oe24-Interview mit Rapid-Legende
Keglevits: ''Feldhofer sollte sofort zurücktreten''
16.09.2022Wenn es um seinen Herzensklub geht, nimmt Rapid-Legende Christian Keglevits kein Blatt vor den Mund.
Als Stammgast in Hütteldorf schüttelt „Kegerl“ bei fragwürdigen Entscheidungen immer wieder den Kopf. Beim ServusTV-Besuch im Hangar-7 sprach der frühere Rapid-Stürmer (247 Spiele/74 Tore) nicht nur bei der Trainerfrage Klartext: „Ich würde ihn (Feldhofer, d. Red.) sofort zurücktreten lassen.“ oe24 hakte beim 61-jährigen Burgenländer nach.
oe24: Herr Keglevits, wie schlimm steht es aktuell um Rapid?
Christian Keglevits: Wir haben eine eklatante Führungskrise. Wichtige Entscheidungen können nicht tagesaktuell getroffen werden, weil das Präsidium durch die erzwungenen Rücktritte (von Präsident und Geschäftsführung, d. Red.) gehemmt ist. Es schaut so aus, als wäre Rapid führungslos, was sportliche Agenden betrifft. Wenn man z. B. der Meinung ist, dass auch der sportliche Geschäftsführer ausgetauscht gehört, weil er der Hauptschuldige ist, wird sich das der jetzige Präsident nicht mehr antun.
oe24: Sie sprachen von einem Selbstreinigungsprozess der Fanklubs, den Rapid anzetteln sollte, um Ordnung zu schaffen. Wie könnte das funktionieren?
Keglevits: Man müsste zu den Fanklubs gehen, sie ins Boot holen und ihnen klar machen, dass das so nicht geht. Die haben genug vernünftige Menschen dabei.
oe24: Immer wieder taucht der Name Steffen Hofmann als möglicher Vermittler auf. Welche Rolle könnte er übernehmen?
Keglevits: Ich bin froh, dass wir so eine Integrationsfigur im Verein haben. Ich denke, dass er was bewegen kann. Er ist aber noch sehr jung und braucht noch Zeit, um sich als Persönlichkeit zu entwickeln. Man soll ihn nicht verheizen.
oe24: Wieso trauen Sie Trainer Feldhofer nicht zu, den Karren noch aus dem Sumpf zu ziehen?
Keglevits: Ich sehe zurzeit keinen einzigen Spieler, der zu hundert Prozent ankommt. Ich halte die Rotation in so einem frühen Stadium der Meisterschaft für einen Fehler und manche spielentscheidende Entscheidungen, bei denen er meiner Meinung zu oft falsch gelegen ist. Da besteht Handlungsbedarf.
oe24: Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass der Trainer nach dem Salzburg-Spiel gehen muss, sofern da kein Wunder passiert ...
Keglevits: Wenn das die allgemeine Meinung ist, geht das auch in die Köpfe der Spieler rein, und das ist kein guter Boden, um Leistung zu bringen.
oe24: Dann könnte wieder Barisic übernehmen. Trauen Sie ihm zu, dass er mit dieser Aufgabe fertig wird?
Keglevits: Er hat ja schon einmal einen sehr guten Job als Trainer gemacht, ist aber dann auf massiven Druck der Fan-Gruppierung quasi zum Rücktritt gezwungen worden. Dabei hat er wenige Wochen davor einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Sie haben ihn rausgeworfen, weil sie mit seiner Spielweise nicht zufrieden waren. Und das ist der einzige Vorwurf, den ich Zoki damals gemacht habe: Dass er immer auf den Verein und die Einnahmen geschaut hat. Er hätte sagen müssen: Ich brauche bessere Spieler, weil ich möchte Meister werden. Das wäre zum damaligen Zeitpunkt möglich gewesen. Da hat er sich zu sehr an den Verein angepasst.
oe24: Jetzt ist das nicht mehr möglich?
Keglevits: Wie ich schon gesagt habe: Man muss sich von der Idee verabschieden, Salzburg-Jäger sein zu wollen. Die sind nicht eine, sondern 20 Nummern zu groß. Aber wenn man schon davon redet, dass Geld Tore schießt wie in Salzburg, frage ich mich: Warum sind wir nicht dauernd Zweiter und warum sind wir nicht jedes Jahr im Cup-Finale? Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Aber wir verlieren viel zu viele Punkte gegen jene Gegner, die ein kleineres Budget haben als wir. Wir machen auf allen Gebieten zu viele Fehler, auch beim Besetzen von wichtigen Positionen. Warum ist Christoph Freund zum Beispiel als Sportdirektor in Salzburg gelandet und nicht bei uns?