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Serben mit Bullen-Abwehrchef und Grazer Vergangenheit

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Rätselraten um Arnautovic. +++ Vater der Milinkovic-Brüder spielte 2004 bei GAK-Meisterelf. +++ Spione in Wien.

Normalerweise begleitet der Kapitän den Teamchef zum letzten Medientermin vor dem Spie. Montag saß Marko Arnautovic neben Rangnick. Aber eigentlich sprechen nur emotionale Gründe, sprich seine serbischen Wurzeln, dafür, dass der 35 jährige Österreich auf den Rasen führen wird, wie es Rangnick ankündigte.

Sportlich schaut's anders aus. Da führt ganz vorn kein Weg am Duo Michael Gregoritsch/Christoph Baumgartner vorbei. Alles andere wäre nicht nachvollziehbar. Im Team spielte Arnautovic zuletzt am 12. September 2023 beim 3:1 in Schweden von Beginn an. Bei Italiens Meister Inter Mailand gehörte er in dieser Saison nur sieben Mal zu den ersten elf: Zweimal in der Champions League, fünfmal in der Serie A, davon zweimal in den letzten drei Runden. Über Pläne mit Arnautovic als Joker kann man diskutieren, die haben etwas für sich. Auch wenn Rangnick glaubt, dass Arnautovic wieder so fit ist wie in Stockholm, als er das zweite und dritte Tor erzielte. Dass Arnautovic sich zutraut, mehr als dreimal 90 Minuten zu spielen, überrascht nicht. Was Rangnick noch verriet: Gegen die Schweiz am Samstag werden zwei andere Innenverteidiger beginnen als gegen die Serben. 

Serbien 73,3 Millionen mehr wert als Österreich

In der FIFA-Weltrangliste liegt Serbien als 33. acht Plätze hinter Österreich. Der Marktwert des EM-Kaders ist aber mit 317,8 Millionen Euro um 73,3 Mio. höher. 55-Millionen-Euro-Mann Dusan Vlahovic von Juventus Turin, der in der Serie A 16 Tore erzielte, ist 55 Millionen wert.

Serbiens letzte EM-Teilnahme ist 24 Jahre her, damals noch mit dem seit 2006 unabhängigen Montenegro. Jetzt soll es trotz schwerer Gruppenauslosung (England, Dänemark, Slowenien) wieder bessere Zeiten geben.

Das Vertrauen in Teamchef Dragan „Piksi“ Stojkovic ist groß. Schon als Spieler begeisterte der 63-Jährige seine Landsleute, er war Präsident von Roter Stern Belgrad und von Serbien-Montenegro, arbeitete als Trainer in Japan und China, ehe er 2021 Teamchef wurde und die Mannschaft zur Wüsten-WM nach Katar brachte, wo es ein Vorrunden-Out setzte.

Gesetzt ist bei ihm als Abwehrchef Salzburg-Legionär Strahinja Pavlovic. Stürmer Petar Ratkov ist wie bei Österreichs Vizemeister nicht erste Wahl.

Milinkovic-Brüder mit Grazer Vergangenheit

In Wien werden nur Legionäre zur Startelf gehören, zwei wuchsen vier Jahre lang in Graz auf: der 2,02 Meter große Tormannriese Vanja Milinkovic-Savic (27), der im Nachwuchs von ManU ausgebildet wurde und seit vier Jahren bei Torino, dem Klub von Ex-Teamspieler Valentino Lazaro, unter Vertrag steht. Der zwei Jahre ältere Bruder Sergej (29) wechselte letzten Sommer nach acht Jahren bei Lazio nach Saudi-Arabien zu Al Hilal. Ablöse: 35 Millionen. Als deren Papa Nikola Milinkovic 2001 beim GAK unterschrieb (wo er 2004 unter Walter Schachner Meister wurde), waren die Buben 4 und 6 Jahre alt.

Weitere interessante Spieler bei Serbien: Linksfuß Filip Kostic zählte in Adi Hütters Trainer-Ära bei Eintracht Frankfurt ebenso zu den herausragenden Euro-Fightern (wie damals auch Martin Hinteregger), Andrija Zivkovic wurde vor zwei Wochen gemeinsam mit den Ex-Rapidlern Stefan Schwab und Thomas Murg griechischer Meister mit PAOK Saloniki. Der 35 jährige Dusan Tadic, jetzt bei Fenerbahce Istanbul, scheiterte in seiner Ajax-Amsterdam-Zeit 2015 in der Qualifikation für die Champions League an Rapid und Louis Schaub. 

Warum schickt Niederlande keinen Spion?

Zehn Tage vor dem EURO-Auftakt werden Spione unserer EM-Gegner das Testspiel gegen Serbien nützen. So lassen die Teamchefs von Frankreich (Didier Deschamps) und Polen (Michal Probierz) Rangnicks Team unter die Lupe nehmen. Nur Ronald Koeman, Cheftrainer unseres dritten EM-Gruppengegners Niederlande, fühlt sich scheinbar so sicher, dass er es (noch) nicht notwendig erachtet, Baumgartner & Co. auf die Füße schauen zu lassen.

Auch Rangnicks Scouts sind unterwegs: Thomas Eidler, Leiter der ÖFB-Trainerausbildung fliegt zu Frankreichs Tests gegen Luxemburg und Kanada in Metz und Bordeaux, Projektmitarbeiter Alexander Johannsen zu Polens Generalproben gegen die Ukraine und die Türkei in Warschau U15-Teamchef Franz Ponweiser, der letzte Trainer von Mattersburg in der Bundesliga, beobachtet Hollands Partien gegen Kanada und Island im De Kuip von Rotterdam.

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