Wer wird Nachfolger?

Knalleffekt: Deutschland feuert Bundestrainer Flick

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Wie der DFB am Sonntagnachmittag verkündete, ist Hansi Flick (58) nicht mehr Bundestrainer. 

Wolfsburg. Rund acht Monate vor der Fußball-EM hat der taumelnde Gastgeber Deutschland die Reißleine gezogen und sich von Trainer Hansi Flick getrennt. Am Tag nach der 1:4-Niederlage gegen Japan zog der Verband die Konsequenzen und beendete die Amtszeit des 58-Jährigen nach zwei Jahren und 25 Spielen. Interimsweise übernehmen die beiden Sportdirektoren Rudi Völler, 19 Jahre nach dessen Rücktritt als Teamchef, und Hannes Wolf sowie Ex-Nationalspieler Sandro Wagner.

Der mit acht Siegen in seinen Job gestartete Flick schien nach der dritten Niederlage in Folge nicht mehr haltbar. Das 1:4 gegen Japan am Samstag war das fünfte sieglose Spiel in Folge und damit eine Fortsetzung des rapiden Abwärtstrends unter Flick. Schon am Dienstag wartet das Duell mit Vizeweltmeister Frankreich.

"Die Gremien waren sich einig"

"Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf laut Mitteilung. "Wir brauchen mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht. Für mich persönlich ist es eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen Amtszeit." Der sportliche Erfolg habe "oberste Priorität. Daher war die Entscheidung unumgänglich", sagte Neuendorf. Ein Nachfolger Richtung Heim-EM 2024 soll laut Verband "zeitnah" präsentiert werden.

Laut der Bild-Zeitung und der Funke-Mediengruppe soll sich der DFB jetzt sehr um Julian Nagelsmann bemühen. Der 36-Jährige war beim FC Bayern vom Hof gejagt worden und ist auch vertraglich noch an die Münchner gebunden. Gehandelt werden mehrere Namen. Jürgen Klopp wird bei Liverpool verehrt. Ralf Rangnick arbeitet erfolgreich mit Österreich. Und Stefan Kuntz, dem Flick vorgezogen worden war, trainiert die Türkei.

Wird Oliver Glasner neuer Bundestrainer?

Zu haben wäre mit Oliver Glasner ein Oberösterreicher, der Eintracht Frankfurt 2022 zum Europa-League-Triumph führte. Der 49-Jährige, der nach seinem Aus bei der Eintracht im Sommer pausiert, wurde nicht zuletzt von der Tageszeitung Bild ins Spiel gebracht und wäre ein absolutes Novum: Noch nie wurde die DFB-Elf von einem ausländischen Trainer geführt.

"Ich finde, wir machen es gut, und ich bin der richtige Trainer." Das war der Satz von Flick, der bleiben wird von diesem Wochenende in Wolfsburg. Ein Wochenende, an dem die tiefgreifenden Probleme, die Risse und der desolate Zustand der DFB-Auswahl deutlich wurden wie beim desaströsen Vorrunden-Aus bei der WM vor neun Monaten in Katar. Damals hatte der DFB an Flick festgehalten, verbessert hatte sich seitdem nichts - im Gegenteil. Drei Niederlagen nacheinander gab es zuletzt vor knapp 40 Jahren.

Völler übernimmt vor Duell mit Frankreich

"Wir sind überzeugt von dem, was wir machen. Deswegen geht es auch so weiter für mich", hatte Flick am Samstagabend noch gesagt. Er durfte am Sonntagvormittag noch das Training leiten, dann aber kam es anders. Wie im Jahr 2000, als Völler in einer tiefen Krise eingesprungen war, setzt sich der einstige Weltmeister auch jetzt wieder auf die Bank.

Der Teamchef, seine wieder von ihm mit Experimenten überforderte Mannschaft, der DFB - das Gesamtbild war neun Monate vor der Heim-EM besorgniserregend. Völler sprach vor dem Training zu den Fans, sagte, es sei "selbstverständlich, dass wir uns hier stellen". Flick sagte nichts mehr.

"Es geht nicht darum, mit dem Finger auf den Trainer oder sonst jemanden zu zeigen", sagte Joshua Kimmich, der in Flicks gescheitertem Systemexperiment eine zentrale Rolle gespielt hatte. Der Bayern-Profi machte es als in den Spielaufbau einrückender Rechtsverteidiger gar nicht so schlecht, als Team gelang aber gar nichts. Dazu kamen "individuelle Fehler", wie Flick beklagte. Allen voran vom Dortmunder Nico Schlotterbeck, der dennoch lange auf dem Platz bleiben durfte.

"Am Ende des Tages müssen wir dem Trainer vertrauen"

"Am Ende des Tages müssen wir dem Trainer vertrauen, dass er die richtigen Entscheidungen trifft, dass er weiß, was richtig und gut für die Mannschaft ist", sagte Kimmich. Sie "müssen" ihm vertrauen - Überzeugung klingt anders. "Die Japaner spielen eine gute Rolle und gehören aktuell sicher zu den Top 10, Top 15 der Welt. Und wir gehören da aktuell nicht rein", sagte Rückkehrer Thomas Müller. Allenfalls in der Theorie. "In der Praxis sieht es anders aus."

Die internationale Häme ("Desaster für Deutschland", "Bizarrer Führungsstil", "Mega-Krise") trifft den DFB vor dem EM-Weltereignis im eigenen Land hart. Am Sonntag urteilten auch die Ehemaligen abstrafend. "Diesen ganzen Ballbesitzfußball kannst du in die Mülltonne klappen. Das ist nicht die Mannschaft, die ich mir vorstelle, dass sie die Wende schafft", sagte Rekordnationalspieler Matthäus. Aus Neu-Delhi meldete sich Bundeskanzler Olaf Scholz, der im Interview bei Welt TV angab, "traurig" wegen der DFB-Auswahl zu sein.

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