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Rekord-Insider Peter Linden berichtet täglich live von seiner 21. Fußball-Endrunde für oe24.

Die Schweizer zeigten sich mit dem Unentschieden beim letzten Test in St. Gallen (1:1) mehr zufrieden als die Österreicher. Der Tenor bei Teamchef Murat Yakin, der 25 Jahre zuvor bei der 2:4-Niederlage in St. Gallen Spieler war, und Kapitän Granit Xhaka: „Schon lange nicht gegen einen starken Gegner so dominant aufgetreten wie in der ersten Hälfte. Noch dazu nach Österreichs schneller Führung.“
Die heuer in allen vier Spielen gelang. Beim 2:0 in der Slowakei mit dem Weltrekord-Treffer nach 6,3 Sekunden durch Christoph Baumgartner, beim 6:1 gegen die Türkei nach zwei Minuten durch Xaver Schlager nach einem abgewehrten Baumgartner-Schuss, beim 2:1 gegen Serbien durch Patrick Wimmer nach Baumgartner-Pass in der 10.Minute, gegen die Schweiz nach vier Minuten und 56 Sekunden durch das Supersolo von Baumi, der nach Zuspiel von Florian Kainz aus der eigenen Hälfte unwiderstehlich losmarschierte. Kein Schweizer konnte ihn einholen oder ablaufen.

Bei Baumi darf nichts passieren sonst...

Die Nummer 19 war sozusagen immer dabei. Da unser Neo-Goleador beim 2:0 gegen Deutschland im November 2023 das 2:0 erzielte, war es das fünfte Länderspiel hintereinander mit einem Baumgartner-Tor. Gegen die Türkei verwandelte er einen Elfmeter, den ihm der eingeteilte Elfmeterschütze, sein Freund Michael Gregoritsch überließ, zum 5:1. Damit fand Hans Krankl einen Nachfolger. Der Original-Goleador hatte während der Senekowitsch-Ära im Herbst 1976 in fünf Länderspielen hintereinander getroffen: beim 3:1 gegen die Schweiz, zweimal beim 2:4 gegen Ungarn, beim 3:0 in Griechenland, beim 1:0 zum Start in die WM-Quali gegen Malta am Sandplatz von La Valetta und beim 3:1 in Israel.

Seither ist das nur einem gelungen: Baumgartner. Teamchef Ralf Rangnick widersprach jedenfalls nicht, als Baumi als unverzichtbar bezeichnet wurde. Bei RB Leipzig wurden dem Niederösterreicher fast immer der Spanier Olmo und der Holländer Simons vorgezogen. Die sind aber in ihren Nationalteams lange nicht so wichtig wie unser Offensivmann. Man will sich gar nicht vorstellen, dass Baumgartner irgendetwas passiert, das zu seinem Ausfall führen könnte. Dann würde die Offensiv-Flaute ausbrechen.

Non-Playing-Captain Arnautovic und seine Assistenten

David Alaba zeigte in St. Gallen, dass er Non-Playing-Captain kann. Mit dem nach dem verlorenen CL-Finale noch nicht bereiten Marcel Sabitzer und dem angeschlagenen Marko Arnautovic hatte der Real-Madrid-Star noch zwei Assistenten an seiner Seite. Bei einer Unterbrechung vor der Pause war dies unübersehbar. Jeder coachte auf seine Art. Alaba lächelte, als ich ihm nachher in der Mixed Zone sagte, eigentlich sei es unglaublich, wie gut ohne ihn als Leader auf dem Rasen verteidigt wurde. In den vier Partien dieses Jahres nur drei Tore kassiert, nur das gegen die Schweiz aus dem Spiel heraus. Das spricht für Alabas Erben im Abwehrzentrum. Vor drei Wochen schien dort noch eine Problemzone zu sein, jetzt kann der Teamchef zwischen mehreren Optionen wählen: Etwa zwischen Philipp Lienhart & Gernot Trauner (wie Samstag in den ersten 66 Minuten) oder Kevin Danso & Max Wöber (spielten im Finish). Beides funktionierte. Dabei spielte Lienhart bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit Dezember erstmals mit Trauner zusammen.

Der lieferte das Comeback des Jahres. Vergessen waren die Oberschenkelprobleme vom Frühjahr bzw. der bediente Rücken. "Ich hätt auch länger spielen können", versicherte der Feyenoord-Legionär.

Auch ein Duo Lienhart-Wöber wäre eine Option, ebenso Danso &Trauner oder Danso &Lienhart oder Trauner & Wöber. Und nicht zu vergessen, dass mit Leopold Querfeld ein fünfter Innenverteidiger parat steht, auf den man sich verlassen kann. So wie Ralf Rangnick Samstag auf der Pressekonferenz über seine Innenverteidiger redete, hätte man glauben können, dass er zu Danso und Wöber tendiert.

Weil ein Linksfuss, sprich Wöber, dem Spielaufbau gut tun würde. Gesetzt sind mit Stefan Posch und Philipp Mwene die Außenverteidiger. Links gibt es mit Alexander Prass eine Alternative, rechts darf Flavius Daniliuc in der Form von Samstag keine sein. Sollte Posch ausfallen, wäre Mwene rechts und Prass links die einzige Lösung.

Punkto Aufstellung darf bis eine Stunde vor dem Start-Spiel gegen Frankreich gerätselt werden. "Wir werden sicher nicht dreimal mit der gleichen Startbesetzung beginnen", prophezeite Trauner.

"Macht das, was euch gut tut"

Mit den Worten: "Macht nur das, was euch gut tut", verabschiedete Ralf Rangnick Samstagabend seine Spieler in die drei freien Tage bis zum Treffpunkt am Mittwoch um 13 Uhr im Berliner Schlosshotel Grunewald. Fünf Stunden später beginnt Österreichs einziges öffentliches Training in der deutschen Hauptstadt im Olympiapark. Was den Spielern bis dahin gut tut, ist ihre Privatsache.

Nicht gut tat Samstag beim 1:1  gegen die Schweiz der Auftritt in der ersten Hälfte. Die Behauptung von Rangnick, dass es mit dieser Leistung zum EM-Start gegen Frankreich bitter werden würde, stimmte zu 100%.

Warum präsentierten sich Österreichs Spieler in St. Gallen zwischen der 15. Minute und dem Ende der ersten Hälfte ungewohnt leblos, kamen immer den berühmten Schritt zu spät, nicht in die Zweikämpfe? Der Teamchef fand das irgendwie menschlich verständlich. Wenn auch mit etwas weit hergeholten Erklärungen.

Zur Pause machte der genervte Teamchef in der Kabine darauf aufmerksam, dass er keinen ersten Sprint für das notwendige Pressing erkannte. Der zweite und dritte Gang würde nicht reichen, hochschalten auf den fünften und sechsten erforderlich sein. Die Botschaft, dass es mit ein bisschen nicht geht, kam an. Immerhin wurden danach Match und Gegner kontrolliert.

Rangnick fand, vielleicht habe es ein Match wie dieses vor der EM gebraucht, um ab Mittwoch hellwach zu sein, um auf vollen Touren zu marschieren. Michi Gregoritsch, der nach Laimers Auswechslung die Kapitänsschleife übernahm, behauptete selbstbewusst: "Es gibt keinen Grund, unzufrieden zu sein!" Die ÖFB-Spieler kommen ja mit der weißen Weste zur EM.

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