Schon beim letzten Wiener Derby sorgten Fans und Spieler für einen Eklat mit homophoben Gesängen. Vor dem Duell am Sonntag hörte man von einem Lerneffekt, von dem während dem Spiel nichts mehr zu sehen oder hören war.
Das 342. Wiener Fußballderby war eines, das noch länger tiefe Spuren hinterlassen wird. Nachdem Grün-Weiß am 25. Februar mit einem 3:0 den ersten Heimsieg gegen die Austria im Allianz Stadion gefeiert hatte, sorgten homophobe Schmähgesänge einiger Rapid-Akteure für einen Eklat. Anschließend begann im Verein ein Reflexionsprozess. "Alle können sich sicher sein", meinte Trainer Robert Klauß vor der Neuauflage am Sonntag, "dass wir sehr sensibilisiert sind vom letzten Spiel".
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Es waren keine Nebendarsteller, die bei den Feierlichkeiten mit Fans nach dem Derby-Triumph im Winter verbal entgleisten, sondern Gesichter des Vereins in der Öffentlichkeit: Kapitän Guido Burgstaller etwa, Topscorer Marco Grüll, Torhüter Niklas Hedl, Routinier Maximilian Hofmann, Co-Trainer Stefan Kulovits und vor allem Geschäftsführer Steffen Hofmann, unabhängig von seinem aktuellen Titel die Integrationsfigur bei den Grün-Weißen schlechthin. Für ihre Beteiligung an den tiefen Schmähungen des Lokalrivalen fassten die Protagonisten unterschiedlich lange Sperren aus. Der Bundesliga-Strafsenat sprach zudem einen Punkteabzug aus und verhängte eine Geldstrafe in der Höhe von 170.000 Euro. Der unbedingte Abzug von zwei Punkten, der mit Beginn der neuen Saison schlagend geworden wäre, wurde Anfang Juli zwar aufgehoben, es gibt aber weiterhin einen bedingten Abzug von einem Punkt - der Club spielt also nach wie vor auf Bewährung.
Fan-Entgleisung auch dieses Mal
Vor diesem Hintergrund will man sich als Verein erneute Negativschlagzeilen dieser Art ersparen. Trainer Klauß habe die Geschehnisse vom 25. Februar in der Vorbereitung auf das Derby gegen die Austria am Sonntag "gar nicht" thematisiert. Die Spieler wurden schließlich im Rahmen eines Maßnahmenkatalogs gegen Diskriminierung schon seit dem Frühjahr geschult und sensibilisiert. "Wir haben Workshops gehabt, wir haben sehr viele Maßnahmen ergriffen, wir haben sehr viel reflektiert im Verein, viele Gespräche geführt", erklärte der Trainer. "Ich glaube, dass das einen sehr wichtigen und guten Lerneffekt hatte." Bei den Fans appelliere man an die Vernunft, betonte Sport-Geschäftsführer Markus Katzer.
Doch genau davon war während des Spiels nichts mehr zu sehen oder zu hören. Nicht nur einmal schallten homophobe Gesänge durch das Weststadion. Diesmal waren es zwar keine aktiven Spieler oder Vereinsmitglieder, von dem angekündigten Appell an die eigenen Fans war allerdings keine Spur mehr.