Happy Birthday
Dauerbrenner Baur wird 40
15.04.2009
LASK-Abwehrboss plant nach Saisonschluss Karriereende.
Am Donnerstag feiert Michael Baur seinen 40. Geburtstag. Ein biblisches Alter für einen Fußballer, für einen Feldspieler noch dazu. Seine Karriere, die fast 19 Bundesliga-Saison umspannte, neigt sich freilich ihrem Ende zu - mit Saisonende kehrt der LASK-Akteur dem Sport den Rücken. Dem heimischen Fußball wird er die eindrucksvolle Marke von über 560 Bundesligaspielen hinterlassen.
Schon bei WM 1990 dabei
Baur hat keine eigene Homepage. Und in
Sachen Social-Networking ("Facebook") überlässt er anderen das Feld. In
Zeiten penibel aktualisierter Spieler-Blogs ist auch das ein untrügliches
Zeichen für weit fortgeschrittenes Kicker-Alter. Ein weiteres: Baur und die
italienische Abwehr-Legende Paolo Maldini sind die wohl einzigen noch
Aktiven, die schon an der WM 1990 teilgenommen haben - wenngleich der
Tiroler damals nicht zum Einsatz kam.
Liga-Oldie
Nach Altach-Tormann Josef Schicklgruber (41) ist Baur
der älteste Spieler der Liga, nur Teamkollege Ivica Vastic, der im September
seinen 40er feiert, kann da noch einigermaßen mithalten. "Irgendwann ist
Schluss", sagte sich Baur schon im vergangen Sommer, als er beim LASK ein
letztes Mal verlängerte. Das Karriereende ist unausweichlich mit dem 31. Mai
verbunden, dem letzten Saisonspiel der Linzer in Mattersburg. Geht alles
gut, wird Baur dann 567 Bundesliga-Partien in den Beinen haben und in der
"ewigen" Einsatzrangliste nur knapp hinter Heribert Weber (571) zu liegen
kommen.
Happel als erster Mentor
19 Jahre, 7 Monate und 16 Tage werden
dann vergangen sein seit dem Bundesligadebüt des damals 20-Jährigen im Dress
des FC Tirol im Oktober 1989. "Der Baur spielt die nächsten fünf Spiele.
Egal, ob er gut oder schlecht ist", soll Trainerlegende Ernst Happel nach
der Partie gesagt haben. "Dabei war ich mir gar nicht gleich sicher, ob er
mich gemeint hatte", erinnert sich Baur. Denn das Happelsche Idiom, eine
Mischung aus niederländisch und wienerisch, ließ aus dem "Baur" einen "Bur"
werden.
Die "Verständigungsschwierigkeiten" legten sich, für Baur wurde der "Wödmasta" zur prägenden Figur in der ersten Bundesligazeit. "Er war das Beste, was mir damals passieren konnte. Weil er uns sehr viel Disziplin gelehrt hat." Oder einfach nur deshalb, weil er ihm beim Spaziergang vor dem Spiel sein Hausrezept mitgab: "Brauchst kan Beistrich in der Hosen haben."
Keine übertriebene Härte
Hatte er auch so gut wie nie.
Baur war stets kompromisslos, verzichtete aber auf übertriebene
Härteeinlagen. Zwölfmal wurde er des Feldes verwiesen, nur viermal sah er
Rot. Seit seinem Debüt gehörte er zum Innsbrucker Fixinventar, unter Happel
ebenso wie unter Dietmar Constantini, Hans Krankl oder Joachim Löw. Am Inn
feierte er auch seine größten Erfolge, holte vier Meistertitel und einen
Cupsieg.
Vom Stürmer zum Verteidiger
Der junge Baur träumte freilich
noch von einer Karriere in der Offensive. Auch der FC Tirol holte den
30-fachen Torschützen des Sportvereins Innsbruck wohl in der Absicht, den
Angriff zu verstärken. Happel aber dachte ihm die Rolle des Vorstoppers zu.
Sein damaliger Mannschaftskollege, der 1994 verstorbene Bruno Pezzey,
unterstützte den Jungspund. "Er war eine Riesenhilfe, ich habe selten einen
gesehen, der ein Spiel so lesen kann", erinnert sich Baur, der schon bald
den Typus eines vielseitigen Verteidigers verkörperte, bei dem auch der Sinn
für das Angriffsspiel nicht verkümmert war. "Ich habe die offensiven
Qualitäten beibehalten, das hat mir sehr geholfen."
Seinen Offensivdrang konnte er freilich zeitweise im defensiven Mittelfeld ausleben. "Das Wichtigste ist immer die Mannschaft", sagt der verhinderte Goalgetter, der nie mit selbstdarstellerischen Qualitäten oder Schlagzeilen abseits des Rasens auffiel und sich an die veränderten taktischen Gegebenheiten bis hin zur Viererkette stets anzupassen wusste.
Im Ausland gescheitert
Mehr Probleme bereiteten ihm seine
Auslandsengagements. Das erste "Abenteuer" in Japan, eine Fahrt ins Blaue,
wurde 1997 zum viermonatigen Kurzgastspiel bei den Urawa Red Diamonds ("Das
Leben war schwierig"), auch die Saison 2002/03, die er unter Kurt Jara beim
HSV verbrachte, gehört mit nur zehn Einsätzen zu den unrühmlichen Kapiteln
in seinem Leben. "Das ist unglücklich verlaufen. Vorher habe ich immer fix
gespielt, ich habe die Welt nicht mehr verstanden."
Sein bitterster Moment? "Ich trauere dem schon nach, dass ich nie in der Champions League spielen durfte", gibt Bauer zu, für den die vertane Chance unweigerlich mit dem Zusammenbruch des FC Tirol verbunden ist. Gut sind ihm die Momente des schicksalshaften Quali-Spiels gegen Lok Moskau im September 2001 in Erinnerung. "Das war das erste Mal, dass ich nach einer Niederlage geweint habe, weil ich gewusst habe, jetzt wird alles zusammenbrechen." Bis zum finanziellen Kollaps dauerte es dann auch nur noch wenige Monate. "Mir hat das irrsinnig wehgetan, wie die Spieler belogen worden sind."
Zukunftspläne offen
Schon im Juni wird das Profigeschäft,
das stete Auf- und Ab, der Vergangenheit angehören. "Ich brauche eine Zeit
lang Abstand, ich habe mich in all den Jahren etwas aufgerieben", sagt Baur,
für den eine Rückkehr in den Fußball trotz A-Trainerlizenz alles andere als
sicher ist. "Ich bin kein Fußball-Besessener, der jeden Tag stundenlang
Spiele im TV schaut." Genauso gut könne es ihn als Wirt auf die Alm
verschlagen. Genauer gesagt in die Kitzbüheler Alpen, wo der zweifache Vater
mit seiner Frau auf 1.820 m das "Bergrestaurant Westendorf Choralpe"
betreibt.
Noch allerdings liegt die Wahrheit auf dem Platz, so wie für Paolo Maldini. Der hat übrigens auch keine Homepage.