Rund ein Monat vor EM-Start laufen die Planungen beim ÖFB auf Hochtouren - Teamchef Franco Foda ist aufgrund der besonderen Umstände besodners gefordert.
Trotz sinkender Inzidenzen und steigender Immunisierungen beeinträchtigt die Corona-Pandemie die Fußball-EM - und hat auch massive Einschränkungen für die Mitglieder des ÖFB-Trosses während des Turniers zur Folge. Beginnend vom Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf ab 27. Mai geht es um eine zumindest vier Wochen lange Zeit, in der es für die Kicker schwierig werden wird, etwas Abstand voneinander zu gewinnen.
Die UEFA empfiehlt den 24 Endrunden-Teilnehmern nämlich dringend, vom Tag des ersten Trainings bis zum Ausscheiden aus dem Turnier die gemeinsame Corona-"Bubble" nicht zu verlassen, um Infektionen zu vermeiden. Das würde wiederum bedeuten, dass die ÖFB-Kicker ab Ende Mai keine Gelegenheit haben, ihre Familien oder Freunde zu treffen, was einer positiven Stimmung wohl nicht gerade zuträglich wäre.
Kurz-Urlaub vor EURO-Start als Möglichkeit
Teamchef Franco Foda ist sich dieser Gefahr bewusst und will gegensteuern. "Es ist wichtig, dass die Spieler abschalten können, vor allem deshalb, weil sie gleich nach dem Ende ihrer Ligen zu uns kommen und keinen Urlaub haben", sagte der 55-Jährige der APA. Denkbar wäre etwa eine Freizeit zwischen dem Slowakei-Testmatch am 6. Juni und dem Einchecken im EURO-Basecamp in Seefeld am Nachmittag oder Abend des 8. Juni. "Wir müssen kurzfristig entscheiden und flexibel sein, es ist Fingerspitzengefühl gefragt", erklärte Foda. "Die Frage ist, welches Risiko gehen wir ein. Wir müssen Lösungen finden, um uns im Hygienekonzept so frei wie möglich bewegen zu können und nicht schon nach ein, zwei Wochen ein gewisses Engegefühl zu bekommen."
Auch Stefan Lainer bereitet diese Situation etwas Kopfzerbrechen. "Die Laune hochzuhalten wird nicht einfach, denn durch Corona sind viele Dinge eingeschränkt, die Mannschaft muss in Quarantäne sein. Das ist eine Herausforderung für den Teamchef und alle, die mitwirken. Wie das ausschaut, müssen sich die Verantwortlichen überlegen", sagte der Mönchengladbach-Rechtsverteidiger, betonte aber auch: "Der Teamchef hat sich viele Gedanken gemacht, wie wir uns bestmöglich vorbereiten können und alle bei Laune bleiben."
Mental-Trainer weiterhin kein Thema
Foda kündigte an, in dieser Angelegenheit intensiv mit den Spielern zu kommunizieren. Der Deutsche wehrte sich aber auch gegen Schwarzmalerei. "Man muss schon wissen, wir sind privilegiert, bei einem Großereignis dabei sein zu dürfen. Da muss man auch Abstriche machen." Aufgrund möglicher Reibereien einen Mentaltrainer in den ÖFB-Betreuerstab aufzunehmen, ist nicht angedacht. "Wir arbeiten jetzt seit drei Jahren so und waren damit über weite Strecken sehr erfolgreich. Wir haben genug Erfahrung und wissen, wie wir Dinge handhaben müssen", erklärte Foda.
Viel lieber beschäftigt sich der Nationaltrainer mit den aktuellen Entwicklungen seiner Spieler, die zumeist positiv verlaufen. "Die meisten haben zuletzt viel gespielt und es schaut so aus, dass alle fit sein werden, auch Baumgartlinger und Laimer. Jetzt hoffe ich, dass auch am 27. Mai alle gesund sind", berichtete Foda.
Neues Trainerteam bereit für nächste Aufgaben
Bereits acht Tage zuvor nominiert der Coach seinen EM-Kader, der bei der UEFA am 1. Juni genannt werden muss. Wegen Corona sind bis zu 26 statt 23 Spieler im Aufgebot erlaubt. "Wir werden dieses Kontingent wahrscheinlich komplett ausnützen", meinte Foda.
In die Personalplanungen ist neben Thomas Kristl auch der neue zweite Assistenzcoach Jürgen Säumel als Nachfolger von Imre Szabics eingebunden. Ebenfalls neu im Betreuerstab ist Videoanalyst Andreas Gahleitner. Die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Kollegen beschrieb Foda als äußerst positiv - auch deshalb blickt er der EURO zuversichtlich entgegen. "Die Vorfreude auf die EM ist riesengroß, die Planungen laufen perfekt", erklärte der Teamchef.