Vorstand Krisch spricht offen:

Austria: Kampf mit Altlasen und Investorsuche

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Sportlich frönt die Austria dem Jugendstil, hinter den Kulisse plagen die Wiener jedoch Altlasten.  

Der kommende Mittwoch wird für den finanzielle gebeutelten Club zum nächsten Stichtag. Die Bundesliga erwartet von der Austria den Jahresabschluss sowie einen Liquiditätsbericht für die laufenden Saison. Die Violetten nehmen dabei eine Verlängerung der Frist um fünf Tage in Anspruch. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Ein Investor soll Entspannung am Verteilerkreis bringen.

Man arbeite "mit Hochdruck" daran, die geforderten Unterlagen der Liga nachzureichen, sagte Gerhard Krisch vor dem 2:2 gegen die Admira am Samstagabend. "Die Liga schaut sicher sehr genau hin aufgrund der Vorgeschichte. Auf Wienerisch gesagt: Es ist keine g'mahte Wiesn", meinte der Vorstand der Austria gegenüber der APA. Er bestätigte auch, dass die Suche nach externen Geldgebern mit Nachdruck am Laufen ist.

Zehn potenzielle Investoren

"Mittlerweile habe ich viele Gespräche mit unterschiedlichen Interessenten geführt. Einen Vertrag mit einem Investor abzuschließen wird ein bisschen dauern. Aber es ist unser Ziel, ein Grundsatz-Commitment bis spätestens Jahresende zu erreichen", berichtete Krisch. Im Sky-Interview sprach er von zehn potenziellen Investoren, mit denen Kontakt aufgenommen wurde. Darunter befindest sich auch der Spanier Ivan Bravo. Der Geschäftsmann war einst bei Real Madrid in der strategischen Planung tätig und wechselte danach nach Katar in die Aspire Academy. Dort ist er nach wie vor als Generaldirektor tätig.

Der Einstieg eines Investors - bis zu 49,9 Prozent der AG-Anteile kann die Austria verkaufen - war schon vor einem Jahr großes Thema in Wien-Favoriten. Eine Rückblende: Im November 2020 kam durch den Jahresabschlussbericht der Liga ans Tageslicht, dass die Austria Verbindlichkeiten in der Höhe von 78 Millionen Euro angehäuft hat. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die "Veilchen" ein Minus von 18,8 Mio. Euro an. Als Retter in höchster Not wurde im vergangenen März die Lifestyle-Gruppe Insignia präsentiert. Gespräche mit Bravo sollen davor abgebrochen worden sein.

Schlechte Stimmung wegen »Insignia«

Von den großspurigen Ansagen von Insignia ist wenig geblieben. Finanzielle Zusagen des "strategischen Partners" wurden offenbar nie eingehalten. Die Lizenz wurde erst im zweiten Anlauf dank finanzieller Mittel der "Freunde der Austria" erlangt. Hinter den Kulissen soll es rumoren. Den Insignia-Vertrag hatte noch Markus Kraetschmer ausgehandelt, das Arbeitsverhältnis mit Krisch ist unterkühlt. Der georgische Partner um Patron Michael Surguladze soll versucht haben, clubintern gegen den Vorstand Stimmung zu machen. Wie der "Kurier" (Samstag-Ausgabe) berichtete, sollen nur noch der Verwaltungsratsvorsitzender Robert Zadrazil - Vorstandsvorsitzender von Austrias Kreditgeber Bank Austria - und dessen Stellvertreter Andreas Rudas am Deal mit Insignia festhalten wollen.

Immerhin sind nun wieder Gespräche am laufen. "Ein Ziel ist es, den mittlerweile lange diskutierten Sponsoringvertrag unter Dach und Fach zu bringen. Bisher ist uns das noch nicht gelungen", berichtete Krisch. "Sollte es so sein, dass man keine Lösung findet, muss man über einen Ausstieg nachdenken." Der Vertrag mit Insignia wurde vorerst für ein Jahr abgeschlossen, demnach wäre eine Trennung frühestens im Frühjahr 2022 möglich.

Maßnahmen zur Besserung

Krisch ist nun fast ein halbes Jahr im Amt. Am 1. Mai trat er den Vorstandsposten gemeinsam mit Kraetschmer an. Zwei Monate später trennte sich der Club von seinem langjährigen Manager. Krischs Resümee der vergangenen Monate: "Ich habe gewusst, dass es eine herausfordernde Aufgabe wird. Ich habe nun einen guten Überblick, wo die Austria heute wirtschaftlich steht." Nun gelte es, Maßnahmen zu ergreifen.

"Wir haben uns in den letzten Monaten mit Lösungsmöglichkeiten beschäftigt und jetzt gilt es, an diesen mit Nachdruck zu arbeiten", so Krisch. Neben der Suche nach einem Geldgeber muss die Austria Stabilität schaffen, im operativen Geschäft positiv bilanzieren. Außerdem wird daran gearbeitet, gemäß dem Modell von Vizepräsident Raimund Harreither Geld über lokale Sponsoren - eben die "Freunde der Austria" - aufzutreiben. Eines weiß Krisch: "Natürlich werden uns die Altlasten auch die nächsten Jahre noch begleiten."

Hoffnung gibt der Blick auf das Spielfeld. Dort präsentierte sich gegen die Admira der 17-jährige Ziad El Sheiwi als Austrias jüngstem Startelf-Spieler seit der Einführung der Bundesliga 1974. Auch im sportlichen Bereich braucht die Austria Zeit, um den Weg der Jugend weiterzugehen. Trainer Manfred Schmid forderte angesichts des fünften sieglosen Heimspiels in dieser Saison einmal mehr Geduld ein: "Grundsätzlich verspüre ich eine positive Stimmung, dass der Weg den Fans auch gefällt. Auch wenn kurz nach Schlusspfiff der eine oder ander enttäuscht ist. Die Fans sind schon überzeugt, dass hier etwas entstehen kann." 

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