'Ausnahmezustand'
Bundesliga-Klubs wollen sportliche Entscheidung
18.03.2020Hartberg-Obmann Korherr: 'Jetzt ist nicht der Zeitpunkt um über Geld und Budgets zu reden'.
Die Fußball-Bundesliga-Clubs hoffen, dass die Coronavirus-Pandemie in einem Monat soweit überstanden ist, dass wieder an Training gedacht und im Mai gespielt werden kann. "Wir wollen unbedingt noch Meisterschaftsspiele in dieser Saison sehen", betonte Hartbergs Obmann und Sportchef Erich Korherr mit Blick auf den Liga-Beschluss, der die Saison bis Mai unterbrochen und bis 30. Juni verlängert hat.
Korherr merkte auch an, dass sogar noch ein späterer Beginn als Anfang Mai für die jeweils noch zehn ausstehenden Runden der Meister- und Qualifikationsgruppe möglich sei. Man brauche nach einer solchen Pause rund zwei Wochen, damit die Mannschaft wieder halbwegs in Schuss sei. "Wenn die gesundheitlichen Probleme gelöst sind, kann man auch ab Mitte Mai bis Ende Juni die Meisterschaft zu Ende spielen." Beim Wegfall der Länderspieltermine und des Europacup-Play-offs könnte sogar der 27. Mai reichen, wenn man nur noch englische Wochen - also zwei Partien pro Kalenderwoche - ansetzt.
Ausnahmezustand für Land und Leute
Korherr betonte, dass es nicht nur verfrüht, sondern vor allem unangebracht sei, über Finanzielles zu sprechen. "Wichtig ist, dass alle gesund bleiben. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt um über Geld und Budgets zu reden", sagte der Steirer. WAC-Präsident Dietmar Riegler sprach von einem "Ausnahmezustand" für Land und Leute. "Natürlich wollen wir alle die Meisterschaft fertig spielen", sagte er, äußerte aber große Zweifel: "Denn das Virus wird auch vor den Spielern nicht Halt machen."
Auch Markus Kraetschmer, Vorstandsvorsitzender von Austria Wien, wies auf den Ernst der Lage hin. "Trotz größtem Optimismus wird es aber noch Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern, bis wir uns alle wieder im Normalbetrieb stabilisiert haben. Aus sportlichen sowie wirtschaftlichen Gründen ist es jedenfalls unser Ziel, dass die Saison fertig gespielt werden kann", bekräftigte der 48-Jährige.
"Noch viele Unbekannte in unseren Rechenspielen"
Man werde nun die aktuelle Entwicklung tagtäglich intensiv beobachten und entsprechend neu bewerten. "Demnach werden wir uns spätestens in zwei Wochen wieder abstimmen und das weitere Programm für die aktuelle und die nächste Saison definieren", erklärte Kraetschmer mit Blick auf Anfang April, blieb aber gleichzeitig Realist. "Den Prognosen der Behörden und Verbände folgend, wird es sicherlich eine Mammut-Aufgabe, das Modell umzusetzen. Aber es ist machbar." Austria-Sportvorstand Peter Stöger pflichtete Kraetschmer bei: "Wir müssen akzeptieren, dass es im Moment immer noch viele Unbekannte in unseren Rechenspielen gibt."
Für Rapids Sportdirektor Zoran Barisic sind "sportliche Überlegungen momentan tatsächlich zweitrangig". Seine Spieler seien "natürlich mit professionellen Heimprogrammen versorgt, die aber ein Mannschaftstraining am Platz nie adäquat ersetzen können", erläuterte der 49-Jährige. Die grün-weißen Profis arbeiten vorerst in allen Bereichen so professionell weiter, wie es die Rahmenbedingungen erlauben, um möglichst bereit zu sein, wenn der Trainingsbetrieb auf dem Rasen wieder aufgenommen werden kann.
"Fußball ist derzeit tatsächlich und verständlicherweise völlig in den Hintergrund gerückt, wir hoffen, dass unser Sport bald wieder die schönste Nebensache der Welt sein und der Kampf gegen das Coronavirus gewonnen wird, denn Gesundheit ist absolut das Wichtigste", betonte Barisic.