Geste Tausender Fans

Wolfsgruß-Skandal vor den Augen Erdogans

07.07.2024

Wie von vielen erwartet und befürchtet, nutzten vor allem Extremisten das EM-Viertelfinalspiel zwischen den Niederlanden und der Türkei aus, um es zu einer politischen Bühne zu machen. Ihr Zeichen der Einigkeit: der Wolfsgruß.

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Fußballerisch kein echter Leckerbissen, war das EM-Viertelfinale zwischen den Niederlanden und der Türkei (2:1) ein leidenschaftlicher Kampf um einen Platz unter den letzten vier Teams im Turnier. Das "Nonplusultra-Hochrisikospiel" (O-Ton der Berliner Polizei) rief aber auch Tausende Behörden auf den Plan, die für die Sicherheit der Menschen im und rund um das Stadion sorgten.

Rechtsradikaler Wolfsgruß

Wie vor dem Spiel oftmals befürchtet, zeigten unzählige sogenannte Fans aus der Türkei den hierzulande als rechtsradikal eingestuften "Wolfsgruß" - sowohl beim Fanaufmarsch als auch im Olympiastadion selbst. Aus diesem Grund löste die Polizei den Marsch frühzeitig sogar auf, da sich die Stimmung mehr und mehr aufzuheizen drohte. Als die Hymne kurz vor dem Match erklang, machte der Wolfsgruß erneut die Runde im roten Fahnenmeer.

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Hamit Altintop, seines Zeichens Vorstandsmitglied im türkischen Fußballverband, versuchte mit Aussagen "Wer die türkische Kultur nicht kennt, der weiß nicht...", "Medien, die Falschinformationen verbreiten..." und "Wir haben uns von Anfang an, glaube ich, einwandfrei verhalten..." den Skandal herunterzuspielen.

Fußball als Politikum

Im Stadion waren sowohl der türkische Präsident Recep Erdogan als auch der deutsche Fußballweltmeister Mesut Özil. Beide stehen den "Grauen Wölfen" nahe, deren Symbol eben besagter Wolfsgruß ist: Erdogans Regierung bildet eine Koalition mit MHP (der Partei der Grauen Wölfe) und Mesut Özil hat sich deren Logo gar am Körper tätowieren lassen. So ist es nur verständlich, dass sie die Kritik an der Sperre von Mittelfeldspieler Merih Demiral nicht verurteilen wollten, weil dieser für das Zeigen des Wolfsgrußes im Achtelfinale gegen Österreich für zwei Spiele gesperrt worden war.

 

Tumulte in der Fanzone

Doch nicht nur in Stadionnähe wurde provoziert, auch in der Berliner Fanzone kam es zu wüsten Szenen. Dort trafen niederländische und türkische Anhänger aufeinander, wobei nicht nur Becher, sondern auch die Fäuste flogen. Anschließend feierten die türkischen Fans bis spät in die Nacht ihre Mannschaft, die trotz der Niederlage erhobenen Hauptes nach Hause fliegen wird. Dabei wurde abermals der Wolfsgruß im großen Stil gezeigt, selbst antisemitische Sprechchöre wurden angestimmt. Vereinzelt kam es auch zu Festnahmen.

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