Trainer beschimpft

Franzosen schmeißen Anelka aus dem Team

19.06.2010

Mon dieu! Stürmer soll Teamchef in der Pause "Hurensohn" genannt haben. Jetzt zerfleischt sich das Team. Kapitän spricht von einem 'Verräter' in der Mannschaft.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Die französische Zeitung "L'Equipe" hat in ihrer Samstag-Ausgabe für Aufsehen gesorgt. In großen Lettern steht auf der Titelseite eine heftige Beleidigung, die Stürmer Nicolas Anelka Nationaltrainer Raymond Domenech an den Kopf geworfen haben soll. Anelka soll den Coach als "Sohn einer Hure" bezeichnet und eine ebenso derbe wie profane Beschimpfung folgen lassen haben.

Außer Kontrolle
Beleidigende Zitate auf der Titelseite einer renommierten Sportzeitung sind äußerst selten. Der Ausspruch trieb wohl so manchem Radio-Sprecher die Schamesröte ins Gesicht, als am Samstagmorgen der "Grande Nation" das Neuste aus Südafrika berichtet wurde. "Les Bleus" sind nach dem 0:2 gegen Mexiko offenbar völlig außer Kontrolle geraten.

Ausraster in der Pause
Laut "L'Equipe" sei Domenech beim Halbzeit-Stand von 0:0 gegen die Mittelamerikaner auf Anelka zugegangen und habe ihm die taktische Anweisung gegeben, nicht zu weit vorne stehen zu bleiben. Daraufhin habe Anelka seinen Trainer beleidigt, worauf ihm Domenech entgegnet habe: "Okay, du gehst raus." In der zweiten Halbzeit wurde der Chelsea-Stürmer durch Andre-Pierre Gignac ersetzt.

Gallas mit dem "Stinkefinger"
Anelka sei aber nicht der einzige Franzose gewesen, der sich völlig daneben benommen habe, so "L'Equipe" weiter. William Gallas, der schon vor WM-Beginn mitgeteilt hatte, dass er gegenüber den Medien kein Wort sagen würde, zeigte einem Journalisten des Fernsehsenders TF1 den Mittelfinger, als dieser ihm das Mikrofon hinhielt.

WM für Anelka beendet
Am Samstag zog Domenech die Konsequenz aus Anelkas unmöglichen Verhaltens: Er schickte den Chelse-Stürmer nach Hause. Anelka werde schon am Sonntag Südafrika verlassen und nach Frankreich zurückfliegen, so der Fernsehsender "Canal +".

Evra: "Wir haben Verräter unter uns"
Patrice Evra, Kapitän der französischen Mannschaft, ist erbost, dass ein Teammitglied der "L'Equipe" gesteckt hat, was sich in der Pause des WM-Spiels gegen Mexiko in der Kabine der "Bleus" abgespielt hat. "Ich bin sehr betroffen, weil wir bereits nach dem Match gegen Mexiko ein großes Problem hatten, das sich nun vergrößert hat", erklärte Evra am Samstagabend bei einer Pressekonferenz. "Das Problem von Frankreichs Mannschaft ist nicht Anelka, sondern der Verräter, der sich unter uns befindet. Er muss aus der Gruppe eliminiert werden."

"Es war ja keine kleine Maus bei uns in der Kabine. Das muss also von jemandem gekommen sein, der zu unserem Team gehört und damit Frankreichs Mannschaft schaden will", betonte Evra. Auch Anelka deutete einen "Verrat" an. Gegenüber der Zeitung "France Soir" (Online-Ausgabe) räumte der 31-Jährige zwar ebenfalls ein, dass er mit Domenech "eine lebhafte Diskussion" gehabt habe. Das gehöre allerdings "zu den Geheimnissen einer Umkleidekabine". Er respektiere die französische Mannschaft und seine Teamkollegen und habe die "Equipe Tricolore" in keiner Weise destabilisieren wollen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel