Denkmalgeschütztes Gebäude war Treffpunkt für Reich und Schön und Deutschlands Basis bei WM 2006 - Lagerfeld designte, Romy Schneider heiratete und die Rolling Stones wüteten.
Österreichs Fußball-Nationalmannschaft bezieht am Mittwoch ein Quartier der besonders mondänen Art. Der ÖFB-Auswahl dient das Schlosshotel Berlin als EURO-Basecamp, ein kurz vor dem Ersten Weltkrieg errichtetes Palais, das schon viele illustre Persönlichkeiten beherbergte und eine bewegte Geschichte zu bieten hat.
Olympia-Stadion nur 30 Minuten entfernt
Im Schlosshotel logierte Deutschlands Nationalteam während der Heim-WM 2006, einst waren hier auch Kaiser Wilhelm II., Robert Kennedy oder zahlreiche Hollywood-Stars zu Gast. Romy Schneider feierte an diesem Ort zwei ihrer Hochzeiten, die Rolling Stones zerschlugen im Jahr 1965 imagegerecht Vasen und Porzellan.
In den kommenden Tagen sollte es in dem denkmalgeschützten Gebäude deutlich ruhiger zugehen. Für das Team von Ralf Rangnick bedeutet das Hotel im noblen Berliner Ortsteil Grunewald einen Rückzugsort in bester Lage - obwohl das Gebäude im Grünen liegt, sind das Olympiastadion, der Trainingsplatz und auch der Kurfürstendamm in nicht einmal 30 Minuten erreichbar.
Hotspot für Reich & Schön
Das Haus wurde 1911 von einem Anwalt und Kunstsammler aus München in Auftrag gegeben, in der Nazi-Zeit unter anderem zur kroatischen Botschaft umfunktioniert und galt in den 1960er- und 1970er-Jahren unter dem Namen "Schlosshotel Gehrhus" als Hotspot für Reich und Schön. Für das aktuelle Design zeichnete weitgehend der Ende April verstorbene Schlosshotel-Besitzer, Modedesigner Patrick Hellmann, verantwortlich. Bereits 1991 war ein Redesign unter der Anleitung von Karl Lagerfeld erfolgt. Bilder von dessen Musen Claudia Schiffer, Naomi Campbell oder Linda Evangelista sind noch heute im Schlosshotel zu sehen.
Allerdings werden die Wände ab Mittwoch auch mit Familien-Bildern der heimischen Kicker geschmückt, zudem sollen diverse Motivationssprüche angebracht werden. Das Hotel, das dem ÖFB-Tross während seines Aufenthalts exklusiv zur Verfügung steht, kann mit einem Indoor-Pool und einem Fitnessraum aufwarten.
ÖFB Klarstellung zur Urlaubstracker.de-Meldung
Bei so viel Annehmlichkeiten stellt sich automatisch die Frage nach dem Preis. Die Website "urlaubstracker.de" berichtete mit Verweis auf die Kosten für eine Suite (1.262 Euro pro Nacht) vor einigen Tagen, Österreich habe die mit Abstand teuerste Unterkunft aller 24 EM-Teilnehmer gewählt. Dem widersprach der ÖFB energisch. "Kolportierte Zahlen in Zusammenhang mit dem Team Base Camp stehen in keiner Relation zum gebuchten Gesamtpaket. Dieses bewegt sich im preislichen Mittelfeld der im offiziellen Katalog der UEFA angebotenen Hotel-Arrangements", hieß es in einer Verbands-Mitteilung.