Nach Pleite

Hat Koller die Euro verspielt?

22.06.2016

Teamchef Koller wagte – und verlor auf ganzer Linie. Wie seine Fehler uns den Sieg kosteten.

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„Wir haben uns etwas überlegt und hoffen, dass es aufgeht“, erklärte Teamchef Marcel Koller vor der Partie. Eine 1:2-Pleite gegen Island später weiß man: Sein Plan ist nicht aufgegangen. Das Aufstellungs-Experiment ist gescheitert.

Test gegen Hobby-Kicker war die einzige Probe

Ausgerechnet vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel gegen die Isländer stellte Koller seine Elf radikal um. Für Rückkehrer Dragovic musste Harnik auf die Ersatzbank weichen, anstelle des zuvor in Stein gemeißelten 4-2-3-1-Systems lief unser Team in einem 5-3-2 auf. Eine völlig neue Variante, die in keinem Bewerbsspiel einstudiert wurde – der einzige Versuch datiert aus dem Test gegen die Hobbykicker Schluein im Teamcamp in Laax. Acht gelernten Defensivkräften standen mit Marko Arnautovic und Macel Sabitzer nur zwei Offensivspieler gegenüber.

Dementsprechend konfus wirkte die Nationalmannschaft in der Startphase. Die Spieler standen sich gegenseitig auf den Füßen, die Laufwege passten nicht – keine große Überraschung in einem neuen System. Hinzu kam wie gegen Portugal eine horrend hohe Fehlpass-Quote.

Alaba wieder auf neuer, ungewohnter Rolle

Unser Schlüsselspieler David Alaba machte dabei erneut keine glückliche Figur. Der 23-Jährige gab oftmals den Mann an vorderster Front – eine Rolle, die ihm sichtlich noch weniger behagte als die des „Zehners“ in der letzten Partie. Bei den Bayern hat der Außenverteidiger ständig das ganze Spiel vor sich – das genaue Gegenteil von gestern. Selbst ein Weltklassespieler wie Alaba stößt so an seine Grenzen. Seine Stärken konnte er so überhaupt nicht in das Spiel einbringen.

In der 2. Halbzeit korrigierte Koller die Fehler

Zur Pause korrigierte Koller seine Fehler. Für Stefan Ilsanker kam mit Marc Janko endlich ein gelernter Stürmer. Für Sebastian Prödl wechselte der Teamchef Alessandro Schöpf ein. Zudem stellte er wieder auf das altbewährte 4-2-3-1-System um – und sofort lief es sichtlich besser. Der formstarke Schöpf markierte auch prompt den 1:1-Ausgleich.

Aufstellungs-Experiment gescheitert

Zum Weiterkommen reichte dieser Punkt aber nicht. Österreich muss nach der Gruppenphase die Heimreise antreten – wohl auch weil Koller ein Aufstellungs-Experiment wagte, das völlig in die Hose ging. Nach einer tollen Qualifikation folgte die harte, äußerst unangenehme Landung in der Realität.

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