Österreichs ist bestrebt, seine jüngste Erfolgsserie mit zur EURO nach Deutschland zu nehmen. Die ÖFB-Auswahl hat vor der Generalprobe am Samstag (18.00 Uhr/ServusTV) in St. Gallen gegen die Schweiz sechs Länderspiele in Folge gewonnen, der nächste Sieg wäre für die Geschichtsbücher.
Für Teamchef Ralf Rangnick steht allerdings der EM-Auftakt am 17. Juni in Düsseldorf gegen Frankreich im Mittelpunkt. "Dass wir die Serie gerne ausbauen würden, ist klar", sagte Rangnick. Der ÖFB-Rekord sei aber für niemanden wichtig. "Wenn, dann wäre es nochmal ein weiterer Punkt, der das Selbstvertrauen der Mannschaft weiter stärkt.
Verschnaufpause für Sabitzer
Selbst wenn wir am Samstag (ab 18 Uhr, im Sport24-Liveticker) gewinnen: Richtig los geht es am 17. gegen Frankreich. Wir wissen, was für eine Leistung wir brauchen, um gegen Frankreich zu bestehen." Während die Schweizer fast in ihrer stärksten aktuell verfügbaren Formation erwartet werden, wird Rangnick bei der Generalprobe noch nicht die Elf aufbieten, die gegen die Franzosen beginnen wird.
Nicht nur, weil der als Kapitän vorgesehene Marcel Sabitzer eine Woche nach seinem mit Borussia Dortmund verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid (0:2) geschont wird. "Wir sind eingespielt, deswegen sind wir uns einig, dass es ein unnötiges Risiko wäre, ihn einzusetzen", erklärte Rangnick.
Lienhart mit Turban & Arnie nicht fit
Man wolle das Spiel gewinnen, aber auch Akteuren Spielrhythmus geben. Philipp Lienhart wird trotz seines Cuts über dem Auge in der Innenverteidigung beginnen - laut Rangnick voraussichtlich mit einem "Turban-Schutz". Dazu dürfte gegenüber dem 2:1 am Dienstag in Wien gegen Serbien auch Linksverteidiger Phillipp Mwene ins Team rücken und anstelle des nicht voll fitten Marko Arnautovic der aktuelle Einserstürmer Michael Gregoritsch beginnen. Arnautovic absolvierte das Abschlusstraining am Freitag in Wien ebenso nicht mit der Mannschaft wie Sabitzer.
Das Tor wird im 17.000 Zuschauer fassenden Kybunpark - rund 1.200 ÖFB-Fans werden das Team nach St. Gallen begleiten - Heinz Lindner hüten. Für den 33-Jährigen, der noch beim Schweizer Aufsteiger FC Sion unter Vertrag steht, wird es nach seiner überstandenen Hodenkrebserkrankung das erste Länderspiel seit mehr als 14 Monaten.
Rangnick wünscht sich schönen Fußball
Geht es nach Rangnick, soll die Schweizer Hintermannschaft beschäftigt werden. "Ich wünsche den Zuschauern ein schönes Spiel, bei dem es auch darauf ankommt, was man mit dem Ball macht. Da haben wir noch Luft nach oben", meinte der 65-Jährige mit Verweis auf den Serbien-Test, als das ÖFB-Team nicht zuletzt aufgrund der harten Gangart beider Seiten nach 30 Minuten etwas den Spielfluss verloren hatte.
"Ich hoffe, dass es vielleicht ein kleines bisschen weniger körperbetont wird, als es gegen Serbien war. Das war ein richtiger Härtetest", sagte Rangnick. "Ich hoffe, dass es nicht weniger kompetitiv wird, aber mit weniger Unterbrechungen." Die Partie gegen die Serben sei ab der 30. Minute "nicht mehr schön anzusehen" gewesen.
Yakin schwärmt über ÖFB-Leistung
Dabei lobte Schweiz-Teamchef Murat Yakin die Fortschritte, die Österreich zuletzt gemacht hat. Unter Rangnick habe die ÖFB-Auswahl "eine Schippe draufgelegt", befand der 49-Jährige. Er schätze Rangnick und dessen Arbeit sehr. "Er sieht den Fußball vertikal. Sie spielen ein gefährliches, schnelles Umschaltspiel." Die Schweizer wollen auch ohne ihr verletztes Sturmduo Breel Embolo und Denis Zakaria, das bei der EM fit werden soll, dagegenhalten. Seit Jahreswechsel haben sie in drei Länderspielen noch kein Gegentor erhalten. "Wir sind in diesem Jahr gut organisiert und haben eine gute Balance", meinte Yakin.
Rangnick kennt den "Nati"-Trainer laut eigenen Angaben seit dessen Spielerzeit beim VfB Stuttgart. "In der Schweiz sind die Erwartungen schon seit Jahren noch ein bisschen höher, als sie hier in Österreich waren", meinte der Deutsche. "Bei uns sind sie aufgrund der letzten Monate jetzt auch ein Stück weit gestiegen."
Rangnick will den Hugo machen
Sieben Siege in Folge hat das ÖFB-Team in der Verbandsgeschichte bisher nur zweimal gefeiert - vor dem unter dubiosen Umständen verlorenen WM-Halbfinale 1934 gegen Italien (0:1) unter "Wunderteam"-Trainer Hugo Meisl sowie zuletzt 2017 und 2018 beim Übergang von Teamchef Marcel Koller auf Franco Foda.
In Generalproben vor Großereignissen haben die Österreicher eine stolze Bilanz vorzuweisen: In den jeweils letzten Spielen vor den bisher zehn EM- oder WM-Teilnahmen gelangen sieben Siege. In die jüngsten beiden EM-Endrunden nahmen die Österreicher aber keine Erfolgserlebnisse mit. 2016 gab es bei der Generalprobe in Wien ein 0:2 gegen die Niederlande, 2021 ein 0:0 gegen die Slowakei.
Nach Zürich-Trip drei Tage frei
Der ÖFB-Tross hob nach dem Abschlusstraining am Freitagnachmittag von Wien-Schwechat nach Zürich ab. Vor der Abfahrt zum Flughafen informierte Rangnick im Hotel noch LASK-Torhüter Tobias Lawal, Mönchengladbach-Rechtsverteidiger Stefan Lainer und WAC-Offensivmann Thierno Ballo, dass sie es nicht ins endgültige EM-Aufgebot geschafft haben. Ihre 26 nominierten Kollegen werden nach dem letzten Testspiel in drei freie Tage entlassen, ehe sie am Mittwoch (12. Juni) im EM-Quartier in Berlin einchecken.