Team-Chaos
Ministerin brachte Les Bleus zum Weinen
21.06.2010
Roselyn Bachelot hielt Kabinen-Brandrede und gewann Herzen der Spieler.
Nach den Chaos-Tagen im französischen WM-Team wird der Skandal ein politisches Nachspiel haben. Unabhängig vom Ausgang des dritten Gruppenspiels am Dienstag gegen Gastgeber Südafrika soll eine "unabhängige Kommission" die WM-Blamage untersuchen, teilte Sportministerin Roselyn Bachelot mit. Zuvor hatte sie die französischen Nationalspieler mit einer emotionalen Brandrede zum Weinen gebracht - und die Medien der "Grande Nation" stehen hinter ihr. "Roselyn National-Trainerin", forderte am Dienstag gar die Zeitung "Ouest-France".
"Moralisches Desaster"
Nach den Vorfällen beim
Vizeweltmeister war die 63-jährige Ministerin am Montagabend am Rande der WM
in Südafrika ungewöhnlich hart mit den Profis um Franck Ribery ins Gericht
gegangen. "Es ist ein moralisches Desaster für den französischen Fußball",
sagte sie auf einer Pressekonferenz in Blomfontein. Wenige Stunden zuvor
hatte Bachelot den Profis hinter verschlossenen Türen ins Gewissen geredet.
"Sie haben applaudiert und geweint", verriet sie nun.
Sportministerin als Motivations-Coach
Im Auftrag von
Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte die Ministerin ihren Aufenthalt in
Südafrika verlängert, um dem Chaos beim Weltmeister von 1998 ein Ende zu
setzen. "Gebt alles, setzt euch ein" - in bester Trainermanier appellierte
sie vor dem letzten Vorrundenspiel am Dienstag gegen Gastgeber Südafrika an
die daheim von Politikern und Medien, aber auch von Vertretern der
Fußballszene scharf angeprangerten Profis. "Die Spieler haben das Image
Frankreichs angekratzt. Sie können nicht länger die Helden unserer Kinder
sein." Sie müssten "den guten Namen des französischen Teams
wiederherstellen".
Spieler weinten
Nach Angaben von Bachelot kamen den
Nationalspielern die Tränen, als sie ihnen vom französischen Rugby-Star
Raphael Ibanez erzählte. Vor einem Spiel gegen die als nahezu unschlagbar
geltenden "All Blacks" aus Neuseeland habe er seinen Kameraden folgende
Botschaft geschrieben. "Wie wollt ihr, dass man uns in Erinnerung behält?"
Daraufhin habe Frankreich dieses "nicht zu gewinnende Spiel" doch gewonnen.
Gegen Südafrika müssten die Franzosen nun in erster Linie "mit Herz und
Seele spielen".
Auch Nationaltrainer Raymond Domenech kritisierte sein Team hart. "Das war eine unbeschreibliche Dummheit", sagte er vor dem Duell mit Südafrika über den Trainings-Boykott vom Sonntag. Er schloss nicht aus, dass der eine oder andere Spieler von sich aus nicht antreten wolle. Nur mit einem Sieg gegen Südafrika und Schützenhilfe von Mexiko oder Uruguay konnte der Ex-Weltmeister am Dienstagabend noch das Achtelfinale der WM erreichen.