Meister Sturm schießt die Bullen in die Krise.
Sturm Graz geht als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga in die Länderspielpause. Der Titelverteidiger lieferte am Sonntag zum Abschluss der 9. Runde eine Machtdemonstration ab und entschied den Schlager gegen den ehemaligen Serienchampion Red Bull Salzburg in der Merkur Arena mit 5:0 (2:0) für sich. Herausragender Akteur war der 21-jährige Däne Mika Biereth, der nach einem Triplepack (30., 50., 62.) mit sieben Saisontoren die Führung in der Liga-Schützenliste übernahm.
Eingeleitet hatte den Sieg Malick Yalcouyé bereits in der 15. Minute. Für den Schlusspunkt sorgte Emanuel Aiwu (76.). Den Gastgebern gelang damit eine sehenswerte Reaktion nach der zweiten Niederlage im zweiten Champions-League-Spiel, dem 0:1 gegen Brügge am Mittwoch in Klagenfurt. Salzburg hingegen enttäuschte auf allen Ebenen, war im Offensivspiel ideenlos und defensiv mit der Grazer Offensivwucht richtig überfordert. Die Folge war die höchste Liga-Niederlage seit dem 0:7 gegen Rapid am Ostersonntag 2008.
Bullen in der Krise
Wenige Tage nach dem CL-0:4 gegen Stade Brest gab es noch mehr Gegentore. Der frühere Liga-Dominator hat nur zwei der jüngsten acht Pflichtspiele gewinnen können, und eines davon war der Cup-Pflichtsieg gegen Regionalligist Wiener Viktoria. Viermal gab es dabei eine Niederlage. Auf den erst im Sommer gekommenen Coach Pepijn Lijnders wartet deshalb eine ungemütliche Länderspielpause.
Sein Team, bei dem noch dazu Leandro Morgalla und Amar Dedic vorzeitig angeschlagen den Platz verließen, fiel auf Rang fünf zurück, sechs Zähler fehlen auf die Grazer, die allerdings zwei Spiele mehr ausgetragen haben. Sturm hat einen Zähler mehr als Verfolger Rapid auf dem Konto. Am 19. Oktober geht es mit dem Grazer Derby gegen den GAK weiter, Salzburg hat da Altach zu Gast.
Salzburg-Sportdirektor Bernhard Seonbuchner wollte vor der Partie von einer schlechten Stimmung bei den Salzburgern oder einer kleinen Krise nichts wissen. Auf dem Platz wirkte das aber ganz anders. In den ersten 45 Minuten brachten sie nur einen ungefährlichen Schuss aufs Tor. Die Grazer dominierten das Geschehen dank Aggressivität, starkem Pressing und Spielfreude nach Belieben.
Schon in der siebenten Minute rettete eine knappe Abseitsstellung von Seedy Jatta die Salzburger vor dem frühen Rückstand. Salzburg-Kapitän Janis Blaswich, der neuerlich den Vorzug gegenüber Alexander Schlager erhalten hatte, hatte Glück, der Schuss aus spitzem Winkel ins kurze Eck wäre haltbar gewesen. Nicht der Fall war das in der 15. Minute als Yalcouyé nach einem Kopfball-Klärungsversuch von Samson Baidoo mit vollem Risiko mit links von knapp außerhalb des Strafraums abzog und das 1:0 erzielte.
Salzburg chancenlos
Vier Minuten später fing der deutsche Schlussmann eine Hereingabe des starken Jatta am kurzen Eck ab (19.). Ein Kopfball von Tochi Chukwuani fand nicht den Weg ins Tor (25.). Das 2:0 war aber nur kurz aufgehoben. Nach Flanke von Dimitri Lavalee köpfelte Biereth wuchtig an die Innenstange, der Ball prallte unglücklich auf Blaswich, der ihn nur ins eigene Tor ablenken konnte. Spätestens dann wirkte Salzburg angezählt, verunsichert und hatte Glück nicht höher in Rückstand zu geraten.
In der 38. Minute bewahrte Blaswich sein Team mit guten Paraden bei Abschlüssen von Lavalée und Jatta vor Gegentor Nummer drei. Jatta verfehlte aus guter Position das Tor deutlich (45.+1). Lijnders versuchte mit der Hereinnahme von Kamil Piatkowski für Hendry Blank für mehr Stabilität in der Abwehr zu sorgen. Der Schachzug ging aber auch nicht auf. Der Pole leitete mit einem Fehlpass auf Chukwuani das 0:3 ein, der Ball landete schnell bei Biereth, der von außerhalb des Strafraums genau ins Eck traf.
Der Däne hatte damit vor etwas mehr als 15.000 Zuschauern noch nicht genug, musste nach Böving-Idealflanke aus kürzester Distanz nur vollenden. Böving leitete auch den fünften Treffer ein, sein Corner fand den Kopf von Aiwu. Blaswich konnte den Ball an die Latte lenken, von dort landete er hinter der Linie. Salzburg blieb auch in den zweiten 45 Minuten ohne Torchance. Aufseiten von Sturm könnte es eine grandiose Abschiedsvorstellung unter Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker gewesen sein, sein Wechsel zum deutschen Bundesligisten 1899 Hoffenheim soll kurz bevorstehen.