Für Kroatiens Fußball-Nationalteam ist der erste Titelgewinn der Verbandsgeschichte zum Greifen nahe. Mit einem 4:2-Erfolg nach Verlängerung gegen die Niederlande wurde am Mittwoch das Nations-League-Finalticket gebucht.
Großen Anteil daran hatte Luka Modric, der trotz seiner 37 Jahre das Spiel seines Teams prägte. "Nur ein Wort: gewaltig", lobte auch Niederlande-Teamchef Ronald Koeman den Real-Madrid-Star. Mit seinem Elfmetertor in der 116. Minute machte Modric alles klar.
"Es wäre so, als würde ein Traum wahr werden, wenn wir den ersten Titel mit unserem Nationalteam gewinnen würden", verlautete Modric. "Und es wäre eine unglaubliche Leistung, das Finale zu gewinnen." Ausgetragen wird es am Sonntag neuerlich im De Kuip in Rotterdam. Gegner ist entweder Spanien oder Italien. Die Kroaten haben jedenfalls den Vorteil von einem Tag mehr Pause. "Es ist jetzt wichtig, gut zu regenerieren", sagte das Offensiv-Ass, das mit Real fünfmal die Champions League gewonnen hat.
Viel steht für ihn auf dem Spiel, gibt es doch in seinem Alter nicht mehr viele Möglichkeiten, um Titel zu gewinnen. "Es wäre großartig, wenn er sich mit Gold belohnen würde", sagte Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic. Auf dem Weg dorthin könne der Mittelfeld-Regisseur der große Trumpf sein. 2018 bei der WM 2018 in Russland gab es eine 2:4-Finalniederlage gegen Frankreich, im vergangenen Dezember Rang drei bei der Endrunde in Katar. Wie es mit Modric, der schon bei der WM 2006 im Kader stand, nach dem Turnier weitergeht, ist offen. "Luka wird nach dem Finale eine Entscheidung treffen, klar ist, dass wir mit ihm viel besser sind, viel mehr Qualität haben", betonte Dalic.
»Haben Charakter gezeigt«
Das wurde auch am Mittwochabend deutlich. "Wir haben eine fantastische Leistung geboten, genau wie wir es uns vorgenommen hatten. Vielleicht nicht in den ersten 20 Minuten, danach sind wir aber immer besser und besser geworden", resümierte Modric. Den niederländischen Führungstreffer von Donyell Malen (34.) egalisierte Andrej Kramaric (55.) kurz nach der Pause. Den Elfmeter hatte Modric herausgeholt. "In der Folge waren wir am Maximum unseres Leistungslevels, haben großartig gespielt", betonte Modric.
Trotzdem kassierten die Kroaten nach dem 2:1 durch Mario Pasalic (72.) in der sechsten Minute der Nachspielzeit durch Noa Lang den Ausgleich. "Wir haben sehr gut reagiert und dann wieder Charakter gezeigt", so Modric. Bruno Petkovic (99.) nach Modric-Assist und der als "Spieler des Spiels" ausgezeichnete Modric selbst schossen den WM-Dritten ins Endspiel. Kroatien untermauerte den Ruf als Verlängerungs-Spezialist. Rechnet man die jüngsten beiden WM-Turniere sowie die EM 2021 dazu, gab es nach sieben Verlängerungen nur eine Niederlage. Viermal wurde im Elfmeterschießen die Entscheidung herbeigeführt.
Niederländer warten weiter auf zweiten Titel nach 1988
Für die Niederländer bleibt der EM-Titel 1988 weiter die einzige Trophäe, die sie gewinnen konnten. "Es hat ganz klar Momente gegeben, die uns gezeigt haben, dass wir uns steigern müssen", sagte Koeman. Die Kroaten wären ein bisschen schlauer und sicherer im Ballbesitz gewesen. "Deshalb haben sie sich insgesamt den Sieg auch verdient", gab sich der "Bondscoach" als fairer Verlierer. Wichtig sei es nun, aus solchen Partien zu lernen.
Die Stimmung rund um die "Oranjes" ist jedenfalls nicht die beste, hatte es zuvor doch mit einem 0:4 gegen Frankreich und dem mageren 3:0 gegen Gibraltar einen holprigen Start in der EM-Qualifikation und der zweiten Amtszeit unter Koeman gegeben. Als nächste Aufgaben warten im September in der EM-Quali die Duelle mit Griechenland und Irland.