Primera Division
FC Barcelona ist neuer spanischer Meister
11.05.2013
Dank eines 1:1 von Real bei Espanyol ist Barca Titel nicht zu nehmen.
In Spanien ist der FC Barcelona immer noch eine Macht. Nach der Demütigung durch Bayern München im Halbfinale der Champions League durfte das Team von Coach Tito Vilanova am späten Samstagabend - ohne selbst gespielt zu haben - vorzeitig über den 22. Meistertitel der Club-Geschichte jubeln. Verfolger Real Madrid kam bei Espanyol über ein 1:1 nicht hinaus und kann den Rückstand in seinen restlichen zwei Matches nicht mehr wettmachen. Der vierte Titel von "Barca" in den vergangenen fünf Jahren ist vor allem mit dem persönlichen Schicksal zweier Akteure verbunden - von Coach Tito Vilanova und Eric Abidal.
Real-Trainer Jose Mourinho hatte ohnehin nicht mehr an die erfolgreiche Titelverteidigung geglaubt, am Samstag hatte er schon das Cup-Finale sieben Tage später gegen Atletico im Sinn. Er ließ Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und Karim Benzema zunächst auf der Bank. So reichte es dann nur noch zum Ausgleich durch Higuain (58.). "Zuerst möchte ich Barcelona gratulieren, seinen Betreuern, Spielern, Funktionären und Fans", sagte der Portugiese denn auch gleich nach dem Match.
Barcelona kam als erst zweites Team in "La Liga" nach Real 1987/88 zu einem Start-Ziel-Sieg. Geschuldet ist die Rückeroberung des Titels im ersten Jahr nach Pep Guardiola vor allem der starken ersten Saisonhälfte. Mit einem Rekordstart (13 Siege, ein Remis) wurde der Grundstein gelegt. "Deshalb hatten die Leute den Eindruck, dass wir die Liga schon lange gewonnen hätten", sagte Vilanova schon bevor der Titel endgültig fixiert war. "Aber Real hat in der zweiten Saisonhälfte unglaublich gespielt, wenn wir nachgelassen hätten, hätten wir Probleme bekommen." Der Titel bedeute sehr viel, betonte der Coach. "Denn wir haben das vielleicht beste Real-Team der Geschichte geschlagen, das Madrid der 100 Punkte."
Messi und Co. durften nach 1:1 von Real jubeln
Die Einstellung dieses Rekords aus der vergangenen Saison war für die Katalanen noch möglich, dazu müssten sie jedoch alle vier restlichen Matches gewinnen, das Sonntagabendspiel bei Atletico Madrid eingeschlossen. "Es gibt keinen Pokal für 100 Punkte, aber wir werden es versuchen", kündigte Vilanova an.
Mittelfeldspieler Andres Iniesta hatte doppelten Grund zur Freude. "Das schönste Geschenk, 29 Jahre alt geworden und La Liga gewonnen", ließ der Spielmacher via Twitter wissen. "Das ist die Belohnung für die Arbeit des ganzen Jahres."
Nicht nur der Club selbst bezeichnete den Erfolg auf der Website als den "Tito und Abi-Titel". "Es ist nicht nur irgendein Titel, der 22. hat besondere Bedeutung, denn der Club hat zwei extrem schwierige Rückschläge überwunden", stand da zu lesen. Der 44-jährige Vilanova, der zuvor als "Co" von Guardiola 14 Trophäen in vier Jahren geholt hatte, musste sich immer wieder Behandlungen und Kontrolluntersuchungen wegen seiner Erkrankung an Ohrspeicheldrüsenkrebs unterziehen und dem französischen Abwehrspieler Eric Abidal (33) gelang nach einer im April 2012 erfolgten Lebertransplantation ein beeindruckendes Comeback.
Dass die "Blaugrana" am Ende eines Zyklus steht, wie nach dem Out gegen die Bayern mehrfach behauptet worden war, bestreitet Vilanova. "Dieses Team hat keine großen Änderungen nötig. Wir haben eine solide Basis und junge Spieler. Wir werden uns aber verstärken", hatte der Coach schon früher erklärt.
Die Finanzkraft ist allerdings limitiert. Denn vorrangiges Ziel ist es, die enormen Schulden von 334 Millionen Euro zu reduzieren, bevor man an den Neubau oder die Renovierung des Stadions in Angriff nimmt. Ein Abwehrspieler und ein Stürmer zur Unterstützung von Lionel Messi, der 40 Prozent aller Barca-Treffer erzielte, sollen jedenfalls kommen. Der Argentinier hielt nach 31 Liga-Matches bei 46 Toren, sein eigener Rekord von 50 aus der vergangenen Saison war in Reichweite.