmer-und der Abwehrqualität und vielen anderen Werten ab. Zudem flossen Konzepte aus der Spieltheorie in das Programm ein.
Gemeinsam mit einem Studententeam hat Hanappi nun die Spiele der Gruppenphase komplett simuliert. Demnach wird Österreich vor Portugal Gruppensieger, Deutschland qualifiziert sich als Gruppenzweiter hinter Polen fürs Achtelfinale. In der Gruppe A kommt Frankreich vor der Schweiz weiter, in der Gruppe B Slowakei vor England. Spanien dominiert die Gruppe D vor Kroatien und Belgien geht als erster aus der Gruppe E vor Schweden hervor.
In den nächsten Tagen wollen sich Hanappi und sein Team die Spiele der KO-Phase ansehen. In diese Simulation sollen bereits Ergebnissen und Beobachtungen der Gruppenphase einfließen.
Sein persönlicher und "intuitiver" Tipp ist, "dass sich einer der gesetzten Favoriten durchsetzt: Spanien, Frankreich, England, Deutschland, Portugal", sagte Hanappi auf Anfrage der APA. Zwischen diesen sieht er "einen leichten Vorteil für Spanien und Frankreich" - "aber eventuell korrigieren mich da meine eigenen Simulationen noch".
Sohn der Rapid-Legende
"Hardy" Hanappi war selbst früh vom Ballsport begeistert, er spielte in einer Schülermannschaft und mit 14 Jahren kurz in der Rapid-Jugendmannschaft. Für eine Fußballkarriere waren ihm aber fünf Trainings in der Woche zu viel, "und als Sohn eines Jahrhunderttalents ist ein durchschnittlich guter Kicker zu sein einfach zu wenig", begründet er seinen Weg in die Wissenschaft.
Sein Vater Gerhard Hanappi (1929-1980) spielte von 1950 bis 1964 bei Rapid und war mit 93 Einsätzen im Nationalteam bis 1998 ÖFB-Rekord-Internationaler. Hinter Andreas Herzog (103) und Toni Polster (95) belegt er Rang drei in der "Ewigen Einsatzliste" des ÖFB. Als Schlüsselspieler des Nationalteams von 1954 war er am bisher größten Erfolg der österreichischen Fußball-Geschichte maßgeblich beteiligt: der dritte Platz bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954.
Noch als aktiver Fußballer studierte Hanappi Architektur an der TU Wien und arbeite nach Ende seiner Karriere als Architekt. Als sein Hauptwerk gilt Planung und Bau des Wiener Weststadions, das dann in "Hanappi-Stadion" umbenannt und 2014 für einen Neubau abgerissen wurde.