Das 339. Wiener Derby hat zwar keinen Sieger, dafür aber Werbung für den heimischen Fußball gebracht.
Rapid und die Austria trennten sich am Sonntag vor 26.000 Zuschauern im ausverkauften Allianz Stadion in einer spektakulären Partie mit einem 3:3-Unentschieden. Neben sechs Toren sorgten auch zwei Ausschlüsse sowie strittige VAR-Entscheidungen für Aufregung, am Ende wirkten die Gastgeber mit der Punkteteilung etwas glücklicher als die "Veilchen".
3:3 - Kein Sieger im Wahnsinns-Derby zwischen Rapid und Austria
Während Rapid-Coach Zoran Barisic nach dem Schlusspfiff zu Protokoll gab, "eher mehr zufrieden als unzufrieden" zu sein, trauerte Austria-Trainer Michael Wimmer zwei verlorenen Punkten nach. Es sei "ärgerlich, dass wir den Sieg nicht nach Hause gespielt haben", sagte der Deutsche.
Bruch im Spiel
Seine Truppe lieferte in der ersten Hälfte eine starke Leistung ab und ging dennoch nur mit einem 2:2 in die Pause. "Wir haben uns die Gegentore selbst gemacht", haderte Wimmer. Kurioserweise schwand die Überlegenheit der Violetten mit der Roten Karte für Rapids Denso Kasius in der 47. Minute. Wimmer: "Da ist ein Bruch ins Spiel gekommen. Wir sind passiv geworden und waren nicht mehr mutig, es hat von draußen nicht so ausgesehen, als ob wir einen Mann mehr hätten."
Trotzdem schien Haris Tabakovic mit dem 3:2 für die Gäste (78.) zum Matchwinner zu avancieren, ehe Marco Grüll einen Freistoß versenkte (83.). Drei Minuten später sah Austrias Doppeltorschütze Gelb-Rot. Von einer Fehlentscheidung wollte Tabakovic danach nicht sprechen. "Aber er (Anm.: Rapids Leo Querfeld) war auch mit dem Körper sehr tief."
Trotz seiner beiden Treffer erklärte der Goalgetter, er sei ob des verpassten Sieges "genervt". Wimmer teilte diese Ansicht. "Wir haben uns wieder nicht belohnt." Dabei wäre ein später "Lucky Punch" der Austria möglich gewesen, doch eine Attacke von Ferdy Druijf an Manfred Fischer im Strafraum wurde vom VAR nicht geahndet. "Das war eigentlich eine identische Situation zu letzter Woche in Salzburg. Da habe ich gesagt, 50:50, dabei bleibe ich jetzt. Aber wenn es einen Elfer gibt, kann sich keiner beschweren", erklärte Wimmer.
Seine Mannschaft verpasste in allen drei Meistergruppen-Partien - davor beim Heim-2:2 gegen den LASK und beim Auswärts-3:3 gegen Salzburg - durch ein spätes Gegentor einen vollen Erfolg. Das Torverhältnis von 8:8 in den Spielen seit der Teilung könnte auf eine starke Offensive und eine wackelige Abwehr hindeuten. "Aber ich glaube nicht, dass wir die Defensive vernachlässigt haben. Wir sind einfach in gewissen Situationen unkonzentriert. Wenn man nicht aktiv genug ist, haben alle Mannschaften die Qualität, dass sie Tore machen", betonte Wimmer und ergänzte: "Ich spiele lieber 3:3 als 1:1."
Rapid zeigt Moral
Sein Club muss am kommenden Sonntag daheim gegen Austria Klagenfurt auf die gesperrten Tabakovic und Dominik Fitz verzichten, bei Rapid fehlt im Auswärtsmatch gegen den LASK aus dem gleichen Grund neben Kasius und Thorsten Schick auch Top-Torschütze Guido Burgstaller. "Das schmerzt, aber er hat sich eine Pause verdient. Jetzt kann er sich ausrasten, damit er noch fitter zurückkommt, und ein Kollege von ihm bekommt eine Chance", meinte Barisic.
Mit einer Moral wie im Derby könne auch der Ausfall des Kapitäns kompensiert werden, gab sich der Trainer überzeugt. "Was mir taugt ist, dass die Mannschaft nie aufgibt. Es zeichnet die Jungs aus, dass wir schwer zu besiegen sind." Die Einstellung und Mentalität seiner Truppe sei in Unterzahl "unglaublich" gewesen. "Es ist echt super, wie die Jungs zusammengehalten haben. Das ist das, was der Rapid-Fan sehen will."
Was die grün-weißen Anhänger wohl weniger gern sehen, sind diverse Statistiken. Rapid hat gegen die Austria auch im elften Derby im Allianz Stadion nicht gewonnen und wartet gegen den Erzrivalen seit zehn Matches auf einen Sieg. Als Trost blieb die Tatsache, den Zuschauern ein "Fußballfest" (Barisic) geboten zu haben. Ein weiterer positiver Aspekt war das Ausbleiben von Ausschreitungen im Stadion.