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Warum "Hopp Schwyz" fader ist als ÖFB-Chor
30.06.2024
Die Schweizer Fans können mit unseren nicht mithalten.
Vor drei Wochen galt es noch als Schuss vor den Bug, das 1:1 von Österreich im letzten Spiel vor der EURO gegen die Schweiz in St. Gallen. Seit Samstag hat die Schweiz Österreich eines voraus: Sie steht bereits im EM-Viertelfinale. Feierte dort, wo Österreich Polen und Holland besiegte, im ausverkauften Berliner Olympiastadion, den ersten Sieg in einem Pflichtspiel gegen den desolaten Titelverteidiger Italien seit 31 Jahren, nahm Revanche für das 0:3 vor drei Jahren beim Gruppenspiel in Rom.
Fendrich viel emotionaler als Nati-Choräle
Wer beim 2:0 gegen die Squadra Azzura und bei den zwei rot-weiß-roten-Siegen vor Ort war, der muss sagen: Kein Vergleich. Auch wenn über 20.000 Schweizer Fans auf den Tribünen waren, konnte die Stimmung mit den „Ösis“ nicht mithalten. Das „Hopp Schwyz“ klang viel fader als die „Immer wieder Österreich“-Sprechchöre. Die Feiern der ÖFB-Spieler vor dem Fansektor zu Rainhard Fendrichs „I‘m from Austria“ waren um einiges emotionaler. Bei den Chorälen für die Schweizer „Nati“, wie die Eidgenossen ihre Team nennen, kamen mitunter gemischte Gefühle auf. Sollte Österreich die Türkei schlagen, werden die rot-weiß-roten Fans garantiert ihre Freude viel ausgelassener zeigen als die Schweizer.
Schweizer Vorlage für Österreich vs. Türkei
Die Mannschaften im Vergleich? Bei den Schweizern begann – anders als bei Österreich gegen Holland – nicht einmal ein Spieler aus der heimischen Liga. Einer aus der Serie A wurde zum Helden: Mittelfeldmotor Reto Freuler erzielte die Führung, die zugleich ein EM-Rekordtor war. Diesen Treffer bejubelte sein bester Freund beim FC Bologna, Österreichs Teamverteidiger Stefan Posch, vor dem Fernseher.
Denn noch keines in der EM-Geschichte fiel nach 31 (!) Pässen. Auch das 2:0 war außergewöhnlich. Weil Ruben Vargas schon nach 28 Sekunden der zweiten Hälfte traf. Mit Dan Ndoye und Michel Aebischer gab noch ein Bologna-Spieler Posch sozusagen die „Viertelfinal-Vorlage“.
Teamchef Murat Yakin war zum Unterschied von Ralf Rangnick vor der EM umstritten, es gab Diskussionen, ob man seinen Vertrag verlängern soll. Jetzt hat er das Gesetz des Handelns in der Hand: „Unsere Reise ist noch nicht zu Ende“ sagte er Samstagabend in Berlin. Den Satz würde man gerne auch in Leipzig von Rangnick hören. Ob er wie der strenge Yakin („feiern können sie nach der EM“) ein Partyverbot verhängen würde, darf bezweifelt werden.