Nächste Eskalationsstufe im Kuss-Skandal um den spanischen Fußball-Verbandspräsidenten. Am Samstag wurde Luis Rubiales von der FIFA für 90 Tage gesperrt. Zudem treten aus Solidarität mit Jennifer Hermoso fast das gesamte spanische Trainerteam, sowie Nationalspieler Borja Iglesias zurück.
Vor einer Woche küsste Rubiales bei der Siegerehrung nach dem gewonnen WM-Finale Kapitänin Jennifer Hermoso auf den Mund. Seit dem hagelt es weltweit Kritik. Am Freitag erwarteten viele den Rücktritt des 46-Jährigen. Stattdessen lehnte der "Ekel-Küsser" diesen ausdrücklich ab. Auch nach der vorläufigen Suspendierung durch den Fußball-Weltverband FIFA will Rubiales weiterhin um seine Position kämpfen. Der Spanier ist allerdings für alle fußballbezogenen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt. Die Sperre gilt vorläufig für 90 Tage, abhängig vom Disziplinarverfahren, das die FIFA gegen ihn eingeleitet hat. Gleichzeitig ordnete der Weltverband an, dass der Bösewicht weder persönlich noch durch eine dritte Person Kontakt zu Nationalspielerin Jennifer Hermoso oder ihrem direkten Umfeld aufnehmen darf. Für zahlreiche Sportler und die spanische Regierung ist das zu wenig.
Kapitänin bricht Schweigen zum Kuss-Eklat
Hermoso selbst reagierte am Freitag auf Rubiales' Rücktritts-Verweigerung mit einer ausführlichen Stellungnahme, die deutlicher kaum hätte sein können. "Ich habe mich verletzlich und als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe. Einfach ausgedrückt: Ich wurde nicht respektiert", schrieb die 33-Jährige auf Instagram.
Doch Hermoso ist nicht allein. Aus Protest gegen den Verbandschef trat das frischgebackene Weltmeisterteam in den Streik. Die Forderung: "Nach allem, was bei der Frauen-Weltmeisterschaft passiert ist, wollen wir klarstellen, dass alle unterzeichnenden Spielerinnen nicht in der Nationalelf antreten werden, wenn die aktuelle Führungsriege im Amt bleibt". Auch der spanische Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda sowie sein fast gesamter Trainerstab erklärten ihren Rücktritt.
Einem reicht es besonders. Der männliche Nationalspieler Borja Iglesias will, dass Rubiales sein Amt komplett verliert. Aus dem Grund verkündete auch der Betis-Sevilla-Kicker via Social Media seinen Team-Rücktritt: "Als Fußballer und als Mensch fühle ich mich durch das, was heute passiert ist, nicht repräsentiert. Deshalb habe ich beschlossen, nicht in die Nationalmannschaft zurückzukehren, bis sich die Dinge ändern und diese Art von Handlungen nicht ungestraft bleiben". Sportministerin Miquel Iceta bekräftigte, dass sich die Regierung um eine rasche Entfernung von Rubiales aus dem Amt bemühe.
Borja Iglesias hat die Schnauze voll.
Verband bezichtigt Hermoso der Lüge
Doch als wäre das nicht schon genug, bezichtigte der spanische Fußballverband RFEF Hermoso der Lüge und drohte ihr rechtliche Schritte an. Der RFEF bezeichnete die Darstellung von Hermoso, der Kuss des umstrittenen Präsidenten Luis Rubiales bei der WM-Siegerehrung sei nicht in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, als Lüge. Um dies zu untermauern, veröffentlichte der Verband vier Fotos, die belegen sollten, Hermoso habe Rubiales im Überschwang des Jubels hochgehoben, ihn an sich gezogen und dem Kuss zugestimmt. Auch Rubiales selbst hatte sich bei einer Rede vor der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes am Freitag in Madrid als Opfer dargestellt.
Spanischer Verband ruft Krisensitzung ein
Der spanische Verband RFEF ladet am Montag ab 16 Uhr die Regionalverbände zu einer Dringlichkeitssitzung ein. Man werde die gesamte Situation analysieren, heißt es in der Einladung. Die Sitzung sei auf Initiative von Interimspräsident Pedro Rocha anberaumt worden. Er gilt als enger Vertrauter von Rubiales. Laut Medien geht es nicht um grundlegende Entscheidungen, sondern um das Tagesgeschäft in der Übergangsphase.