Nach Aus beim HSV

Fix! Paul Scharner beendet Karriere

02.09.2013

"Aus Respekt zu mir selbst und meiner Familie."

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Viel wurde spekuliert, seit Montagabend ist es offiziell. Die aktive Profi-Karriere von Paul Scharner ist zu Ende. Der 33-jährige Defensivspieler bestätigte in Interviews mit dem ORF sowie Servus TV seinen Rücktritt. "Ich habe mich dafür entschieden, meine Karriere zu beenden. Aus Respekt zu mir selber und meiner Familie", sagte der Ex-ÖFB-Teamkapitän, der zum vierten Mal Vater wird.

"Kuddelmuddel"
Schon seit dem FA-Cup-Sieg mit Wigan Athletic am Ende der vergangenen Saison sowie seines halbjährigen Leih-Gastspiels beim englischen Premier-League-Absteiger habe er mit dem Gedanken gespielt. "Nach dem Sieg ist zum ersten Mal der Gedanke in mir hochgekommen, eventuell mit einem großen Erfolg Schluss zu machen. Das Kuddelmuddel beim HSV hat meine Entscheidung beschleunigt", erklärte der Niederösterreicher.

Die endgültige Entscheidung fiel allerdings erst am (heutigen) Montag, nach einem intensiven Gespräch mit seinem Mentalcoach Valentin Hobel. "Wir sind verschiedene Szenarien durchgegangen und das Aufhörszenario ist es geworden", verriet Scharner.

Der Zukunft blickte der Abwehrspieler gelassen entgegen. "Mit meiner Abfindung lässt es sich ganz gut leben, ich habe meine Forderungen durchgesetzt. Sportlich wäre es für mich aber viel interessanter gewesen", sagte Scharner.

Der Purgstaller stand zuletzt beim Bundesligisten Hamburger SV unter Vertrag. Der eigentlich bis 2014 laufende Kontrakt war vor einer Woche nach heftigen Streitigkeiten aufgelöst worden. Scharner kassierte eine Abfindung von etwa 500.000 Euro. Vorausgegangen waren massive Differenzen zwischen Scharner und dem Verein, für den er nur vier Bundesligaspiele bestritt. Scharner war von Trainer Thorsten Fink aus dem Profikader ausgemustert und in die zweite Mannschaft verbannt worden, wollte dort aber nicht trainieren.



"Im Sommer hat mir der Trainer in einem Gespräch zugesichert, dass alle bei Null beginnen. Das habe ich für bare Münze genommen und englische Aufgaben abgeblockt. Dann wurde mir mitgeteilt, dass ich nur mehr fünfter Innenverteidiger bin, ein Monat später ist das Interesse von Hull City gekommen, das wäre ein einfacher Ausweg für den HSV gewesen. Ich habe das Angebot aber aus familiären Gründen und weil mir zugesichert worden war, dass ich eine faire Chance bekomme, abgelehnt", erzählte Scharner.

Die Sache mit dem HSV war ein unrühmliches Ende einer durchaus erfolgreichen Karriere, die ihn von Österreich nach Norwegen, England und Deutschland geführt hatte. "Ich habe mich nicht verbiegen lassen und trotzdem eine halbwegs respektable Karriere hingelegt", war Scharner durchaus stolz. Seine Teamära mit 40 Spielen zwischen April 2002 und August 2012 ordnete er in die Kategorie "Haßliebe" ein.

Die Entwicklungen im Profi-Geschäft findet er alles andere als positiv. "Der Fußball hat sich komplett zum Geldbusiness entwickelt. Interessen der Spieler sind oft zweitrangig", sagte der 40-fache ÖFB-Teamkicker. Bestes Beispiel ist der Rekordtransfer von Gareth Bale von Tottenham zu Real Madrid um 100 Millionen Euro. "Das Business ist vollkommen krank. Wie Vereine in Zeiten einer Finanzkrise mit Geld um sich werfen, das ist unglaublich", gab Scharner seine Sicht preis.

Wie es mit dem nunmehrigen Ex-Kicker weitergeht ist noch vollkommen offen. "Ich werde jetzt definitiv einmal abtauchen, wie lange wird man sehen. Ich genieße jetzt einmal die freie Zeit mit der Familie", lässt Scharner alles auf sich zukommen.

 

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