Länderspiel-Treffer

Frenkie Schinkels: "Ich weiß, wo gegen Holland das Tor steht"

24.06.2024

Mein Länderspiel-Tor gegen Oranje unter Ernst Happel

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Als kleiner Bub habe ich davon geträumt für die holländische Nationalmannschaft ein Tor zu schießen. Ich bin in Rotterdam-Süd aufgewachsen, dort ist man von Geburt an Feyennord-Fan. Als 7-Jähriger erlebte ich, wie der Fußball-Gott Ernst Happel die heutige Champions League mit meinem Klub gewann. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hätte damals nicht gedacht, dass dieser Ernst Happel – der mich „Bandit“ nannte – eines Tages für die österreichische Nationalmannschaft einberufen würde.

Am 27. Mai 1992 war es soweit. Ausgerechnet am 55. Geburtstag meines Vaters Piet durfte ich in Holland gegen mein Geburtsland einlaufen. Stellen Sie sich dieses Bild vor: Das ausverkaufte Sittard-Stadion hat mich als Verräter bezeichnet und mich mit einer Bierdusche begrüßt. Auf dem Platz standen nur holländische Millionäre, darunter der jetzige Bonds­coach Ronald Koeman, Stürmer-Ikone Marco Van Basten und Rasta-Mann Ruud Gullitt, der in der 85. Minute das 3:1 für Oranje machte. Zuvor trafen Frank Rijkaard (24.), Dennis Bergkamp (30.) und für uns Toni Polster (32). In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Auf der Trainerbank blieben Ernst Happel und sein Co Didi Constantini stoisch. Ich erinnere mich noch ganz genau: Auf der rechten Seite tankt sich Michi Baur durch und hämmert den Ball mit einer Schuss-Flanke Richtung 16-Meter.  

Wie ich den Ball gesehen habe, blieben mir zwei Optionen: Runter nehmen mit der Brust und eine Verletzung riskieren, oder mit einem Kopfball den Tormann Hans Van Breukelen das Nachsehen zu geben. Ich entschied mich für die zweite Variante. Der Ball hatte Flügel wie Max Verstappen in seinem Red Bull und landete direkt im Kreuzeck. Die 16.000 Holländer verstummten. Am Ende zogen wir mit 2:3 den Kürzen, aber jeder Oranje-Fan kannte nun meinen Namen. Nach der Partie war die Stimmung in der Kabine ruhig. In meiner lockeren Art sagte ich zum großen Ernst Happel: „Trainer. Ein bisserl früher hättest mich einwechsel können. Dann wäre es 3:3 ausgegangen.“ Der schwerkranke Happel lächelte. Ein emotionaler Moment, der mir für immer in Erinnerung bleibt. Ich hoffe, heute wird es wieder emotional, aber mit einem besseren Ergebnis.

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